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Vereinigung: Zwei Berliner Orchester sollen fusionieren

In Berlin wird die Fusion zweier Orchester vorbereitet: Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (DSO) und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) sollen zur Saison 2011/12 zusammengelegt werden. Deutschlandradio-Chef über die Pläne.

Das neue Orchester soll RSB-Chefdirigent Marek Janowski leiten. Die beiden Mehrheitsgesellschafter der Rundfunkorchester und -Chöre GmbH (ROC), der Bund und das Deutschlandradio, befürworten die Fusion. Mit Willi Steul, seit dem 1. April 2009 Intendant des Deutschlandradios, sprach Christine Lemke-Matwey.

Herr Steul, Sie denken ausgerechnet jetzt, da der Etat der ROC um sechs Millionen Euro erhöht werden wird, über Strukturveränderungen nach?

Wer unsere Ensembles liebt, der muss sich erst einmal bedanken, beim Land Berlin, beim Bund, beim RBB und bei uns: Wir alle wollen die Zuwendungen erhöhen. Die ROC war zwar nicht insolvent, aber so gut wie pleite. Stimmt das Berliner Abgeordnetenhaus am Donnerstag zu, ist dies nun endgültig abgewendet. Für drei Jahre.

Noch einmal: Wollen Sie wirklich Orchester zusammenlegen?

Ich halte eine Vereinigung von DSO und RSB vor allem künstlerisch für notwendig. Eine Entscheidung ist nicht gefallen, sie kann auch nicht ohne eine breite Diskussion getroffen werden. Wir haben aber jetzt einen Kairos ...

... der Zeitpunkt scheint Ihnen günstig, weil Ingo Metzmacher seinen Vertrag als Chefdirigent beim DSO nicht verlängert hat ...

... eine Situation, die so schnell nicht wiederkehrt. Wir haben die Mittel für die nächsten drei Jahre gesichert und damit endlich Handlungsspielraum. In beiden Orchestern sind wichtige Spitzenpositionen derzeit nicht besetzt. Das DSO muss einen neuen Chefdirigenten verpflichten – und zwar bald! Jetzt können wir handeln, dann erst wieder in Jahren. Das DSO und mit Marek Janowski auch das RSB befinden sich auf einer glänzenden Höhe. Die Frage ist jedoch: Wollen wir mit einem Orchester dauerhaft in die Champions League aufsteigen oder in wenigen Jahren mit zwei Orchestern um den Erhalt in der Bundesliga bangen?

Aus zwei mach eins: Braucht Berlin neben den Philharmonikern und der Staatskapelle wirklich ein drittes Spitzenorchester?


Die Frage gebe ich zurück: Braucht Berlin zwei gute Orchester? Exzellente Konkurrenz ist immer gut.

Ist Marek Janowski der richtige Mann für den neuen Posten? Programmatisch verlassen Sie damit den Weg, den Kent Nagano und Ingo Metzmacher beim DSO eingeschlagen haben.

Marek Janowski ist der ausgewiesenste Orchesterpädagoge, den Sie heute haben können. Ein solches Projekt ist nur mit einer profilierten Persönlichkeit zu schaffen. Ich bin sehr glücklich, dass Herr Janowski diese Herkulesarbeit schultern würde. Weder Nagano noch Metzmacher wären für diese Arbeit geeignet. Und was das Künstlerische betrifft: Die Handschrift des neuen Klangkörpers wird sich erst noch entwickeln. Wir dürfen nicht vom Status quo ausgehen.

Wie viele Musiker werden Sie entlassen?


Keinen einzigen. Wir haben momentan zusammen rund 180 Stellen besetzt. Beide Orchester spielen mit Aushilfen. Sollte es tatsächlich zu einer Fusion kommen, was ich mir sehr wünsche, dann wird es sich um ein Orchester mit 120, 125 Planstellen handeln. Den Überhang von 40, 50 Musikern werden wir mühelos beschäftigen können, wir brauchen ja keine Aushilfen mehr. Außerdem dürfte es auch künstlerisch reizvoll sein, in unterschiedlichen Formationen zu spielen.

Die Musiker des DSO und des RSB sind sich nicht eben herzlich zugetan ...

Musiker sind immer problematisch, sonst wären sie nicht gut. Aber letztlich geht es ihnen um die Musik. Ich bin sicher, sie werden die Chance erkennen, die in dieser neuen Konstruktion liegt.

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