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Berlin: Ustinovs Lieblingshotel in Westend wird Verwaltungssitz

Das Apart Hotel Westend an der Heerstraße 80 ist gestern zwangsversteigert worden - und soll nun zur Verwaltungszentrale einer Krankenhausgesellschaft werden. Für 5,8 Millionen Mark erwarben Kurt Michels und sein Sohn Kurt-Joseph, die in Wandlitz die "Brandenburg-Klinik" und bundesweit sieben weitere Krankenhäuser betreiben, die zwei 60er-Jahre-Bauten.

Das Apart Hotel Westend an der Heerstraße 80 ist gestern zwangsversteigert worden - und soll nun zur Verwaltungszentrale einer Krankenhausgesellschaft werden. Für 5,8 Millionen Mark erwarben Kurt Michels und sein Sohn Kurt-Joseph, die in Wandlitz die "Brandenburg-Klinik" und bundesweit sieben weitere Krankenhäuser betreiben, die zwei 60er-Jahre-Bauten. Damit steht das Aus für das Hotel zum Monatsende fest; prominente Stammgäste wie Sir Peter Ustinov und Udo Jürgens müssen künftig andernorts in Berlin logieren.

Pächterin Astrid Fricke warf der Bankgesellschaft Berlin erneut vor, einen gut gehenden Betrieb zu zerstören. Zuletzt hätten sich fünf Interessenten bei ihr gemeldet, die mehrere hunderttausend Mark weniger zahlen, aber das Hotel fortführen wollten. Die Bankgesellschaft habe sich jedoch schon vorab für die jetzigen Käufer entschieden: "Das war ein abgekartetes Spiel." Dem einstündigen Termin im Amtsgericht Charlottenburg blieb sie fern: "Ich gehe nicht zur eigenen Beerdigung."

Zuerst bot eine Vermögens-Verwaltungsgesellschaft 3,6 Millionen Mark; ein anderes Gebot in Höhe von 3,8 Millionen Mark scheiterte, weil der Interessent die nötigen Papiere nicht dabei hatte. Das Ziel, das Hotel zu retten, verfolgte niemand im Saal.

Der Verkauf erfolgte wegen Schulden von Alteigentümern bei der Berliner Bank, die rund 13,5 Millionen Mark betragen sollen. Wie es dazu kam, ist unklar. Laut Astrid Fricke waren die 37 Zimmer, vier Suiten und zwei Penthäuser immer gut ausgelastet. Trotzdem musste das Hotel Mitte 1997 vorübergehend schließen. Dann investierte die Bank 700 000 Mark und wählte Astrid Fricke, die bis dahin schon zehn Jahre lang als Marketingdirektorin in dem Hotel gearbeitet hatte, als Pächterin aus. Heute ist sich die Hotelchefin sicher, dass "der Betrieb die Bank nicht interessiert hat" und die Immobilie nur bis zum Verkauf in Schuss gehalten werden sollte. Die Bankgesellschaft, zu der die Berliner Bank inzwischen gehört, will sich zu ihren Motiven nicht äußern.

Ende vorigen Jahres hatten sich die Industrie- und Handelskammer und Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU) erfolglos für das Hotel eingesetzt. Die neuen Eigentümer kündigten an, nach Umbauten voraussichtlich im Sommer mit der Büronutzung zu beginnen. Für sie war "die gute Lage" zwischen Messegelände und Olympiastadion ausschlaggebend.

Die 59-jährige Astrid Fricke möchte in der Hotelbranche tätig bleiben und schrieb bereits Bewerbungen. Die berufliche Zukunft ihrer Angestellten ist offen. "Ich weiß nicht, was ich machen werde", sagte die 25-jährige Joanna Herman, die vor fünfeinhalb Jahren als Auszubildende ins Hotel gekommen war und später vor allem die Rezeption betreute. Vermissen werde sie besonders das "tolle Arbeitsklima". Das Hotelteam sei für sie "wie eine zweite Familie".

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