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Musikerin Janelle Monáe startete ihre Karriere in Atlanta und lebt heute in Los Angeles.

© WARNER MUSIC

Neues Album „Age of Pleasure“: Janelle Monáe feiert eine queere Pool-Party

Sexy, Schwarz, selbstbewusst: Die US-amerikanische Musikerin Janelle Monáe lässt auf ihrem vierten Album die alten Sci-Fi-Konzepte hinter sich und beglückt mit einem lustvollen Sommeralbum.

„Nein, ich bin nicht mehr dieselbe“, gleich fünfmal hintereinander betont Janelle Monáe ihre Verwandlung im Intro des Eröffnungssongs. Damit auch wirklich allen ab der ersten Minute ihres vierten Studioalbums klar ist, dass sie sich endgültig von dem afrofuturistischen Konzept verabschiedet hat, mit dem sie ihre Musik seit dem Start ihrer Karriere Ende der zehner Jahre überformt hatte.

Diese Absetzbewegung von ihren Sci-Fi-Geschichten hatte schon beim Vorgängerwerk „Dirty Computer“ (2018) begonnen, doch erst jetzt hat Monáe ihr Androiden-Alter-Ego Cindi Mayweather endgültig zum Mond geschossen – und das „Age Of Pleasure“ ausgerufen. Zur Feier dieses neuen Zeitalters der Freude schmeißt sie eine Pool-Party.

Zu besichtigen im Video zur Single „Lipstick Lover“, in dem sie sich zu den Reggae-Klängen des Songs mit ihrer größtenteils weiblichen Gästeschar sehr sexy am und in einem Schwimmbecken bewegen. Zum Auftakt gibt eine junge Frau Monáe einen Kuss auf den Mund, weitere von und für die Musikerin folgen. Besungen werden die Küsse ebenfalls: „I like lipstick on my neck/ Hands around my waist so you know what’s comin’ next/ I wanna feel your lips on mine“.

Der teils verpixelte Clip ist eine explizit queere und exklusiv Schwarze Angelegenheit, was auch für die gesamte Platte gilt. Sie erscheint nicht zufällig im Pride Month Juni (bei Warner Music). Janelle Monáe definiert sich als non-binär und pansexuell, fühlt sich also selbst keinem Geschlecht zugehörig, aber von Menschen aller Geschlechter angezogen.

Als Pronomen nennt sie „she/her“, „they/them“ und „free-ass motherfucker“. In den Texten der neuen Songs gibt es immer wieder Bezüge auf queeren Sex, inklusive bisexueller Polyamorie. Es ist ein äußerst lustvolles Sommeralbum geworden, das mit seinen ineinander gemischten kurzen Stücken nicht nur auf Pool-Partys passt, sondern auch ins Schlafzimmer.

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Dass Janelle Monáe ihre Identität seit dem Vorgängeralbum auch in ihrer Musik spiegelt, ist keine Kleinigkeit, wuchs die heute 37-Jährige doch in einer streng baptistischen, teils queerfeindlichen Familie in Kansas City auf. Wenn sie nun stolz ihre nackte Haut zeigt, statt wie früher in schwarz-weißen Anzügen aufzutreten, ist das ein Akt der Selbstermächtigung, zu dem sich Janelle Monáe lange durchkämpfen musste.

Und Erfolg damit hat: Zusammen mit Lil Nas X ist sie momentan eines der größten queeren Pop-Idole. Wobei die in L.A. lebende Monáe ihrem jüngeren Kollegen eine ansehnliche Filmkarriere voraus hat und zuletzt etwa in der Netflix-Krimi „Glass Onion“ an der Seite von Daniel Craig zu sehen war.

Mit „Age Of Pleasure“ feiert Janelle Monáe neben der Queerness auch wieder die Black Power, was sich in einer eklektischen Mischung aus afrikanischen sowie afrodiasporischen Einflüssen niederschlägt. Und in einer erlesen Gästeschar: Zusammen mit Rapperin Doechii surft Monáe auf „Phenomenal“ lasziv über einen Amapiano-Beat und eine zackende Kontrabass-Linie, gleich zweimal sind Seun Kuti & Egyp 80 dabei und setzen feine Akzente (vor allem „Know Better“ wird durch ihre Bläsersektion zu einer hypnotisch-euphorischen Angelegenheit).

Grace Jones spricht ein französisches Interlude, immer wieder ploppen Dub- und Reggae-Elemente an die Oberfläche und sogar ein paar Trap-Beats hat Monáe untergebracht – kleiner Gruß an Atlanta, wo sie einst ihre Karriere startete.

Schon früh hatte Prince sie gefördert und auch einen hörbaren Einfluss auf ihren Sound. Die Funkyness hat Janelle Monáe mittlerweile abgelegt, dafür an Lässigkeit gewonnen. Steht ihr gut, auch wenn dem Album ein richtiger Hit fehlt. Für einen Cocktail mit Schirmchen neben der Wasserrutsche ist es trotzdem ein perfekter Soundtrack.

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