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Berlin gilt noch immer als die wichtigste Club-Metropole in Deutschland.

© dpa/Sophia Kembowski

Tanzen muss man sich leisten können : Werden Berliner Clubs wirklich zu teuer?

Viele sagen, regelmäßig feiern zu gehen, könnten sie sich nicht mehr leisten – das Berliner Nachtleben sei nicht mehr erschwinglich. Drei Experten schätzen die Lage ein.

Die Eintrittspreise für Berliner Clubs sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Viele können sich einen Clubbesuch nicht mehr leisten. Welche Folgen hat das für die Clubkultur? Drei Expert:innen schätzen die Lage ein. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Es ist ein Teufelskreis

Die Thematik bezüglich angemessener Eintrittspreise für Berliner Clubs ist äußerst komplex. Hierbei gilt es eine Vielzahl von Einflussfaktoren zu berücksichtigen, zu denen unter anderem die steigenden Energie- und Lebensmittelkosten, höhere Ausgaben für Personal und Künstler:innen sowie drastisch gestiegene Mietpreise gehören.

Infolge sämtlicher finanzieller Belastungen, sehen sich viele Clubs und Veranstalter:innen gezwungen, diese in Form gestiegener Eintrittspreise auszugleichen, denn auf institutionalisierte Förderungen kann die Clubkultur bisher nicht setzen.

Es steht außer Frage, dass die zunehmenden Eintrittspreise eine soziale Kluft innerhalb der Clubkultur generieren, da sich viele Menschen aufgrund der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten einen Clubbesuch nicht mehr leisten können.

Daraus resultiert ein Rückgang der Besucher:innenanzahl, was wiederum zur Folge hat, dass Clubbetreiber:innen über geringere Einnahmen verfügen und erneut mit gesteigerten Kosten konfrontiert sind. Es ist regelrecht ein Teufelskreis. 


Als Künstler konzentriert man sich auf eine Veranstaltung

Seit fast zehn Jahren bin ich regelmäßig in den Berliner Clubs unterwegs – als DJ, aber auch als Gast. Das Publikum hat sich seither gewandelt, jedoch ist es aus der Künstlerperspektive schwer einzuschätzen, worin die Ursachen dafür liegen. Sicherlich tragen die erhöhten Lebenshaltungskosten entscheidend dazu bei, anders als noch vor einigen Jahren, kann sich nicht mehr jeder so einen Clubbesuch (regelmäßig) leisten.

Dadurch machen sich auch soziale Unterschiede im eigenen Bekanntenkreis bemerkbar. Die Steigerung der Preise, sowohl in Bezug auf den Eintritt als auch an der Bar, führen gemeinsam mit den durch Corona ausgebliebenen Aufträgen und dadurch aufgebrauchten Ersparnissen dazu, dass man sich als Künstler statt mehreren Events an einem Wochenende, auf nur eine bestimmte Veranstaltung konzentriert.

Früher waren viele Berliner Clubs bis zum Closing randvoll, mittlerweile ist es keine Seltenheit mehr, dass trotz hochwertigem Line-up (auch außerhalb Berlins) ein Auftritt vor halb leerem Club zu Ende geht – oder gar frühzeitig beendet wird.


Kulturpolitische Förderung ist wichtiger denn je

Berliner Clubs sind spätestens seit April 2022 teurer geworden. Einen Club zu mieten kostet im Schnitt fast ein Drittel mehr als vor drei bis vier Jahren. Die Ticketpreise stiegen um mindestens 25 Prozent, nicht zuletzt, weil das Vorverkaufsgeschäft von wenigen Monopolen mit willkürlicher Preispolitik betrieben wird.

Hinzu kommt, dass viele Beschäftigte im Eventsegment während der Pandemie umgeschult haben, also für diesen Markt verloren sind. Aber es gibt noch nicht der freien Marktwirtschaft unterworfene Strukturen, Venues mit DIY-Ethos, Solidarität und Idealismus.

Einige programmorientierte Veranstalter:innen existieren auch durch kulturpolitische Fördermaßnahmen und können so das Preisniveau halten. Das ist wichtiger denn je, denn Menschen, die sich hohe Eintrittspreise nicht leisten können, werden immer mehr ausgeschlossen.

Viele Veranstalter:innen reagieren auch mit Staffelpreisen: Neben dem regulären Preis können finanzstarke Besucher:innen einen Soli-Preis bezahlen, der wiederum die Gäste mitfinanziert, die weniger bezahlen.

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