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Berlin: Von Ehefrau mit Fleischklopfer tot geprügelt

Rentner jahrelang misshandelt Polizei: Ein einmaliger Fall

Die Frau schlug zu, seit Jahren schon. Der 65-Jährige war kein Schwächling, aber er wehrte sich nicht und holte auch keine Hilfe. Am Montag starb Herr K., seine Frau hatte ihn mit dem Fleischklopfer und dem Bügeleisen zu Tode geprügelt. „Gegen 16 Uhr bemerkte die Tatverdächtige, dass ihr Mann kein Lebenszeichen von sich gab“, heißt es emotionslos im Polizeibericht. Die 63-Jährige rief ihre Tochter an, die zur Wohnung ihrer Eltern an der Kleiststraße in Schöneberg fuhr und die Feuerwehr alarmierte. Doch die Sanitäter konnten nicht mehr helfen. Was sie in der Neubauwohnung sahen, erschütterte sie. Der Mann war nicht zum ersten Mal geprügelt worden. Vor allem an den Unterarmen hatte er viele Blutergüsse – er wollte die Schläge abwehren. Mehrere Rippen waren gebrochen, die Oberschenkel blutunterlaufen. Manche Verletzungen waren älter, manche frisch. Die Sanitäter riefen sofort die Polizei; die Beamten nahmen die Frau in der Wohnung fest. Die Obduktion ergab stumpfe Gewalt gegen den Oberkörper als Todesursache, er verblutete innerlich. Gegen die Frau wurde am Dienstag Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge erlassen.

Nach Angaben der Polizei war es vor der Tat zwischen den Eheleuten „zu Auseinandersetzungen gekommen“. Die Nachbarn wundert das. Denn sonst habe der Mann nie Widerstand gezeigt. Ohne sich zu wehren habe er sich von seiner Frau schlagen und herumkommandieren lassen, heißt es im Haus. „Da war totaler Rollentausch im ersten Stock“, sagt ein Nachbar. Rauchen durfte der Rentner nicht, das tat er heimlich vor der Haustür oder im Keller. Den Tabak, das wussten die Nachbarn auch, bewahrte er im Briefkasten auf. So konnte er schnell mal eine Zigarette rauchen, wenn er für seine Frau bei Lidl, nur ein Haus weiter, die Einkäufe erledigte. Ganze Vormittage saß er dann im Keller, berichtet ein Nachbar, der über den Eheleuten K. wohnt, vermutlich weil er in der Wohnung störte. Einen „Waschlappen“ nennen ihn Hausbewohner, und sie erzählen noch mehr: Er musste alles machen, der tat keiner Fliege was zu Leide, er sagte nie was, weil er so fürchterliche Angst vor seiner Frau hatte. Dabei habe er nicht einmal getrunken. Über die Täterin ist kaum etwas bekannt, denn sie hat die Wohnung selten verlassen.

Männer holen keine Hilfe

Für die Polizei ist dieser Fall eine ganz große Ausnahme. „Es ist der erste zu Tode geprügelte Mann“, sagt eine Expertin für häusliche Gewalt in der zuständigen Direktion 4. Seit Januar gibt es in Berlin bei der Direktion 7 den „Platzverweis bei häuslicher Gewalt“. 121 Männer wurden seitdem auf Anordnung der gemeinsamen Wohnung verwiesen – und bislang nur eine Frau. Verprügelte Männer holen allerdings sehr selten Hilfe. Sie fürchten, dass man ihnen nicht glaubt.

„Die Gewaltspirale fängt immer mit einer Kleinigkeit an“, sagt Cordula Albrecht von der Landespolizeischule: Erst wird die Zahnpastatube immer zerknautscht, weil sich der Partner darüber ärgert. Dann wird die Suppe immer wieder versalzen, dann setzt es Beleidigungen – und schließlich Schläge. Erst mit der Suppenkelle, dann mit dem Fleischklopfer und am Ende wird das Brotmesser vom Küchentisch genommen. „Es gibt nichts, womit man nicht zuschlagen oder -stechen kann“, sagte Kriminalhauptkommissarin Albrecht. Frau K. hat am Montag zum letzten Mal mit dem Fleischklopfer zugeschlagen.

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