zum Hauptinhalt

Kultur: Das Glück des Beginnens

Zwölf Anfänge zum Jahresanfang – gefilmt, gesungen, gespielt, geschrieben. Ein Rätsel

1.

Das Schauspiel dauerte sehr lange.

2.

Man lernt hier sehr wenig, es fehlt an Lehrkräften, und wir Knaben vom Institut Benjamenta werden es zu nichts bringen, das heißt, wir werden alle etwas sehr Kleines und Untergeordnetes im späteren Leben sein. Der Unterricht, den wir genießen, besteht hauptsächlich darin, uns Geduld und Gehorsam einzuprägen, zwei Eigenschaften, die wenig oder gar keinen Erfolg versprechen. Innere Erfolge, ja. Doch was hat man von solchen? Geben einem innere Errungenschaften zu essen? Ich möchte gern reich sein, in Droschken fahren und Gelder verschwenden.

3.

Er stand vor dem Tor des Tegeler Gefängnisses und war frei. Gestern hatte er noch hinten auf den Äckern Kartoffeln geharkt mit den andern, in Sträflingskleidung, jetzt ging er im gelben Sommermantel, sie harkten hinten, er war frei. Er ließ Elektrische auf Elektrische vorbeifahren, drückte den Rücken an die rote Mauer und ging nicht. Der Aufseher am Tor spazierte einige Male an ihm vorbei, zeigte ihm seine Bahn, er ging nicht. Der schreckliche Augenblick war gekommen (schrecklich, Franze, warum schrecklich?), die vier Jahre waren um. Die schwarzen eisernen Torflügel, die er seit einem Jahre mit wachsendem Widerwillen betrachtet hatte (Widerwillen, warum Widerwillen), waren hinter ihm geschlossen. Man setzte ihn wieder aus. Drin saßen die andern, tischlerten, lackierten, sortierten, klebten, hatten noch zwei Jahre, fünf Jahre. Er stand an der Haltestelle.

Die Strafe beginnt.

4.

Eine alte Innenstadt mit Geschäften, auf den Firmenschildern stehen die Namen Lubinski, Kubinski, Poznanski, und ein etwas untersetzter Mann in Uniform stolziert vor den Schaufenstern. Der Mann trägt Schnurrbart und Hakenkreuz - kein Zweifel, wer das ist! Was aber macht Adolf Hitler im Sommer 1939 auf den Straßen von Warschau, fragt eine Erzählstimme. Bald wird es, das wissen wir Heutigen, Lubinski und Kubinski und Posnanski nicht mehr geben, doch vor ihrem Untergang besichtigt der Führer noch Polens Hauptstadt mit Wohlgefallen. Der Wolf im Reich der Lämmer, von diesen ganz unbemerkt? Da tritt unter den Straßenpassanten ein kleines Mädchen auf den grimmen Mann zu und sagt: „Bitte ein Autogramm, Herr Bronski!“

5.

Ein Mann legt seinen Mantel aufs Pferd. Eine Tür schlägt. Ein anderer Mann lässt die Fingerknöchel knacken. Ein Windrad quietscht. Ein dritter Mann döst. Der Zug kommt nicht. Das Windrad quietscht. Dem ersten Mann tropft Wasser auf den Kopf, er setzt den Hut auf. Der zweite lässt weiter die Knöchel knacken. Der dritte verscheucht eine Fliege. Der Zug kommt immer noch nicht. Windrad quietscht. Wasser tropft. Knöchel knackt. Fliege wird im Pistolenlauf gefangen. Der Zug kommt. Ein Mann steigt aus, spielt ein, zwei Klagetöne auf der Mundharmonika und fragt: „Wo ist Frank?“

6.

Weia! Waga! Woge, du Welle!

Walle zur Wiege! Wagalaweia!

Wallala weiala weia!

Woglinde, wachst du allein?

7.

Bah Bah Baahh, Bah Bah Badaahh, Ba Ba Bah, Babaahh.

8.

„Wir Deutschen, liebe Kitty, können ein Wirtschaftswunder machen, aber keinen Salat“, sagte Thomas Lieven.

9.

Mein Herr, was wollen Sie von mir? Mich auf meinen Beruf vorbereiten? Ich habe alle Hände voll zu tun, ich weiß mir vor Arbeit nicht zu helfen. – Sehen Sie, erst habe ich auf den Stein hier dreihundertfünfundsechzigmal hintereinander zu spucken. Haben Sie das noch nicht probiert? Tun Sie es, es gewährt eine ganz eigne Unterhaltung. Dann – sehen Sie diese Handvoll Sand?

10.

Am Abend der Galavorstellung, die Monsieur Debienne und Monsieur Poligny, die zurücktretenden Direktoren der Oper, anlässlich ihres Abschieds gaben, stürzte plötzlich ein halbes Dutzend Dämchen des Corps de ballet nach ihrem Auftritt in „Polyeucte“ ganz aufgeregt in die Garderobe der Sorelli, einer gefeierten Primaballerina. Die einen lachten übertrieben und unnatürlich, die anderen stießen Schreckensschreie aus.

11.

I don’t wanna talk

About the things we’ve gone through

Though it’s hurting me

Now it’s history

I’ve played all my cards

And that’s what you’ve done too

Nothing more to say

No more ace to play

12.

Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen.

(Auflösung auf dieser Seite links unten)

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false