zum Hauptinhalt
Aha. Beim Studium geht's ums Labern, nicht ums Wissen.

© privat

Kolumne: Was machen wir JETZT?: Wichtig tun

Wie gefällt dir das Uni-Leben? Das fragte vor zwei Wochen Björn Stephan. Unsere Kolumnistin antwortet ihm heute.

An der Uni habe ich bisher eine bedeutende Lektion gelernt: Nichts ist so, wie es scheint. Denn Wissen ist relativ. Es kommt nur drauf an, wie man es verkauft. Es geht gar nicht darum, möglichst viel zu wissen, auf den Punkt präzise zu kommentieren und Wortmeldungen so klar und dezidiert wie möglich auszuführen. Es geht ums „Labern“! Gib mir ein Stichwort und ich erbreche fachmännisch sämtlichen Wissenssalat, den mein Hirn auswirft und zwar kryptisch, mit erhobenem Zeigefinger und in hyperintelligentem Tonfall. Dabei lasse ich mindestens einen Fachbegriff, eine Jahreszahl und den Namen einer avantgardistischen und deshalb eher unbekannten Persönlichkeit fallen und schon ist mir sämtliche Bewunderung sicher. Den wichtigsten Tipp in diese Richtung bekam ich bereits in der ersten Uniwoche: Verfasse auch die Hausarbeiten so, dass selbst du sie hinterher nicht mehr verstehst, dann hast du die Eins mit Sternchen und die Verwirrung des Dozenten locker im Sack.

Ich als Freundin klarer Sätze und Anweisungen ohne großes Herumgeschwafel melde mich immer noch nicht in Seminaren und lasse das meine Mitstudenten Euklid, Barbarossa und König Artus übernehmen. Am Geschichtsinstitut laufen schließlich genug Reinkarnationen wichtiger historischer Persönlichkeiten herum und sie werden nicht zögern, dir auch ohne Anfrage zu mehr Wissen zu verhelfen. Sie mögen das Mittelalter, dünken sich als späte Nachkommen Karls des Großen und treffen sich am Wochenende in Wäldern, um mit Schwertern barbarisch aufeinander einzuschlagen und mit Metkrügen zu Harfenklängen anzustoßen. Die Antikespezialisten hingegen verständigen sich gerne eloquent auf Latein oder Altgriechisch und haben für jede Lebenslange eine Weisheit parat: „Plenus venter non studet libenter“, ein voller Bauch studiert nicht gern. Vor allem nicht, wenn man gerade in der Mensa Soljanka mit Fettfilm gegessen hat. Denn auf gesunde Ernährung und Erhalt der studentischen Leistungsfähigkeit kann auch der matschige Nudelauflauf für 1,95€ beim besten Willen nicht Rücksicht nehmen. Außerdem muss auch für gebissschwache Langzeitstudenten was dabei sein.

Klischee, Klischee, Klischee, aber dennoch kann die Uni spannender sein als Kino, vom Lernstoff mal abgesehen und schlauer wird man auch noch, denn fürs (Über)Leben lernt man da allemal.

Björn, willst du mal heiraten?
Nächste Woche antwortet an dieser Stelle Björn Stephan.

Constanze Bilogan

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false