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H’ART Museum Amsterdam an der Amstel.

© H'ART Museum/Alizé Barthelemy

H’ART-Museum Amsterdam: Mit der Kunst ins Herz

Unter dem Namen „H’ART Museum“ hat sich die ehemalige „Hermitage Amsterdam“ nach dem Bruch mit St. Petersburg mit internationalen hochkarätigen Partnern neu erfunden.

Um Menschen mit Kunst ins Herz zu treffen, sei der neue Name H’ART Museum gewählt worden, sagt Direktorin Annabelle Birnie aus Amsterdam im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Neu ist der Name, neu ist die Konzeption, aber das Team um Annabelle Birnie baut auf eine über 15jährige Erfahrung, als das Museum in dem historischen Gebäude an der Amstel noch „Hermitage Amsterdam“ hieß und mit großzügigen Leihgaben aus der Eremitage St. Petersburg Blockbuster-Ausstellungen veranstaltete.

Der brutale Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine veränderte Anfang März 2022 alles. „Wir hatten als einziges Museum in den Niederlanden noch einen Austausch mit Russland, aber angesichts des Krieges und der internationalen Sanktionen war dieser Zustand nicht mehr haltbar“, erzählt Birnie.

Die gerade erst eröffnete Ausstellung über die russische Avantgarde wurde geschlossen, alle Werke wurden ordnungsgemäß an die Eremitage zurückgegeben. „Es war eine absurde Situation. In Zeiten von Corona hatten wir ein volles Museum ohne Menschen, nun hatten wir jede Menge Menschen, aber keine Kunst mehr.“ Die Geschäftsgrundlage für das Museum war weggebrochen.

Hilfe von Rijksmuseum und Co.

„Am nächsten Tag rief bei mir das Rijksmuseum an und bot uns seine Hilfe an, das war sehr emotional“, sagt Birnie. Sie bekam nicht irgendein Bild, sondern das „Milchmädchen“ von Vermeer aus der Ehrengalerie. Mit sogenannten „Single-Picture-Ausstellungen“ hielt sich das Museum über Wasser. In beispielloser Solidarität hatten sich das Van Gogh Museum, das Museum Boijmans Van Beuningen und das Mauritshuis jeweils von Spitzenwerken getrennt, um dem Museum an der Amstel jeweils eine Ausstellung um das geliehene Meisterwerk zu ermöglichen und so das Überleben zu sichern.

Blick in die aktuelle Ausstellung „Cäsar. Ich kam, ich sah, ich ging unter“, die das H’ART Museum mit italienischen Partnern bis zum 20. Mai 2024 zeigt, um den neuen Namen bekannt zu machen.

© H'ART Museum/Eva Bloem

Es folgte die Übernahme aus der National Portrait Gallery London „Love Stories“ mit über 100 Porträts, die mit niederländischen Porträts und Liebesgeschichten ergänzt wurde – „so haben wir mit Liebesgeschichten auf den Krieg reagiert“, sagt Birnie.

„Wir sind offen für andere Länder und Museen, wir wollen ein internationaler Platz für andere Museen sein.“

Annabelle Birnie, Direktorin des H’ART Museums

Parallel arbeitete man an einem völlig neuen Konzept mit neuen Partnern. Als Gründungspartner des neuen Museums konnten das British Museum, das Centre Pompidou und das Smithsonian American Art Museum gewonnen werden. „Wir haben mit ihnen mehrjährige Vereinbarungen getroffen und können so herausragende Ausstellungen aus ihren Sammlungen erarbeiten“, sagt Birnie. „Wir sind dabei offen für andere Länder und Museen, wir wollen ein internationaler Platz für andere Museen sein.“

Diese Zusammenarbeit sei nicht nur gut für das Publikum, sondern auch für die beteiligten Museen. Der Austausch über Konzepte, Entwürfe, Gestaltung und mehrstimmige Erzählungen beflügele schon jetzt die Mitarbeiter und die Partner.

In Zukunft will das Museum mit weiteren internationalen Partnern zusammenarbeiten. Es seien schon mehrere Museen auf das H’ART zugekommen - nur ein deutscher Partner lasse noch auf sich warten.

© H'ART Museum/Eva Bloem

Neue Zielgruppen

Wenn man im kommenden Jahr mit Kandinsky in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou die erste große Partnerausstellung eröffne, werde das eine vielschichtige Ausstellung sein. „Wir müssen Besucher aus verschiedenen Bereichen gleichzeitig ansprechen, auch das zwölfjährige Kind, den neuen Niederländer und den professionellen Experten“, sagt Birnie. Es gebe so viele gesellschaftliche Gruppen – die zu identifizieren sei eine Herausforderung. „Aber wir sehen das als eine Chance, uns als Museum neu zu erfinden. Wir schauen mit frischem Blick von außen.“

Mit diesem Ansatz entspreche man auch den neuen ICOM-Regeln (International Council of Museums), die verlangen, dass man verschiedenen Gruppen im Blick habe.

Die Staatlichen Museen zu Berlin seien auch ein interessanter potenzieller Partner, sagte Birnie, doch die internationale Zusammenarbeit stehe in Deutschland scheinbar weniger auf der Agenda als in anderen Ländern. „Andere Museen kamen auf uns zu und haben gefragt, ob man nicht zusammenarbeiten könne“, sagt sie mit einem Lächeln. Es musste eben auch schnell gehen.

Mit verschiedenen italienischen Partnern ist zurzeit bis 20. Mai 2024 die Ausstellung „Cäsar. Ich kam, ich sah, ich ging unter“ zu sehen. Der neue Name H’ART Museum komme gut an, man habe keine Sponsoren verloren, sondern sogar noch neue Partner dazu gewonnen. Das ist wichtig, denn nach wie vor muss das Museum ohne öffentliche Gelder auskommen.

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