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Eine rote Ampel an einem Bahnübergang bei Sehnde in der Region Hannover (Niedersachsen).

© Julian Stratenschulte/dpa

Update

Bauarbeiten von Ende April bis Anfang Mai: Deutsche Bahn bestätigt zweiwöchige Sperrung der ICE-Strecke Hannover-Kassel

Auf der ICE-Strecke Hannover-Kassel sollen vom 23. April bis zum 8. Mai Bauarbeiten stattfinden. Die Trasse ist besonders wichtig - etwa für den Verkehr zwischen Berlin und Frankfurt. Die Bahn hatte zunächst zu ihren Plänen geschwiegen und sie erst jetzt am späten Abend bestätigt.

Bahnreisende müssen sich bald auf erhebliche Behinderungen auf der wichtigen ICE-Strecke zwischen Hannover und Kassel einstellen. Die Deutsche Bahn will die Strecke wegen Bauarbeiten vom 23. April bis zum 8. Mai komplett sperren. Offiziell hielt die Bahn das den ganzen Donnerstag geheim. Erst am späten Abend bestätigte sie die Pläne. In ihrer elektronischen Fahrplanauskunft hatte sie allerdings bereits auf bevorstehende Bauarbeiten auf dieser Strecke hingewiesen. "Es kommt zu deutlichen Fahrzeitverlängerungen und Umleitungen. Bitte überprüfen Sie Ihre Verbindung daher noch einmal kurz vor der Reise", hieß es dort schon früh. Zeitweise hatte die Bahn deshalb auch den Verkauf von Tickets zum Sparpreis eingestellt. Und auch auf ihrer Frage- und Antwort-Seite im Netz hatte die Bahn schon auf die Vollsperrung hingewiesen. Man prüfe auch noch, ob es eine andere Lösung bei den Bauarbeiten geben könne, hieß es intern.

Die Trasse gehört zu den wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen des Landes. Sie war als erste Schnellfahrstrecke der Deutschen Bahn 1991 zwischen Hannover und Würzburg in Betrieb gegangen.

Reisenden drohen damit Umleitungen und verlängerte Fahrzeiten im großen Stil. Die Bahn suche derzeit Lösungen für den Fahrplan. Nach Tagesspiegel-Informationen sollte er bereits am 23. März fertig sein. Noch werde aber an den Feinheiten gearbeitet, sagte ein Insider. An der Schnellfahrstrecke muss demnach der Schotter ausgetauscht werden, bei dem sich so genannte weiße Stellen gebildet haben. Sie entstehen, wenn sich die Schottersteine aneinander reiben, was bei hohen Geschwindigkeiten vorkommen kann. Die Züge fahren hier Tempo 280.

Auch benachbarte Betonschwellen können durch die "weißen Stellen" beschädigt werden. Bei neueren Schnellfahrstecken - wie zwischen Berlin und Hannover - hat die Bahn deshalb die Gleise auf eine so genannte Feste Fahrbahn legen lassen, bei der die Schienen auf einer Betonplatte befestigt sind.

Womöglich Umleitungen über Halle und Erfurt

Über die Nord-Süd-Strecke fahren auch ICE-Züge aus Berlin Richtung Frankfurt (Main) und Stuttgart. Fahrgäste nutzen die Strecke auch, wenn sie aus Würzburg kommend nach Berlin wollen. Sie müssen dann allerdings umsteigen. Die Direktzüge könnten über Halle und Erfurt umgeleitet werden.. Diese Variante hatte die Bahn auch gewählt, als 2013 die Strecke Berlin-Hannover wegen Hochwasserschäden fast ein halbes Jahr lang gesperrt war. Ob die umgeleiteten Züge dann die erst im Dezember eröffnete Neubaustrecke Halle-Erfurt nutzen können, was die Fahrzeit um rund 50 Minuten verkürzt, ist unklar. Weil dort ein neues Sicherheitssystem eingebaut worden ist, können auf diesem Abschnitt nur Züge fahren., die technisch dafür ausgestattet sind.

Betroffen von der Sperrung sind auch Gäste der Industrieschau Hannover Messe (25. bis 29. April), die von Richtung Süden her mit dem Zug nach Hannover anreisen wollen.

Fahrgastverband erwartet eine Stunde längere Fahrzeit

Die Fahrgäste der Bahn werden von der angekündigten Streckensperrung zwischen Hannover und Kassel aus Sicht des Fahrgastverbands Pro Bahn kalt erwischt. Fernverkehrskunden auf der Nord-Süd-Strecke drohe eine um eine Stunde längere Fahrzeit, sagte Ehrenpräsident Karl-Peter Naumann am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

„Grundsätzlich waren Bauarbeiten auf einem Teilabschnitt angekündigt“, sagte Naumann. „Was wir als Kundenverband auch nicht verstehen ist, dass man hier Maßnahmen en détail sehr kurzfristig ankündigt.“ Das sei man von anderen Baumaßnahmen nicht gewohnt.

Deutsche Bahn kündigt mehr Bauprojekte an

Die Bahn hatte erst Anfang Februar angekündigt, die Zahl ihrer Bauprojekte in diesem Jahr deutlich zu erhöhen. Geplant sind nach Angaben des Unternehmens rund 850 Vorhaben, im vergangenen Jahr waren es 500.

Anfang Februar hieß es, auf der ICE-Strecke Hamburg-Hannover-Göttingen würden von Anfang Mai bis September in zwei Stufen Weichen und Gleise erneuert. Ab Mitte Juli sollen dabei täglich etwa 100 Fernzüge umgeleitet werden, was zu einer 40 Minuten längeren Fahrzeit führe. Dabei war von der neuen Baumaßnahme, von der die „Süddeutsche Zeitung“ nun berichtet, noch nicht die Rede.

Ein Schienennetz-Sanierungsprogramm des bundeseigenen Konzerns umfasst früheren Angaben zufolge 28 Milliarden Euro für die Jahre 2015 bis 2019. Ein solides Schienennetz gilt als Grundlage für einen zuverlässigen und pünktlichen Zugverkehr. 2015 allerdings erreichte jeder vierte Fernzug sein Ziel verspätet. (mit dpa)

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