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Ein Getriebener auf der Suche nach einem Triebtäter: Noch nicht ganz gesundet von einem Attentat und ohne offizielle Befugnisse lässt Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) die Mordserie an mehreren jungen Frauen keine Ruhe.

© Sammy Hart/Sky

Drama-Serie „Der Pass“ mit Mystery-Elementen: Abgründe in den Alpen

Wilderer vom Watzmann statt Krampuskiller. Die zweite Staffel der deutsch-österreichischen TV-Serie „Der Pass“ wird wohl nicht die letzte sein.

Wenige andere Fernsehserien haben zuletzt einen so tiefen Eindruck hinterlassen wie die Sky-Original-Serie „Der Pass“ mit Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek in den Hauptrollen – und das nicht nur wegen der tiefen Abgründe in den Alpentälern zwischen Deutschland und Österreich. Mit ihrer hochdramatischen Serientätersuche vor der gigantischen Bergkulisse mit ihren Sagen und Mythen ging die erste Staffel sogar weit über das Vorbild der viel beachteten dänisch-schwedischen Zweiländer-Serie „Die Brücke – Transit in den Tod“ hinaus.

Kein Wunder, dass „Der Pass“ mit Auszeichnungen geradezu überhäuft wurde, angefangen bei Goldener Kamera und Romy über Deutschen Fernsehpreis bis hin zu vier Grimme-Preisen. Auch international wurde „Der Pass“ zum Hit: In über 60 Länder wurden Lizenzrechte verkauft. Am Freitag nun startet die von Genrefans heiß ersehnte Fortsetzung. Um es vorweg zu sagen: Anders als bei der US-Serie „True Detective“, mit der „Der Pass“ verglichen wird, steht die Fortsetzung der Erstlingsstaffel in nichts nach.

Die zweite Staffel macht dabei aus einigen zentralen Fragen kein Geheimnis: Nachdem in der bergigen Grenzregion zwischen dem Berchtesgadener Land und Salzburg immer wieder die Leichen von jungen Frauen gefunden werden, erkennen die Sicherheitsbehörden schnell, dass sie es mit einem Serientäter zu tun haben, der zunehmend brutaler und skrupelloser agiert. Auch die Identität des Mannes wird rasch gelüftet. Im Vordergrund steht nicht die Frage, wer für die Mordserie verantwortlich ist, sondern ob und wie es der gemeinsamen deutsch-österreichischen Ermittlungsgruppe gelingt, ihn zu finden und zu stoppen.

[„Der Pass“, Staffel zwei mit acht Episoden, ab Freitag mit Doppelfolgen bei Sky]

Die deutsche Kommissarin Ellie Stocker (Julia Jentsch) und ihr österreichischer Kollege Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) sind zunächst nur bedingt beziehungsweise gar nicht einsatzfähig. Stocker ist von den Nachwirkungen des Krampuskiller-Falls, den sie nur um Haaresbreite überlebte, trotz längerer Auszeit weiterhin traumatisiert.

Noch schlechter geht es dem urgewaltigen „Kieberer“ aus Österreich, der ein Attentat durch das organisierte Verbrechen nur knapp überlebte und zu Beginn des neuen Falls erst langsam aus dem Koma erwacht. Als Verbindungspolizistin wird darum die ebenso ehrgeizige wie gewitzte Jungkommissarin Yela Antic (Franziska von Harsdorf) zu den Ermittlungen in Österreich abkommandiert. Zu den weiteren herausragenden Schauspielern gehören neben Andreas Lust als Leiter der Ermittlungsgruppe die beiden Österreicher Dominic Marcus Singer und Christoph Luser als Erben der Baudynastie Gössen.

Kontinuität in der Produktion

Für die Herstellung der Serie setzte Sky auf größtmögliche Kontinuität: Als Produktionsunternehmen wurde wiederum Wiedemann & Berg verpflichtet, Dieter und Jakob Pochlatko von epo-film sind als Koproduzenten an Bord. Die Showrunner Cyrill Boss und Philipp Stennert sind erneut für Idee, Drehbuch und Regie verantwortlich. Und die gleichermaßen fantastischen wie bedrückenden Bilder fing auch dieses Mal Philip Peschlow ein.

Für die Musik wurde Hollywood-Legende Hans Zimmer hinzugezogen. Mit seinen Arrangements lässt die Spannung auch auf der Tonspur dem Publikum kaum Atempausen. Die Stimmung wechselt zwischen den herannahenden Gewittern der Blechbläser und dem beängstigenden Wimmern der Streichinstrumente.

Während die Dreharbeiten für Staffel eins mit Schneemassen zu kämpfen hatten, herrschte bei der Fortsetzung allerdings eher trübes Winterwetter vor. Das unterstreicht zwar einerseits die düster-beklemmende Stimmung der Serie, doch um zumindest an einigen Stellen echte Winteratmosphäre ans Set zu holen, wurden wie bei den Szenen im Schloss der Gössens Schnee von einem Wintersportgebiet herangekarrt und mit Windmaschinen verteilt.

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Die Psychologie des gestörten Serientäters wird derweil kombiniert mit der mystischen Legende des Wilderers vom Watzmann und der Kritik an einer Gesellschaft, in der einige glauben, über den Gesetzen zu stehen. Zugleich ist es eine Geschichte von unbändigen Trieben, nicht nur aufseiten des Täters. Denn am Ende gehören Ellie Stocker, Gedeon Winter, Yela Antic und Gruppenleiter Manuel Riffeser genauso zu den Getriebenen.

Und auch die Zuschauer können sich davon nicht frei machen. Der Plot ist so geschickt verwoben, dass es schwerfällt, die acht jeweils 50-minütigen Folgen nicht in einem Rutsch zu inhalieren. Dafür sorgt nicht nur das geschickte Spiel mit den Cliffhängern, sondern auch eine Erzählung, die mit Weglassungen operiert und so das Publikum zum Kombinieren auffordert – und damit nur noch fester an sich bindet. Nicht nur deshalb erscheint eine dritte Staffel mehr als wahrscheinlich.

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