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Eine Frau liegt auf dem Sofa und hat auf ihrem Smartphone eine Online Dating App offen.

© Getty Images/iStockphoto

Dating und Jobsuche: Erste Online-Börsen für Ungeimpfte auf dem Markt

Über Online-Börsen können Ungeimpfte nach passenden Jobs und Lebenspartnern suchen. Die einzige Voraussetzung: Kein Impfzertifikat.

Offenbar haben Anbieter von Online-Börsen eine neue Zielgruppe entdeckt: Ungeimpfte. Vermehrt bieten sie an, bei der Suche nach „impffreien“ Jobs oder auch Partnern zu helfen.

Von Heilpraktikern zu Softwareentwicklern bis hin zum Krankenhaus-Personal ist alles dabei: Die Inserate unterscheiden sich erst mal kaum von denen auf den gängigen Jobbörsen. Wäre da nicht das grüne Logo der Seite, das nicht einfach nur ein Logo ist, sondern eine klare Ansage: Eine Faust zertrümmert eine Impfspritze.

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„Impffrei.work“ sieht sich als „die Alternative Jobbörse“ für ein „Arbeiten ohne Impfung, Ausgrenzung und Diskriminierung“. Wie die Deutsche Welle berichtet, vermittle das Schweizer Portal seit Juli 2021 impffreie Arbeitsstellen in Deutschland, Österreich, Südtirol und Schweiz. Derzeit seien ungefähr 550 Angebote online.

Das Portal hat es sich zur Aufgabe gemacht, den vielen „intelligenten und freiheitsliebenden Menschen“ zu helfen, die die gesundheitlichen Gefahren der mRNA-Impfstoffe erkannt hätten und sich nicht impfen ließen. Es will Arbeitgeber wie Arbeitnehmer vor dem „wirtschaftlichen Totalschaden“ bewahren, da Impfverweigerern der Jobverlust oder andere „Repressalien“ drohen, und hofft, „den freien Willen und die Selbstbestimmung zu fördern“.

Viele Arbeitgeber hätten auch die Gefahr der Gentherapie erkannt, ausgelöst durch die Impfung und würden sogar bevorzugt Ungeimpfte einstellen.

Kurios ist, dass es auch viele Angebote im Gesundheitssektor gibt. Ein Schweizer Krankenhaus sucht zum Beispiel: „GEIMPFT oder UNGEIMPFT ??? Es ist EGAL !!! Wir suchen Euch (w/m/d). Gute Arbeitsbedingungen sind garantiert!!!“

Auch für Deutschland werden einige Stellen in dem Bereich inseriert, teilweise mit einer expliziten Einladung an Ungeimpfte. Das könnte bald zum Problem werden, denn in Deutschland gilt ab dem 15. März eine berufsbezogene Impfpflicht für Personal des Gesundheitssektors.

Weltweit werde der Druck auf Ungeimpfte in der Arbeitswelt immer größer, sagt Tobias Werner der Deutschen Welle. Er ist Berliner Anwalt für Arbeitsrecht. Mehrere internationale Unternehmen hätten bereits beschlossen, Leistungen für Ungeimpfte wie etwa das Krankengeld zu kürzen oder Ungeimpfte künftig gar nicht mehr einzustellen.

"Grundsätzlich ist solch ein Vorgehen bei Neueinstellungen auch zulässig", sagt Werner. Die Beratungen über die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht laufen derzeit noch im Bundestag.

Mehr als nur eine Job-Vermittlung

Das Portal will jedoch mehr, also nur eine reine Job-Vermittlung sein. Das macht nicht nur das gewählte Logo deutlich: Es bietet viele Links und vermeintliche Expertisen zum Coronavirus und der Impfung, um die fehlenden „notwendigen Hintergrundinformationen“ zu ergänzen – die gespickt sind mit Falschinformationen und irreführenden Behauptungen: Alle sind bereits wissenschaftlich widerlegt worden, wie die Deutsche Welle berichtet.

Die am häufigsten wiederkehrende Falschmeldung ist, dass die mRNA-Impfstoffe „nicht nur unwirksam“ seien, sondern dem Menschen (siehe Studie) schwere gesundheitliche Schäden zufügen können.“

Auch in anderen Teilen der Welt sind Jobbörsen explizit für Ungeimpfte entstanden: in Kanada die „Jabless Jobs“ (auf deutsch: „Stellen ohne Spritze“) und in den USA „Redballoon.work“, eine sich selbst so bezeichnende „Stellenbörse für die freiheitsliebende Community“.

Online-Dating nur für Ungeimpfte

Bei passenden Arbeitsstellen hört es jedoch nicht auf: Viele Ungeimpfte können online auch die ungeimpfte Liebe finden. Das bietet zum Beispiel auch das Portal „Impffrei:love“ an. Die Schweizer Initiative des Vereins Generation Freiheit verspricht eine Partnersuche „ohne Grundsatzdiskussionen“.

„Für alle impffreien und bewussten Menschen, die lieber Händchen halten… statt Abstand halten“, so lautet der Slogan. „Bewusst“ scheint hier überhaupt das Wort zu sein, mit dem sich Ungeimpfte in den Online-Portalen identifizieren.

„Rund 90 Prozent der Geimpften wollen, dass die Partnerin oder der Partner die Pandemie auch ernst nimmt, während mehr als zweidrittel der Impfverweigerer das genau nicht wollen“, sagt Guido Gebauer der Deutschen Welle. Er ist Psychologe und unterhält selbst eine Online-Partnervermittlung. Die Einstellung zur Pandemie spiele auch beim Onlinedating eine große Rolle, sagt er.

Mehr zum Thema Onlinedating auf Tagesspiegel Plus:

Zunehmend fühlten sich Ungeimpfte von der Mehrheit unter Druck gesetzt und entwickelten Parallelstrukturen – für Gebauer eine gefährliche Richtung: „Wenn jetzt tatsächlich Ungeimpfte nur noch ungeimpfte Partner kennenlernen, ungeimpfte Freunde haben und mit Ungeimpften zusammenarbeiten, dann verfestigt sich die Entfremdung von der Mehrheitsgesellschaft, und dann besteht die Gefahr, dass sich diese Menschen noch weiter abkapseln als bislang“, sagt er.

Diese Abkapselung bei der Partnersuche lässt sich auch global beobachten: Die australische Nachrichtenseite www.news.com.au berichtet Ende Dezember 2021 über die erste australische Datingseite für Impfgegner „Pure Match“. Interessierte könnten sich bereits registrieren.

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Eine App hatte es im Sommer vergangenen Jahres sogar kurzzeitig in die App-Stores von Google und Apple geschafft – bis sie wegen Verbreitung von Falschinformationen zu Covid-19 rausgeflogen ist. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Im Mai 2021 gründeten zwei Frauen aus Hawaii die App „Unjected“ (auf deutsch: „ungespritzt“), Zielgruppe waren Menschen, die sich für „medizinische Autonomie und freie Meinungsäußerung“ interessierten. Nicht ohne Grund wurde die App auch als „Impfgegner-Tinder“ bezeichnet. Vor ihrem Bann aus den App-Stores soll die App mehr als 18.000-mal in 80 verschiedenen Ländern runtergeladen worden sein, berichtet der britische Nachrichtensender BBC.

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