zum Hauptinhalt
Leslie Mandoki bei der Ankunft am Restaurant Borchardt. Berlin, 17.12.2022

© mauritius images/Matthias Wehnert

Europäischer „Dream“: Leslie Mandoki wird 70

Als illegaler Flüchtling kam Leslie Mandoki nach Deutschland. Heute produziert er Musik für Weltstars und Konzerne, trifft Polit-Größen. Freunde nennen ihn die europäische Version des „American Dream“. Wie hat er das geschafft? Und was hat Udo Lindenberg damit zu tun?

Von Meyel Löning, dpa

Drei Tage lang liegen Leslie Mandoki und zwei Freunde im August 1975 bei ihrer Flucht aus Ungarn vor dem Karawankentunnel auf der Lauer. Als Anhänger der studentischen Opposition werden sie von der kommunistischen Diktatur verfolgt. Als die Wächter eine Runde Karten spielen, rennen die Musiker los. „Wir hatten Todesangst“, sagt der heutige Erfolgsproduzent, damals 22 Jahre alt, im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

„Wir hätten erschossen oder von der Eisenbahn überrollt werden können, aber die Sehnsucht nach Freiheit war stärker.“ Die Flucht gelingt. Mit dem Nötigsten in der Tasche – zudem die alte Kamera seines verstorbenen Vaters – erreicht Mandoki über Österreich als Flüchtling das Zentrallager für Asylbewerber im bayerischen Zirndorf.

Im Dezember 2022 bereitet Mandoki seinen 70. Geburtstag an diesem Samstag (7. Januar) vor, neben einer Feier gibt es ein Festtagsbuch mit Bildern seiner Karriere. Es sind Bilder seiner Arbeit mit Weltstars wie Lionel Richie und Phil Collins, mit Konzernen wie Disney und Volkswagen oder mit dem FC Bayern. Auf anderen Bildern ist er etwa mit Angela Merkel, Michail Gorbatschow oder Hans-Dietrich Genscher zu sehen.

Der gebürtige Budapester gilt als exzellenter Netzwerker: Regelmäßig tauscht er sich mit Größen aus der Politik aus. Sein Red Rock Studio feiert 2023 40-jähriges Bestehen, liegt malerisch in Tutzing am Starnberger See. Freunde nennen Mandoki die europäische Version des „American Dream“. Wie hat er das geschafft?

Wir hätten erschossen werden können, aber die Sehnsucht nach Freiheit war stärker.

Leslie Mandoki

„Ich hatte mich sofort in Deutschland verliebt - in die Mentalität und in die Menschen“, sagt Mandoki. „Damals gab es noch keine Integrationskurse – aber das war gut so. Ich bekam etwas anderes, was viel wertvoller war: eine Chance, mein Leben zu gestalten. Es hieß: Wenn du dich einbringst, kannst du hier deinen eigenen Weg gehen.“ Zehn Tage nach seinem Asylantrag fängt er als Schlagzeuger im schwäbischen Landestheater an. Morgens setzt er sich täglich mit zwei Zeitungen und einem dicken Wörterbuch an einen Tisch. „Das war mein Sprachkurs“, sagt Mandoki lachend. Mit Hilfe von Udo Lindenberg versucht er als Musiker Fuß zu fassen und Progressive Rock zu machen. Doch es kommt (zunächst) anders.

Denn nach der Anfrage des Labels von Musikproduzent Ralph Siegel singt und tanzt er plötzlich in der Disco-Show-Band „Dschinghis Khan“ vor einem Millionenpublikum den gleichnamigen Hit. „Eigentlich wollte ich da gar nicht mitmachen, weil ich nicht tanzen und noch nicht so gut Deutsch konnte“, sagt Mandoki. „Dschinghis Khan“ belegt 1979 Platz 4 beim Grand Prix. Schon damals sein Markenzeichen auf der Bühne: die langen Haare und der Schnauzbart.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false