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Pop-Trend: Das nächste große Ding

Ein Ausblick auf das Popjahr 2012: Wer sind die heißen Newcomer, welche spannenden neuen Alben erscheinen und was sind sichere Charterfolge?

Spekulationen, Hypes und Hysterie gehören zum Pop wie die Charts. Alle suchen ständig nach dem nächsten großen Ding oder versuchen es gleich selbst herbeizuschreiben – macht ja auch Spaß. Besonders um die Jahreswende herum wird munter drauflosorakelt. Eine renommierte Glaskugelguckerin ist die BBC, die seit 2003 jährlich über 180 Musikkritiker, Blogger, Label- und Radiomacher aus Großbritannien nach den kommenden Stars fragt. Lagen die Experten 2009 und 2010 mit ihren Prognosen noch ziemlich gut, landeten sie letztes Jahr nur einen echten Volltreffer auf den ersten fünf Plätzen: Dubstep-Wunderkind James Blake. Favoritin Jessie J ging hingegen völlig unter.

In der „Sound of 2012“-Vorhersage haben die Briten mit Azealia Banks zumindest einen sicheren Hit auf Platz drei gelistet. Die 23-jährige New Yorkerin hat mit „212“ bereits einen im Netz umjubelten Monstersong herausgebracht. Auch ihre Coverversion von Interpols „Slow Hands“ ist ein überzeugender Talentnachweis. Die Rapperin und Sängerin arbeitet gerade mit Produzent Paul Epsworth (Adele, Florence And The Machine) an ihrem Debüt. Wenn alles gut geht, könnte sie so etwas wie die neue Santigold werden, deren lang ersehntes zweites Album weiterhin nicht in Sicht ist. Derzeit verhandelt Banks über einen Plattenvertrag, wobei ihr zupasskommen dürfte, dass der „NME“ sie kürzlich auf Platz eins seiner „Cool List“ wählte und auch das einflussreiche Internetportal Pitchfork sie abfeierte.

„Spiegel online“ hat eine der BBC ähnliche Umfrage bei deutschen Popexperten gestartet. Hier kam Banks sogar auf Rang zwei. Erste wurde Lana del Rey, die ihr Debütalbum Ende Januar veröffentlicht und mit ihrem Song „Video Games“ vergangenes Jahr bereits einen lange nicht erlebten Hype ausgelöst hat. Auskenner-Konsens scheint ferner der Aufstieg des kalifornischen DJs und Produzenten Skrillex zu sein, dessen Konterfei auf der aktuelle Ausgabe des „Intro“-Magazins zu sehen ist. Das Berliner Konzert des Krawall-Dubsteppers am 24. Februar ist wegen der großen Nachfrage bereits vom Astra in die größere Columbiahalle verlegt worden.

Rock steckt seit ein, zwei Jahren in der Krise. Rettung scheint auch 2012 nicht in Sicht. So spielen Gitarrenbands in den Ausblicken höchstens eine untergeordnete Rolle – mit einer prominenten Ausnahme in Deutschland: An der Chemnitzer Indie-Kapelle Kraftklub wird man dieses Jahr kaum vorbeikommen. Das meist in schwarz-weißem Einheitslook auftretende Quintett hat schon am Bundesvision Songcontest teilgenommen, eine erfolgreiche Tour absolviert und einen wichtigen Newcomer-Preis gewonnen. „Ich will nicht nach Berlin“, heißt die eingängigste Nummer der Gruppe. Ein großes, in Berlin ansässiges Label nahm sie trotz oder gerade wegen dieser Antihymne unter Vertrag. Am 20. Januar erscheint Kraftklubs erstes Album, es heißt „Mit K“.

Ansonsten gibt es in den kommenden Wochen viele neue Platten von älteren, deutsch singenden Helden wie Kettcar, Deichkind, den Sternen und den Türen. Ein sicherer Charterfolg dürfte Unheiligs neues Werk „Lichter der Stadt“ werden (Veröffentlichung am 16.3.). Die 1,6 Millionen Fans, die den Vorgänger „Große Freiheit“ zum erfolgreichsten Album des Jahres 2010 machten, werden dem Graf, wie der Unheilig-Sänger sich nennt, sicher die Treue halten. Doch vielleicht kommt alles anders. Anfang letzten Jahres hatte niemand Adele auf der Rechnung, die mit ihrem zweiten Album zur Oberabräumerin wurde. Solche Überraschungserfolge machen fast so viel Spaß wie die selbst gemachten Hypes.

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