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Blick ins Konzerthaus am Gendarmenmarkt

© IMAGO/Funke Foto Services

Kolumne „Der Klassiker“ (Folge 27): Die Leute wollen lachen im Theater

Die Bertelsmann-Stiftung hat ihren „Relevanzmonitor Kultur 2023“ veröffentlicht. Er gibt Aufschluss darüber, was die Bürger für die Kernaufgaben der Staats- und Stadttheater halten.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Erinnern Sie sich noch an Peter Radunski, den CDU-Mann, der ab 1996 drei Jahre lang Berliner Kultursenator war? Ein Politprofi, der sich im Bereich der Musen nicht besonders gut auskannte, weshalb er von Snobs wie Claus Peymann prompt als „Zigeunerbaron“ verspottet wurde?

Es waren die ganz harten Sparzeiten im Senat, und Radunski mahnte die Intendanten der großen Staatsbühnen damals, sich auf ihren Kernauftrag zu fokussieren. Worin aber liegt der eigentlich? Die Spitzenwerke des kulturellen Erbes mit fantastischen Künstlerinnen und Künstlern in bestmöglichen Interpretationen zu präsentieren? Oder muss der Kernauftrag politischer gefasst werden, geht es eher um Diskurs und Gesellschaftsutopien, um Widerspruch und Aufbegehren gegen soziale Missstände?

Hohe Zustimmung für Kultursubventionen

Am Mittwoch hat die Bertelsmann-Stiftung den „Relevanzmonitor Kultur 2023“ veröffentlicht, für den 2500 Bürger:innen zum „Stellenwert von Kulturangeboten in Deutschland“ befragt wurden. Die Bilanz fällt, aus Sicht von Kulturmenschen, absolut positiv aus: Die Wertschätzung für das, was in Theatern, Konzertsälen und Museen geboten wird, ist konstant – und nicht gesunken, wie vielleicht zu befürchten gewesen wäre. 76 Prozent der Befragten geben an, dass die Institutionen weiterhin mit öffentlichen Mitteln finanziert werden sollten, für 82 Prozent ist sie sogar Teil der kulturellen Identität Deutschlands.

Überraschend niedrige Hemmschwelle

Zwei Drittel der Bevölkerung haben laut der Studie schon mindestens einmal ein Klassikkonzert, eine Oper oder einen Ballettabend besucht. Über die Hälfte gibt an, dass ihnen Bühnenbesuche in ihrer Kindheit und Jugend Spaß gemacht haben. Lediglich elf Prozent meinten nicht zu wissen, wie sie sich in Theaterhäusern richtig verhalten sollen. Die Hemmschwellen sind also offensichtlich gar nicht so hoch wie oft behauptet.

Was aber will nun das Kulturvolk erleben, wenn sich der Vorhang hebt? Nur 13 Prozent legen Wert auf die modische Spielform der Immersion, also Stücke, bei denen man spontan mitmachen soll. Inszenierungen, die für jeden verständlich sind, wünschen sich dagegen 81 Prozent. Für neue und aktuelle Stücke interessieren sich 73 Prozent, für Klassiker 63 Prozent. Die meisten aber, 83 Prozent, begeistern sich für Abende, bei denen man lachen kann. Mit schönen Grüßen an Peter Radunski.

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