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Kultur: Die Lollipops

Diese Woche auf Platz 3 mit: „Tanzen, lachen, Party machen“

Für die Hitparade soll jetzt die Zukunft beginnen. In die Single-Charts, verkündet Media Control, werden nun endlich auch – legale – Downloads eingerechnet. Gerd Gebhard, Vorsitzender der deutschen Phonoverbände wertet dies als „Zeichen für einen durchstartenden Markt im Internet“. Da lehnen wir uns ganz entspannt zurück. Und fragen uns, ob diese Selbstverständlichkeit nicht überfällig war. Nach einem Durcheinander verschiedenster Plattformen, Anbieter und Hitlisten. Nachdem mittlerweile mehr Klingeltöne als Singles verkauft werden, erweckt diese späte Reaktion eher den Eindruck, den Single-Charts werde noch einmal Leben eingehaucht, weil man sonst bald jeden Käufer einzeln per Handschlag begrüßen könnte.

Was macht die Zukunft? Die Zukunft ist jung. Sehr jung. Jünger sogar als Ronja (14) und Joanna (13). Die beiden Mädchen aus Hamburg sind besser bekannt unter dem Namen Die Lollipops. Sie singen kindgerechte Versionen bekannter Hits wie „Y.M.C.A“, oder „Samba de Janeiro“ – aber nicht für ihre Altersgruppe sondern eher für die Kika-Kundschaft. Und die soll nicht überzuckert vor der Glotze hängen, sondern sich bewegen. Neben der CD steht auf Platz 12 der regulären Album-Charts eine DVD mit Tanzanleitungen, auf der die beiden ihre Schrittfolgen erklären. Mit den Lollipops, lernen Kinder beinahe schon tanzen wie im Videoclip. Es gibt auch einen Karaoke-Teil zum Mitsingen.

Diese DVD wurde öfter verkauft als zum Beispiel die Alben von Norah Jones oder den Red Hot Chili Peppers. Ronja und Joanna sind natürlich voll süüüß. Keine Barbiepuppen, sondern normale, ausgelassene Teenies. Sie haben auch kein Problem damit, nicht die ersten Lollipops zu sein. Ihre Vorgängerinnen hießen Gina und Nahalie. Die Lollipops sind natürlich gecastet, ein Produkt einer Plattenfirma, das bereits seit drei Jahren existiert. Aber Ronja und Joanna sind schon abgebrühter als sämtliche DSD-Superstars zusammen. Die Regeln des Geschäfts scheinen Naturgesetze für sie zu sein. Ronja sagt: „Wenn ich 18 bin, nimmt es mir niemand mehr ab, dass ich Pippi Langstrumpf singe."

Ein erstaunlicher Realismus für dieses Alter – und eine Einsicht, die man auch manchem reiferen Popstar wünschen würde.

Ralph Geisenhanslüke

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