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Pflege braucht Menschen.

© dpa/Oliver Berg

Tagesspiegel Plus

Noteinsatz im Pflegeheim: Es ist Zeit für mehr mutige Verzweiflungstaten

Weil sie nach ihrer Schicht an keine Fachkraft übergeben konnte, wählt eine Pflegekraft den Notruf. Das holt ein vergessenes Problem zurück ins Licht der Öffentlichkeit. Endlich!

Ein Kommentar von Ingo Bach

Pflegeheime werden immer teurer. Die monatlichen Zuzahlung, die Bewohner oder Angehörige leisten müssen, schrammt im bundesweiten Schnitt an der Marke von 2800 Euro. Aber natürlich wächst damit auch die Erwartung, dass diejenigen, die im Heim leben müssen, rund um die Uhr sicher betreut werden. Doch das ist offenbar nicht immer der Fall.

Eine mutige Verzweiflungstat wirft auf ein langsam ins Vergessen rutschendes Problem ein grelles Schlaglicht: Personalnotstand in der Altenpflege. Weil in einem Pflegeheim in Berlin-Friedrichsfelde keine Pflegefachkraft anwesend war, an die sie ihren Dienst übergeben konnte, wählte eine Pflegerin den Notruf. Die Feuerwehr wiederum holte die Polizei zur Hilfe, auch der Katastrophenschutzbeauftragte – zuständig für die Krisenvorsorge in Pflegeheimen – rückte an.

Verzweiflungstat, ja – aber warum mutig? Weil die Mitarbeiterin nicht wissen konnte, wie ihr Arbeitgeber darauf reagieren würde, dass man solche Scherereien hat und damit plötzlich im Licht der Öffentlichkeit steht. Denn sicher werden solche Personalprobleme oft intern gelöst, sprich unter den Teppich gekehrt. Doch die Domicil-Gruppe, zu der das Heim gehört, stellt sich hinter ihre Angestellte: „Angesichts der Verantwortung für 142 Bewohnerinnen und Bewohner handelte unsere Kollegin richtig.“

Der eklatante Personalnotstand ist nicht neu, droht aber in Vergessenheit zu geraten

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