zum Hauptinhalt

Kultur: Männer zwischen Agonie und Hingabe

Ein einziges Thema durchzieht die Werke von Luis Caballero: der nackte männliche Körper.Körper, die sich räkeln, berühren, umklammern, umschlingen.

Ein einziges Thema durchzieht die Werke von Luis Caballero: der nackte männliche Körper.Körper, die sich räkeln, berühren, umklammern, umschlingen.Caballeros Huldigung an den Körper gleicht einer Obsession.Er nimmt ihn als Ausdrucksträger elementarer Gefühle und Leidenschaften.Anfänglich von zeitgenössischen Strömungen beeinflußt - Francis Bacon und Pop Art -, fand der 1943 in Bogotá geborene kolumbianische Maler und Zeichner, der von 1968 bis zu seinem Tod 1995 in Paris lebte, den Weg zurück zur klassischen europäischen Malerei.Von Grünewald bis Gericault reicht die künstlerische Ahnenreihe, die Michelangelo und Rubens ebenso einschließt wie die Spanier Velázquez und Ribera.

Die jetzige Ausstellung, die als Hommage an den früh verstorbenen Künstler einer langen Vorbereitungszeit bedurfte, enthält in unterschiedlichsten Formaten zahlreiche Mischtechniken, Kohle- und Rötelzeichnungen (ab 8000 DM) sowie Ölbilder auf Papier, zum Teil in Verbindung mit Pastell (ab 15 000 DM).In einem autobiographischen Buch hatte Caballero schon vor Jahren seine künstlerische Entwicklung geschildert und auch seine Homosexualität öffentlich gemacht; in einem streng katholisch geprägten Land wie Kolumbien sicher ein Skandal.

Die männlichen Körper in seinen Bildern befinden sich in einem ortlosen Dämmerlicht, von Bettlaken umgeben oder einem Hemd umhüllt.Meist vom Bildrand angeschnittene, groß und mächtig wirkende Leiber, deren Köpfe verborgen oder nur schemenhaft erkennbar sind.Sie bewegen sich in einer erotisch aufgeladenen Atmosphäre, die zugleich Kampf und Aggression suggeriert, Erschöpfung und Hingabe.Ein Zwischenreich von Lust und Schmerz, Orgasmus und Agonie.Die Stärke dieser Bilder liegt nicht in naturalistischen Details und Oberflächenreizen, sondern in Andeutungen, im virtuosen Spiel der Linie und nuancenreichen Gebrauch der Farben.

Meist sind es warme Erdtöne und alle Schattierungen von Grau bis Schwarz, die dominieren, nur vereinzelt durch ein heftiges dunkles Rot oder Blau kontrastiert.Caballero nutzt die der jeweiligen Technik innewohnenden sinnlichen Qualitäten zur Vermittlung haptischer Reize.Seine Knieenden, Stürzenden oder Hingestreckten erscheinen, vom Hell-Dunkel kräftig konturiert, in ihrer Plastizität wie Landschaften, Felsblöcke oder Bergmassive, sinnlich, vital und unnahbar.

Galerie Hartmann & Noé, Unter den Linden 21, bis 30.Mai; Dienstag bis Freitag 11-18.30 Uhr, Sonnabend 11-14 Uhr.

MICHAEL NUNGESSER

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false