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In Brand geraten. Der „Dreamliner“ vor einer Woche in Heathrow. Foto: Reuters

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Panorama: Gefährliche Batterien

Das Feuer im „Dreamliner“ wurde doch von einem Akku ausgelöst – 6000 Maschinen werden untersucht.

Berlin - Der „Dreamliner“ von Boeing hat neue Batterieprobleme. Erst im April konnte das neue Flaggschiff des amerikanischen Flugzeugherstellers nach gut dreimonatigem Flugverbot wieder in die Luft gehen. Jetzt hat offensichtlich erneut eine Lithiumbatterie ein Feuer an Bord verursacht, diesmal in einem Notsignalsender. Nun sollen weltweit rund 6000 Flugzeuge diverser Hersteller untersucht werden, die mit diesem Gerät ausgestattet sind.

Am 12. Juli war in einer auf dem Londoner Flughafen Heathrow geparkten Boeing 787 der Ethiopian Airlines ein Brand ausgebrochen. Glücklicherweise befanden sich zu keine Menschen an Bord. Feuerwehrleute mussten sich mit Atemschutzgeräten in der völlig verqualmten Kabine zu der Brandstelle vorkämpfen und konnten das Feuer schnell löschen. An dem Flugzeug entstand beträchtlicher Schaden.

Da der Brand in der Kabinendecke kurz vor dem Heck ausgebrochen war, sich die beiden Hauptbatterien aber im Gepäckraum befinden, wurde zunächst ein erneutes Batterieproblem ausgeschlossen. Doch als die Experten des britischen Air Accident Investigation Branch (AAIB) die Boeing näher untersuchten, erlebten sie eine Überraschung. Genau an der Brandstelle befindet sich beim „Dreamliner“ der Emergency Location Transmitter (ELT), ein Gerät, das bei einem Unfall ein Notsignal sendet. Es bezieht seinen Strom ebenfalls aus Lithium-Batterien und diese wiesen laut AAIB die für eine thermische Reaktion typischen Schäden auf. Ob die Batterien durch eine Eigenreaktion oder durch einen Kurzschluss überhitzten, ist noch unklar. Das AAIB hat der für die Zulassung des „Dreamliners“ zuständigen US-Bundesluftfahrtbehörde FAA empfohlen, die Notsender in der Boeing 787 stillzulegen, bis geeignete Maßnahmen zur Gewährleistung der Flugsicherheit abgeschlossen sind. Gleichzeitig soll die Sicherheit der Geräte in anderen Flugzeugtypen überprüft werden. Von dem ELT-Modell des Herstellers Honeywell wurden bisher rund 6000 Exemplare ausgeliefert und in Verkehrsflugzeuge aller großen Hersteller eingebaut, dazu gehören auch zahlreiche Airbus-Modelle.

Unklar ist noch, welche Auswirkungen sich für den weltweiten Flugbetrieb ergeben. Nach Angaben eines Boeing-Sprechers sind die Notsender nach den US-Regularien nicht zwingend vorgeschrieben, werden aber von einigen Staaten bei der Nutzung ihres Luftraumes verlangt. Nach den europäischen Bestimmungen müssen alle Verkehrsflugzeuge mit einem ELT ausgestattet sein, sagt die European Aviation Safety Agency.

Sprecher der betroffenen Herstellerfirmen erklärten, dass es sich bei den Empfehlungen um eine vernünftige, vorsorgliche Maßnahme handele. Da die Ermittlungen andauern, sei es aber noch zu früh um endgültige Schlüsse zu ziehen, hieß es bei Honeywell. Und bei Boeing beeilte man sich zu versichern, dass man nach wie vor der Sicherheit des „Dreamliners“ überzeugt ist. Mit British Airways, Thomson Airways und Norwegian haben nach der polnischen LOT gerade drei weitere europäische Fluggesellschaften ihre ersten Boeing 787 erhalten. Rainer W. During

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