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Eine schwangere Frau in Bamberg, aufgenommen am 27. März 2020. (Symbolbild)

© imago images/Fotostand

Verein fordert weniger unnötige Eingriffe: Nahezu jede dritte Geburt für Mutter traumatisch

200.000 Frauen erleben die Geburt ihres Kindes nach einer Studie als „belastend oder traumatisch“. Ein langer Anfahrtsweg zum Krankenhaus könnte mit der geplanten Reform zum Risiko werden.

Geburtserfahrungen sind für beinahe ein Drittel der werdenden Mütter im deutschen Gesundheitssystem teils schwer belastend. Das beklagt der Verein Mother Hood unter Berufung auf Studien und fordert mit Blick auf die anstehende Krankenhausreform einen anderen Blick auf die Bedeutung der geburtshilflichen Versorgung.

„Ausgehend von 690.000 Neugeborenen im Jahr 2023 haben somit rund 200.000 Mütter die Geburt ihres Kindes als belastend oder traumatisch erlebt“, sagte der Verein auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag in Bonn.

In der Debatte um die anstehende Reform der Krankenhäuser werde die Geburt jedoch mit einer riskanten Erkrankung gleichgesetzt, die in spezialisierten Zentren stattfinden solle. Dabei werde übersehen, dass ein langer Anfahrtsweg für Gebärende und Kind ein Risiko darstelle. Aus Sicht des Vereins braucht es in der Zukunft „weniger unnötige medizinische Eingriffe und eine Stärkung der Patientenrechte der werdenden Mutter“.

Auch die Journalistin und Autorin Lena Högemann, die ihre traumatischen Geburtserlebnisse in einem jüngst erschienen Buch verarbeitet, hält das bestehende System für falsch, sieht die anstehende Reform jedoch zugleich kritisch. Die derzeitigen Fallpauschalen setzten falsche Anreize. „Je mehr man eingreift, desto mehr Geld bekommt die Klinik“, sagte Högemann im Interview der „taz“.

Eine Vorhaltepauschale, wie es die Reform vorsehe, könne daran etwas ändern, räumte Högemann ein. „Das Problem bei der Krankenhausreform ist aber, dass Geburtsmediziner und Hebammen überhaupt nicht eingebunden waren“, so die Journalistin. Hier seien viele Ärzte und Hebammen durch Personalmangel in den Kliniken überfordert, teils stressbedingt abgestumpft.

Ziel müsse sein, die Geburt als natürlichen Prozess zu sehen, die Rechte und Selbstbestimmtheit der Frauen zu wahren und Gewalt im Kreißsaal nicht zu normalisieren, betonte Högemann. (KNA)

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