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Kultur: Zehn Tage in Europa

Überpünktlich: Berlinale-Wettbewerb komplett

Filmfestivalmacher feilen meist bis zur letzten Minute an ihrem Programm. Die für ihr Organisationstalent allseits gerühmte Berlinale dagegen ist dieses Jahr bereits sensationelle drei Wochen vor ihrem Start am 10. Februar fertig – und meldete gestern unauffällig Vollzug. 21 Filme werden im Wettbewerb laufen, fünf weitere kommen außer Konkurrenz hinzu. Insgesamt werden 16 Weltpremieren im Hauptprogramm gezeigt.

Eröffnet wird die Berlinale, wie berichtet, mit Régis Wargniers AbenteuerEpos „Man to Man“. Den Schlusspunkt markiert am 20. Februar, außer Konkurrenz, Bill Condons in Amerika bereits heftig umstrittenes Sexualforscher-Biopic „Kinsey“. Aus Amerika kommen außerdem Wes Andersons Unterwasser-Komödie „The Life Aquatic“, Mike Mills’ Debüt „Thumbsucker“ um einen drogensüchtigen Teenie und Paul Weitz’ „In Good Company“, eine Story aus dem Sportjournalisten-Milieu. Außer Konkurrenz ist Andy Tennants romantische Komödie „Hitch“ zu sehen.

Amerikanisch produziert ist auch Raoul Pecks „Sometimes in April“ über den Bürgerkrieg in Ruanda. Die Folgen dieses Kriegs stehen ebenfalls im Zentrum des außer Konkurrenz gezeigten „Hotel Rwanda“ von Terry George. Aus Südafrika kommt Mark Dornford-Mays „Carmen“-Adaption aus den Townships.

Frankreich ist mit Alain Corneaus „Les mots bleus“, Jacques Audiards „De battre mon cœur s’est arrêté“ und Robert Guédiguians Mitterrand-Porträt „Le promeneur du Champ de Mars“ vertreten. Hinzu kommt André Téchinés Liebesdrama „Les temps qui changent“.

Wie bereits berichtet, treten drei deutsche Filme im Wettbewerb an: Marc Rothemunds „Sophie Scholl“, Christian Petzolds „Gespenster“ und Hannes Stöhrs „One Day in Europe“.

Großbritannien ist außer Konkurrenz mit Chris Terrios Debüt „Heights“ vertreten. Außerdem ist von dort David Mackenzies „Asylum“ eingeladen. Aus Italien kommt Stefano Mordinis Debüt „Provincia Meccanica“. Ermanno Olmi, Abbas Kiarostami und Ken Loach sind die Regisseure des außer Konkurrenz gezeigten „Tickets“, dessen drei Episoden alle in einem Zug nach Rom spielen.

Der dänische Wettbewerbsbeitrag ist Jacob Thuesens Familiendrama „Anklaget“, auch dies ein Regiedebüt. Als europäische Dreiländer-Koproduktion gilt Hany Abu-Assads „Paradise Now“ über die letzten Stunden zweier palästinensischer Selbstmordattentäter. Russland präsentiert Alexander Sokurows Film „Solnze“, Taiwan ist mit Tsai Ming-Liangs „The Wayward Cloud“ vertreten. Aus Japan kommt das Samurai-Drama „The Hidden Blade“ von Yoji Yamada, aus China „Peacock“ von Gu Changwei.

Auch die Nebenreihen Panorama und Forum sind weitgehend komplett. Im Panorama dominieren die Dokumentarfilme, etliche widmen sich politischen Themen. Zu den 18 Dokumentationen zählen Lutz Hachmeisters „Goebbels Experiment“, Rosa von Praunheims „Männer, Helden und schwule Nazis“, Tamara Trampes und Johann Feindts Tschetschenien-Doku „Weiße Raben“ sowie „Inside Deep Throat“ über den legendären ersten Pornofilm. Zu den populären Panorama-Höhepunkten zählt Kevin Spaceys „Beyond the Sea“ über die Swing-Legende Bobby Darin, aus Deutschland kommt „Keine Lieder über Liebe“ mit Heike Makatsch und Jürgen Vogel. Das Forum gibt sich mit rund 40 Beiträgen deutlich verschlankt und verjüngt: Die Hälfte der Filme stammt von Regisseurinnen.

Kleine Pikanterie am Rande: Während die Berlinale, wie berichtet, ihren Wettbewerb dem Blockbuster-Regisseur Roland Emmerich zur Chef-Begutachtung anvertraut, meldete gestern das Festival von Cannes, es habe Emir Kusturica als Jury-Präsident verpflichtet. Der wilde Autorenfilmer aus dem einstigen Jugoslawien verkündete sogleich, er werde eindeutig das „Ästhetische und Künstlerische“ ins Zentrum rücken. jal/chp

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