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Kultur: Die ewige Box Frankfurt zeigt Architektur von Schneider+Schumacher

Noch immer zieht die Info-Box vom Potsdamer Platz die Blicke auf sich. Im bayerischen Legoland, wo sie als Nachbau steht, wie nun auch im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt/Main, wo eine Werkschau Till Schneider und Michael Schumacher ehrt.

Noch immer zieht die Info-Box vom Potsdamer Platz die Blicke auf sich. Im bayerischen Legoland, wo sie als Nachbau steht, wie nun auch im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt/Main, wo eine Werkschau Till Schneider und Michael Schumacher ehrt. Die beiden Erfinder der Box, die seit 1988 in Frankfurt das Büro Schneider + Schumacher betreiben und zu den renommiertesten Architekten der Republik zählen, werden eigenwillig präsentiert: Die Ausstellung ist eine digitale Inszenierung. Drei miteinander vernetzte Computer und 17 Beamer lassen raumhohe Fotografien durch die abgedunkelte Museumsetage wandern, die sich in eine Black Box verwandelt hat.

Gezeigt werden Bilder von 14 Bauten des Büros, darunter die Braun-Verwaltung in Kronberg und die Gedenkstätte des Sowjetischen Speziallagers in Sachsenhausen. Eine Folge von Momentaufnahmen und Reportagefotos lässt die Bauten vorbeiziehen – und mehr. Mal sehen wir, wie Jugendliche den Möwen vor dem Brückenhaus im Frankfurter Westhafen Futter zuwerfen, dann beobachten wir ein Pärchen am Pier.

Keine Spur von geschönter Architekturfotografie. Auch Pläne und Modelle sind weitgehend verbannt. Das Museum interessiert vordringlich die Frage, ob denn die Bauten von Schneider + Schumacher angenommen oder aber verändert wurden. Kurz, ob sie, so die Ausstellungsmacher, den „einzig wahren Stresstest bestehen“: die alltägliche Nutzung. Folglich rücken Angestellte, Besucher und Passanten in den Blick.

Die rote Box machte die Baustelle zum Ereignis. Wo immer heute eine Großbaustelle eröffnet, wird der Ruf nach einer Info-Box laut. Die Frische und Frechheit des temporären Pavillons von 2001 findet sich in vielen der nachfolgenden Entwürfen des Büros Schneider + Schumacher. Im Westhafen Tower etwa, diesem ausgeklügelten High-Tech-Zylinder. Die Glaselemente der Außenfassade geben dem kristallinen Bau sein Gepräge und lassen den Frankfurter an ein Apfelweinglas denken: „Das Gerippte“ wird der Tower seit seiner Fertigstellung im Jahr 2004 liebevoll genannt.

Ende Februar wird der Erweiterungsbau des Städel-Museums eröffnet. Die gesamte neue Ausstellungsfläche haben Schneider + Schumacher unter die Erde verlegt. Die Ausstellung zeigt Bilder von der Baustelle. Und die sind spektakulär. Fabian Wurm

Frankfurt/Main, Deutsches Architektur-Museum, bis 29. April. Katalog im Prestel Verlag, 39 €.

Fabian Wurm

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