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PAUKEN & Trompeten: Der teuerste Klang der Welt

Wie sich die Musiker des Brentano Quartetts wohl fühlten, als sie zum ersten Mal ihre neuen Instrumente in den Händen hatten? Vermutlich nicht anders als vier Kinder, deren Weihnachtswunschträu me wahr geworden sind und die es kaum wagen, ihre Geschenke auch in Besitz zu nehmen.

Wie sich die Musiker des Brentano Quartetts wohl fühlten, als sie zum ersten Mal ihre neuen Instrumente in den Händen hatten? Vermutlich nicht anders als vier Kinder, deren Weihnachtswunschträu me wahr geworden sind und die es kaum wagen, ihre Geschenke auch in Besitz zu nehmen. Was den Brentanos widerfuhr, klingt wie ein Märchen: Ein Multimillionär hatte sich in den Kopf gesetzt, das junge, 1992 gegründete amerikanische Streichquartett zu unterstützen. Und als praktisch denkender Mann kaufte er einfach die vier teuersten Instrumente, die auf dem Markt zu haben waren, und stellte sie den Musikern zur Verfügung.

Geigen von Stradivari, ein Cello von Matteo Goffriller und eine Amati-Bratsche von 1616: alles zusammen für einen Betrag, den man gut und gern im zweistelligen Millionenbereich ansiedeln kann. Der Mann, der es bis heute vorzieht, anonym zu bleiben, war nicht nur großzügig, sondern bewies bei seiner mäzenatischen Kapitalanlage auch einen guten Instinkt. Wer etwa die 2007 bei der kleinen französischen Firma Aeon erschienene Mozart-CD des Ensembles hört, wird sofort von dem Klang gefangen genommen, den die vier ihren Instrumenten entlocken. Der Klang der Brentanos besitzt im A-Dur-Werk (KV 464) eine Körperlichkeit, die an erlesenen alten Rotwein erinnert: substanzreich und warm, aber nie fettig, mit zahllosen Nuancen, die dennoch nie die Homogenität stören.

Dieser berückend schöne, melancholisch timbrierte Mozart im Zeichen einer sublimierten Dialogkultur zeigt eindrucksvoll, dass die Musiker um den Primarius Mark Steinberg (der mit der Mentorin des Quartetts, der Pianistin Mitsuko Uchida, auch eine Einspielung von Mozarts Violinsonaten vorgelegt hat) auf dem Niveau ihrer Instrumente spielen und ihr Startkapital zu nutzen wussten. Nun kann man den teuersten Klang der Welt endlich auch in Berlin hören: Im Rahmen ihrer Deutschland-Tournee gastieren die Brentanos, die sich übrigens nach Beethovens mysteriöser „unsterblicher Geliebter“ Antonie Brentano benannt haben, am Donnerstag im Kleinen Saal des Konzerthauses. Auf dem Programm stehen Quartette der Jubilare Mendelssohn und Haydn sowie das vierte Streichquartett von Schönberg.

Jörg Königsdorf

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