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Israels Premierminister Benjamin Netanjahu (r.) begrüßt die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) vor einem gemeinsamen Treffen.

© dpa/Ilia Yefimovich

Update

Auswärtiges Amt nennt Bericht irreführend: Zwischen Baerbock und Netanjahu soll es zu heftigen Wortgefechten gekommen sein

Bei ihrem Besuch in Israel sollen Außenministerin Baerbock und Israels Premier Netanjahu wegen der Lage in Gaza heftig aneinandergeraten sein. Das Auswärtige Amt nennt den entsprechenden Bericht irreführend.

Beim Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Mittwoch in Israel soll es zwischen ihr und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu zu heftigen Wortgefechten gekommen sein. Auslöser seien abweichende Positionen über die humanitäre Lage im Gazastreifen gewesen, wie mehrere israelische Medien berichten. Demnach soll die Grünen-Politikerin Israel vorgeworfen haben, zur Hungersnot unter den Palästinensern beizutragen. Dazu habe sie angeboten, Bilder hungernder Kinder aus dem Gazastreifen zu zeigen.

Eskaliert sei der Streit, als wiederum die israelische Seite Baerbock Fotos vorgeführt habe, auf denen Märkte in Gaza mit einer Fülle von Lebensmitteln und im Meer badende und das Wetter genießende Palästinenser zu sehen gewesen sein sollen. Obendrein habe Netanjahu erwidert, dass es in Gaza keine Hungersnot gebe, heißt es.

Baerbock habe der israelischen Seite daraufhin nahegelegt, diese Fotos nicht zu verbreiten, weil sie nicht die wahre Lage im Gazastreifen abbilden würden. „In Gaza herrscht Hunger“, sagte sie demnach.

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Netanjahu: „Wir sind nicht wie die Nazis“

Dann sei Netanjahu hitzig geworden. Er habe betont, dass die Bilder von den gut gefüllten Märkten und badenden Palästinensern echt seien. „Es ist real. Es ist Realität. Es ist nicht wie das, was die Nazis inszeniert haben, wir sind nicht wie die Nazis, die gefälschte Bilder einer fabrizierten Realität produziert haben“, wird der israelische Premierminister zitiert. Die Nazis hatten 1942 etwa ein Filmteam einen Propagandafilm mit gestellten Szenen des Alltags im Warschauer Ghetto drehen lassen.

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„Wollen Sie damit sagen, dass unsere Ärzte vor Ort in Gaza nicht die Wahrheit sagen? Wollen Sie sagen, dass die internationalen Medien lügen?“, habe wiederum Baerbock erwidert. Der „Bild“ zufolge hätten Informanten dem Boulevardblatt bestätigt, dass sich der Streit so zugetragen habe.

Das Auswärtige Amt hingegen bezeichnete die Berichte als irreführend. Kernpunkte der Darstellung des einstündigen Treffens der beiden seien falsch, schrieb das Auswärtige Amt am Freitag auf der Plattform X (vormals Twitter). Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, äußerte sich ebenso.

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Baerbock verärgert über Berichte

Baerbock hat sich verärgert über Berichte geäußert, wonach es einen massiven Streit zwischen ihr und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gab. „Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, war mit dem Stab des Premierministers in Kontakt und hat klargemacht, was wir von solchen verzerrenden Veröffentlichungen halten“, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag bei einer zum Abschluss des Treffens der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) auf der italienischen Mittelmeerinsel Capri auf die Frage eines Journalisten, ob sie über den Vorgang bereits mit Netanjahu gesprochen habe.

Wir berichten nicht aus vertraulichen Gesprächen“, betonte Baerbock. „Mein Haus und der deutsche Botschafter in Israel haben sich dazu ja bereits geäußert.“ Sie ergänzte: „Uns gegenüber wurde Bedauern über die Veröffentlichung, deren Quelle unklar sei, ausgedrückt und wir haben genau dem nichts weiter hinzuzufügen.“

Baerbock war bereits zum siebten Mal nach Israel gereist und hatte sich am Mittwoch mit Ministerpräsident Netanjahu und Präsident Izchak Herzog getroffen. Anlass war der Raketen- und Drohnenangriff, den der Iran am vergangenen Samstag auf Israel gestartet hatte.

Bei ihrem Besuch hatte sie erneut eine Ausweitung der Hilfslieferungen in den Gazastreifen gefordert. Es gebe dabei keine Zeit mehr für Verzögerungen, sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch am Flughafen von Tel Aviv. „Das kostet Leben.“ Deutschland wolle die Hürden der vergangenen Monate in Zusammenarbeit mit Israel endlich aus dem Weg räumen.

Es fehle vor Ort weiterhin an Nahrung, Wasser und Medikamenten, sagte Baerbock. In den vergangenen Tagen seien zwar bereits mehr und mehr Lastwagen mit Gütern in das umkämpfte Gebiet gekommen. Vor allem gelange jedoch noch immer nicht genügend Hilfe über den wichtigen Landweg in den Küstenstreifen.

Baerbock pochte auch darauf, schnell eine sichere Verteilung von Hilfsgütern vor Ort zu gewährleisten. „Hierzu braucht es verlässlichen Schutz und funktionierende Absprachen, damit humanitäre Helfer ihre lebensrettende Arbeit auch wirklich machen können.“

Bei der Verteilung von Hilfsgütern kommt es immer wieder zu chaotischen Szenen, mehrere Menschen kamen bereits ums Leben. Anfang April wurden zudem mehrere Helfer bei einem israelischen Luftangriff getötet. Israel wirft der Hamas und anderen Terrororganisationen vor, Hilfskonvois unter ihre Kontrolle zu bringen und die Güter von der Bevölkerung zu stehlen. (Tsp, dpa)

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