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Fall mit Aussicht. Die Anwaltsserie „Falk“ mit Fritz Karl hat sich auf dem schwierigen Sendeplatz am Dienstagabend etabliert. Heute geht es ins Staffelfinale.

© ARD/Kai Schulz

Anwaltsserie mit Fritz Karl: "Falk" ist Liebling Düsseldorf

Dandy am Dienstagabend: Warum die Anwaltsserie „Falk“ mit Fritz Karl unbedingt fortgesetzt werden muss. Nur Mut, ARD!

„Ich kann nicht mit Menschen und mit Mandanten schon gar nicht.“ Das sind im Grunde keine guten Voraussetzungen, um ein guter Anwalt zu sein. Falk sieht sich als Spitzenkoch und Restaurantbesitzer ohne Restaurant, trägt Samtsakkos und bunte Socken, lebt in einer Pension und muss nolens volens in einer Düsseldorfer Anwaltskanzlei arbeiten – von irgendetwas muss der Mensch ja leben. Fast sechs Wochen haben wir nun eine der schrägsten deutschen Serienerfindungen der vergangenen Jahre begleitet, getragen auch vom Hauptdarsteller Fritz Karl, und bevor es nun an diesem Dienstag ins Staffelfinale geht, sei der ARD empfohlen: bitte damit unbedingt weitermachen!

Man hatte sich ja schon ein bisschen damit abgefunden, dass der Serienplatz am Dienstagabend im Ersten – seit dem Abschied vom Eifelkrimi „Mord mit Aussicht“ 2014 – einzuschlafen drohte, zumindest, was das Thema anspruchsvolle Unterhaltung betrifft. Zur Erinnerung: Die humoristische Krimiserie über eine Kölner Kriminaloberkommissarin (Caroline Peters), die in die fiktive Ortschaft Hengasch in der Eifel versetzt wird, war zuletzt mit rund 6,5 Millionen Zuschauern und 20,9 Prozent Marktanteil die meistgesehene Fernsehserie Deutschlands. Daran konnten die österreichische Serie „Vorstadtweiber“ und auch die Comedy „Frau Temme sucht das Glück“ auf dem Sendeplatz nicht anknüpfen. Bei „Falk“ hatte nun wieder Autor Peter Güde seine Finger im Spiel, der schon „Mord mit Aussicht“ mitschrieb.

Es wird in der deutschen TV-Kritik ja immer viel auf die US-amerikanische Serienkunst gezeigt, und mit seinen Ticks und Spleens erinnert „Falk“ tatsächlich an den hinkenden, griesgrämigen Dr. House oder den neurotischen Ermittler Monk. „Falk“ glaubt felsenfest, irgendwann an früher Demenz zu erkranken, wie sein Vater. Die regelmäßig eingestreuten Szenen bei der Ärztin mit ihren Gesprächen und Reflexionen über Leben, Sinn und Tod, verleihen der Komödie Bodenhaftung und Komplexität, was spinnerte Gastauftritte von Hugo Egon Balder, Martin Semmelrogge und Roberto Blanco erträglich macht.

Wie Männer und Frauen es schaffen, nicht aneinander vorbei zu kommen

Über allem steht: Fritz Karl („Unter Feinden“). Die Rolle des exzentrisch-melancholischen Dandys, der die Einsamkeit verbirgt, ist dem Österreicher auf den Leib geschrieben. Und bei solch starken Protagonisten macht es nichts, wenn es mal klamottig wird, wie im Falle des Ministerpräsidenten, der gerne Dessous unter seinen Anzügen trägt, und fürchten muss, dass die Öffentlichkeit von seiner Leidenschaft erfährt.

Es geht in „Falk“ in den besten Geschichten vor allem darum, wie Männer und Frauen es schaffen, bei aller Misanthropie nicht aneinander vorbei zu kommen. Das war auch schon so bei der Mutter aller guten deutschen Anwaltsserien: „Liebling Kreuzberg“, mit Manfred Krug. Falks Leidenschaften sind die verheiratete Sabine (Marie-Lou Sellem) und Kollegin Sophie (Mira Bartuschek), mit der Falk, scheinbar widerwillig, in der Kanzlei ihres Vaters zusammenarbeiten muss. Da stecken noch viele originelle Geschichten drin.

Mit 3,82 Millionen Zuschauern (Marktanteil: 13,7 Prozent) reicht das quotenmäßig nicht an „Mord mit Aussicht“ heran, der ARD-Serienredaktion sei aber dennoch ein gutes, ein mutiges Händchen zu wünschen. Anfang Juli soll über die Fortsetzung von „Falk“ entschieden werden – über ein Highlight im durchformatierten TV-Alltag.

„Falk“, Dienstag, ARD, 20 Uhr 15

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