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Kolumne – Die gute Frage

© Lisa Rock für den Tagesspiegel

Die gute Frage: Warum verursachen Hülsenfrüchte und Zwiebeln Blähungen?

Bohnen und Kohl sind bekannt für ihre unangenehmen Begleiterscheinungen. Was steckt dahinter und warum sind sie trotzdem so gesund?

Eine Kolumne von Thomas Goebel

„Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen“, sagt man im Rheinland. Aber warum ist das eigentlich so? „ Das liegt an den Oligosacchariden, auch Mehrfachzucker genannt“, sagt Christine Leicht, Ernährungsberaterin am Klinikum der Universität München. Dabei handelt es sich um spezielle Ketten von Kohlenhydraten, die aus mehreren Einfachzuckern bestehen. Zu diesen Mehrfachzuckern gehören zum Beispiel Fructan, Galactan oder Inulin.

Oligosaccharide sind in Hülsenfrüchten und Zwiebeln, aber auch in Lauch, in Knoblauch und in vielen Arten von Kohl enthalten. Nach dem Verzehr sind sie nicht einfach für den Körper zu verdauen: „Sie werden nur langsam im Dünndarm aufgespalten und nur teilweise aufgenommen“, sagt Leicht. So gelangen sie schließlich in den Dickdarm. „Dort freuen sich dann die Bakterien, denn sie verarbeiten sie weiter“. Und zwar durch Fermentierung und Gärung.

Die Arbeit der Darmbakterien wiederum verursacht Gase. „Und die sorgen bei empfindlichen Personen für Blähungen oder auch Bauchschmerzen und Windabgang.“ Gesundheitsschädlich sei das nicht, unangenehm eventuell aber schon, sagt Leicht. Wie empfindlich Menschen darauf reagieren, sei unterschiedlich; auch Vorbelastungen wie etwa ein Reizdarm könnten die Beschwerden vergrößern. Hilfreich seien hier Gewürze wie etwa Kümmel, Fenchel und Anis, die beruhigende und krampflösende ätherische Öle enthalten, ansonsten müsse man warten, bis die Oligosaccharide vollständig verdaut und ausgeschieden seien: „Dann herrscht wieder Ruhe im Darm.“

Grundsätzlich sei es sinnvoll und fördere die Verträglichkeit, langsam und in Ruhe zu essen. Wer wisse, dass er die fraglichen Gemüse gar nicht vertrage, könne sie natürlich auch ganz meiden, sagt Leicht – aber eigentlich habe es positive Effekte, solche Oligosaccharide zu essen, die dann als Ballaststoffe bis in den Darm wanderten: „Dort fördern sie dann eben das Wachstum der guten Darmbakterien.“

Wer empfindlich reagiere, könne auch versuchen, nur kleine Mengen etwa von Hülsenfrüchten zu sich zu nehmen und den Darm mit der Zeit daran zu gewöhnen, diese besser zu vertragen: „Vielleicht reicht schon ein Esslöffel weiße Bohnen im Salat“, sagt Leicht. Wobei die Ernährungsberaterin auch zugibt: „Nicht jeder wird sich vollständig an Erbsen, Linsen oder Zwiebeln gewöhnen.“

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