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Sally Hawkins

© dpa

Golden Globes: Starker Jahrgang

Es gibt derzeit viele gute Filme, das zeigt die Verleihung der Golden Globes – Kate Winslet bekam gleich zwei davon

Manchmal sind Nebenrollen die eigent lichen Hauptrollen. Was wäre der Batman- Film „The Dark Knight“ ohne die atemberaubende Darstellung von Heath Ledger als Joker? Der vor einem Jahr verstorbene Schauspieler zeigt, grotesk verzerrt, das Antlitz des absoluten, nihilis tischen Bösen – mit einer Sprachmacht, die an Shakespeare erinnert. Bei den Golden Globes 2009 in der Nacht zum Dienstag gab es dafür postum den Preis für den besten Nebendarsteller. Auch für die Oscar-Verleihung am 22. Februar ist Ledger der alles überragende Kandidat.

Er ist nicht der einzige. Kate Winslet, die für ihre Darstellung einer KZ -Aufseherin, die sich Jahrzehnte später vor Gericht verantworten muss, in der Bernhard-Schlink -Verfilmung „Der Vorleser“ als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wurde, wird bei der am 5. Februar beginnenden Berlinale im Mittelpunkt stehen: Sie hat ihren Berlin-Besuch schon angekündigt. Der in den Babelsberger Filmstudios und in Görlitz gedrehte Film läuft außer Konkurrenz und startet am 26. Februar in den deutschen Kinos.

Winslet, die trotz fünf Nominierungen noch nie einen Golden Globe gewonnen hatte, wurde in diesem Jahr doppelt ausgezeichnet: Für die Richard-Yates -Ver filmung „Zeiten des Aufruhrs (Revolutionary Road)“ gab es auch noch den Golden Globe für die beste Hauptdarstellerin im Bereich Drama. An der Seite von Leonardo DiCaprio spielt sie im Vorstadtamerika der fünfziger Jahre eine frustrierte Ehefrau, deren Träume vom Glück im Hausfrauenalltag zerplatzen – eine spektakuläre Performance, die ab Donnerstag im Kino zu erleben ist. Das Titanic-Traumpaar, das in diesem Film erstmals wieder gemeinsam vor die Kamera tritt, ist endgültig erwachsen geworden.

Es ist insgesamt, nach der streikbedingten Zwangspause 2008, wieder ein starker Jahrgang, der auch das Rennen um die Oscars, für die die Golden Globes traditionell den Testlauf bilden, zum Nervenkitzel machen dürfte. Denn auch die bezaubernde Sally Hawkins, die in Mike Leighs „Happy- Go-Lucky“ eine unbekümmerte Londoner Vorschullehrerin gibt, ist eine starke Kandidatin – auch wenn es Komödien bei den Oscars traditionell eher schwer haben. Den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin in der Sparte Komödie hat sie jedenfalls gewonnen. Mickey Rourke, der in „The Wrestler“ als abgehalfterter Kämpfer ein Comeback versucht und damit die Rolle seines Lebens spielt, hätte nach Meinung von Wim Wenders schon in Venedig den Goldenen Löwen für den besten Hauptdarsteller verdient – stattdessen gewann der Film den Hauptpreis. Nun trägt Rourke wenigstens einen Golden Globe nach Hause, ebenso wie Bruce Springsteen für die Titelmusik. Den Preis für den besten Hauptdarsteller in der Sparte Komödie erhielt Colin Farrell für seine Rolle des kaltgestellten Killers in „Brügge sehen – und sterben?“. Und Woody Allen, sonst nicht unbedingt ein Favorit bei Oscar- und Golden-Globe-Verleihungen, ist mit seinem spanischen Sommerfilm „Vicky Cristina Barcelona“ der Gewinner in der Kategorie beste Komödie. Bei der Preisverleihung war er nicht anwesend.

Doch der eigentliche Abräumer ist der Bollywood-Ausflug eines britischen Regisseurs. Danny Boyle („Trainspotting“) zeigt in „Slumdog-Millionär“ mit weit gehend unbekannten Darstellern das Schicksal eines indischen Jungen, der bei einem Fernsehquiz in die Endrunde kommt. Für das harte Sozialdrama, das in drastischen Bildern die Armut und Gewalt in den Slums von Bombay anprangert, gab es gleich vier Golden Globes: bester Film, Regie, Drehbuch und Filmmusik. Der Film kommt am 19. März in die deutschen Kinos.

Es ist mit Winslet, Hawkins, Farrell und Boyle ein starkes Jahr für das Kino aus Großbritannien. Doch auch Deutschland kann sich freuen. Zwar ging die Eichinger-Produktion „Der Baader-Meinhof-Komplex“ leer aus, doch für den überragenden „Waltz with Bashir“, der die Traumata des israelischen Libanoneinsatzes in Animationsbilder umsetzt und in der Kategorie bester ausländischer Film ausgezeichnet wurde, dürfen sich mit Gerhard Meixner und Roman Paul zwei deutsche Koproduzenten freuen.

Im Bereich Fernsehen war die Serie „30 Rock“ der große Gewinner in der Sparte Komödie/Musical: Es gab Golden Globes für Hauptdarstellerin Tina Fey, die durch ihre Sarah-Palin-Parodie während des Wahlkampfs auch international für Aufsehen sorgte, sowie für Hauptdarsteller Alec Baldwin. Im Bereich Drama wurde die Serie „Mad Men“ sowie Anna Paquin („True Blood“) und Gabriel Byrne („In Treatment“) ausgezeichnet. Und im Bereich Miniserie/TV-Film konnte „John Adams“ mit den Hauptdarstellern Laura Linney und Paul Giamatti und Nebendarsteller Tom Wilkison überzeugen.

Christina Tilmann

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