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Die Fahne Russlands weht.

© dpa/Kay Nietfeld

Ukraine-Invasion Tag 685: Angriffe auf Energieversorger in Russland – dreht die Ukraine den Spieß jetzt um?

Russland hält Ukrainer in Lagern fest. Merz fordert zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern auf. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Russland greift auch in diesem Winter das Energiesystem der Ukraine massiv an. Das hatte bereits vergangenes Jahr zu massiven Stromausfällen geführt. Das ist für Beobachter nicht überraschend.

Nun scheint Russland aber ein ähnliches Problem zu haben, wenn auch in geringerem Ausmaß. Denn auch die Ukraine hatte zuletzt Russland immer wieder mit Drohnen angegriffen, unter anderem aus der Grenzregion Belgorod gab es entsprechende Berichte.

Nun sollen bei solchen Angriffen in der russischen Region Orjol ein Öldepot und ein Energieversorger getroffen worden sein. Das hatte der Gouverneur der Region, Andrej Klitschkow, auf Telegram mitgeteilt, wie etwa der „Kiew Independent“ bei X schrieb (Quelle hier). 

Das hat offenbar Auswirkungen auf die Region Moskau, denn dort sollen zahlreiche Ausfälle von Heizungen gemeldet worden sein – in dicht besiedelten Gebieten (Quelle hier). Hat die Ukraine einmal mehr aus den Erfahrungen der russischen Angriffe gelernt und nun den Spieß einfach umgedreht? Im Moment lässt sich das natürlich noch nicht sagen, abwegig ist es allerdings nicht.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Russland hält tausende Ukrainer, die keine Kriegsgefangenen sind, in Kolonien und Gefangenenlagern fest. Das geht aus einer Recherche der BBC hervor. Demnach gibt es, anders als bei Kriegsgefangenen, keine Mechanismen für ihre Freilassung. Mehr dazu lesen Sie in unserem Newsblog.
  • CDU-Chef Friedrich Merz hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erneut aufgefordert, mit einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine nicht weiter zu zögern. „Das würde der Ukraine immens helfen“, sagte Merz der „Rheinischen Post“. Scholz müsse seine Zurückhaltung in dieser Frage endlich aufgeben.
  • In der Ukraine sind UN-Schätzungen zufolge in diesem Jahr 40 Prozent der Bevölkerung oder mehr als 14,6 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das UN-Nothilfebüro (OCHA) braucht dafür 3,1 Milliarden Dollar (2,8 Mrd Euro) und bittet um Spenden, wie ein OCHA-Sprecher am Dienstag in Genf sagte. Das ist weniger als für 2023, als OCHA 3,95 Milliarden Dollar für die Ukraine veranschlagt hatte. Von der Summe kamen aber nach der OCHA-Statistik bislang nur rund 64 Prozent zusammen.
  • Das russische Militär will im Jahr 2023 nach eigenen Angaben die Initiative auf dem Schlachtfeld in der Ukraine zurückerobert haben. „Im vergangenen Jahr haben die Verluste des Gegners 215.000 Soldaten und 28.000 Einheiten überschritten“, sagte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Entlang der gesamten Front habe sich Russland die strategische Initiative gesichert, fügte er hinzu. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen allerdings nicht.
  • Bei Drohnenangriffen auf verschiedene strategische Ziele in Westrussland sind nach Behördenangaben eine Frau getötet und drei weitere Menschen verletzt worden. Ziel der Attacke war laut Medienberichten der militärisch genutzte Flughafen der Region. Im benachbarten Gebiet Orjol wurde eine Ölanlage getroffen. Moskau macht Kiew für die Angriffe verantwortlich.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nimmt in diesem Jahr persönlich am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos teil.  Am Sonntag (14.1.), einen Tag vor dem Auftakt des WEF, findet in Davos bereits ein Ukraine-Treffen statt. Daran nehmen Sicherheitsberater und ranghohe Beamte aus rund 70 Ländern nehmen teil.
  • Nach ukrainischen Angaben sind Kommunen in neun Regionen des Landes von der Stromversorgung abgeschnitten. „Seit heute Morgen wurde aufgrund des schlechten Wetters - starker Wind, Eis - in 1025 Orten der Strom abgeschaltet“, teilt der Betreiber des Stromnetzes des Landes, Ukrenergo, mit. Alle Bürger seien aufgefordert, Strom zu sparen, da die Energieversorgung durch russische Angriffe beschädigt wurde.
  • Ein ukrainischer Gesetzentwurf zur militärischen Mobilisierung sieht nach offiziellen Angaben weder die Einberufung von Frauen noch eine Lotterie vor. „Ich kann definitiv sagen, dass es keine Lotterie für die Einberufung und keine Mobilisierung von Frauen geben wird“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsausschusses des Parlaments, Jehor Tschernew, im staatlichen Rundfunk. „Es wird keine verfassungswidrigen Regelungen geben.“
  • Die Ukraine geht von mehr als 19.500 Kindern aus, die im Krieg illegal nach Russland verschleppt worden sind. Das sagte der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak. Die genannte Zahl stützt sich auf UN-Angaben. Etwa 3900 dieser Kinder sollen Waisen oder ohne Eltern sein. Jermak warf Russland die systematische Deportation und Umsiedlung ukrainischer Kinder vor.
  • Das britische Verteidigungsministerium sieht weiterhin Schwachstellen bei der russischen Flugabwehr. Die Ukraine hatte vergangene Woche russische Ziele auf der annektierten Halbinsel Krim angegriffen und nach eigenen Angaben einen Kommandopunkt am Flughafen Saky zerstört. Moskau hatte dagegen angegeben, mehrere Marschflugkörper abgeschossen zu haben. Diese Angriffe haben höchstwahrscheinlich die russische Flugabwehr in der Region beeinträchtigt, wie die Briten mitteilten.
  • Die Ukraine kämpft einem ukrainischen Politiker zufolge gegen Angriffe auf seine Zahlungssysteme. Das Land wehre sich seit zwei Wochen gegen massive russische Cyberattacken auf staatliche Zahlungsnetzwerke, sagt der Vorsitzende des parlamentarischen Finanzausschusses Danilo Hetmantsew.

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