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Männerriege: Die amerikanische Folk Punk Rock Band Flogging Molly bei Rock am Ring.

© IMAGO/Marc John/IMAGO/MARC JOHN

Frauen auf Festivalbühnen: Bei den großen Events bewegt sich zu wenig

Bei den großen deutschen Festivals dominieren Männer die Line-ups. Auch wenn etwa das Lollapalooza Berlin mehr Frauen gebucht hat, sind die Headliner weiter männlich.

Eine Kolumne von Nadine Lange

„Es regnet Männer, Halleluja/ Es regnet Männer, so viele Männer/ Halleluja, es regnet Männer“, singt die Chemnitzer Band Blond im Refrain ihres Songs „Männer“ und benutzt dabei die Melodie des größten Weather-Girls-Hits.

Im Gegensatz zu diesem ist das allerdings nicht romantisch-erotisch gemeint, sondern genderpolitisch, wie die nächsten Zeilen zeigen: „Das Line-up wird länger / und länger / und länger / mehr Platz für noch mehr Männer“, womit die aus zwei Frauen und einem Mann bestehende Gruppe sowohl aus eigener Erfahrung spricht, als auch einen Dauermissstand in der deutschen Festivallandschaft anprangert. Die Line-ups der großen Events werden weiterhin von Männern dominiert.

Beim gerade laufenden Rock am Ring und Rock im Park gibt es an drei Tagen mit Evanescence nur einen einzigen von einer Frau angeführten Headliner, ansonsten heißt es Typen, Typen, Typen: Kings of Leon, K.I.Z., Die Toten Hosen, Machine Gun Kelly... Das Splash Festival feiert seinen 25. Geburtstag gleich ganz ohne weibliche Headliner. Oben auf dem Plakat stehen Kendrick Lamar, Lil Uzi Vert, Ufo361 und Yeat. Dabei gäbe es mit Badmómzjay, die ebenfalls gebucht ist, durchaus einen Star, der sich hervorragend in der ersten Reihe machen würde.

Interessant ist das notorisch männerlastige Lollapalooza Berlin, das auf die stete Kritik an seiner miesen Gender-Bilanz zu reagieren scheint. Von den 64 Acts, die im September auf dem Olympiagelände auftreten werden, sind 30 männlich und 34 weiblich gelesene beziehungsweise gemischte Formationen.

Bei den Headlinern des insgesamt eher schwachen Programms steht es allerdings fünf zu eins für die Herren, wobei die nach oben gehievte US-Sängerin Ava Max es allein mit den weit bekannteren Mumford & Sons, David Guetta, Macklemore, Imagine Dragons und Jason Deluro aufnehmen muss.

Blond spielen übrigens am Samstag in Nürnberg bei Rock im Park, wo sie um 12.50 Uhr die Utopia-Stage eröffnen. Es wird wahrscheinlich kaum jemand mitbekommen, wenn die Chemnitzerinnen singen: „Für so ‘ne Pimmelparty mit bleichen Rentern/ War’n wir nicht stundenlang im Proberaum“. Nach ihnen spielen sechs weitere Bands auf Utopia-Bühne, keine hat ein weibliches Mitglied. Noch dazu sind sie fast komplett weiß – mehr Diversität scheint hier in der Tat eine Utopie zu sein.

Diese Kolumne erscheint alle zwei Wochen und beschäftigt sich mit Popkultur-Phänomenen.

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