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Schuluniform

© Doris Spiekermann-Klaas

Schulkleidung: Kleider machen Schüler

An der Grundschule am Vierrutenberg lernen die Kinder täglich in Schulkleidung. Das macht sie stolz und selbstbewusst, sind die Lehrer überzeugt. Nur einige wenige Eltern sehen in der Kleidung Gleichmacherei.

In Fluss gekommen ist alles vor ein paar Jahren auf der Themse. „Wir waren mit unseren Kindern auf Sprachreise, und ein verträumter Knabe ging während einer Bootstour plötzlich von Bord. Den haben wir nur deshalb noch rechtzeitig entdeckt, weil er eines der dunkelblauen Schulshirts mit knallgelber Aufschrift trug, die wir auf die Reise mitgenommen hatten“, sagt Schulleiterin Heike Böttcher. Da war die Idee geboren: Kleider machen Leute, und Schulkleidung macht aus vielen ein Team. Die Grundschule am Vierrutenberg in Lübars ist die erste Schule der Stadt, an der Kinder jetzt an allen Tagen der Schulwoche freiwillig einen gemeinschaftlichen Dress tragen.

Auf dem Schulhof im ländlich geprägten Norden Berlins springen die meisten der Kinder in Rot oder Blau auf Klettergerüst und Fußballplatz herum. Die Kinder konnten selbst mit darüber entscheiden, was sie anziehen, und über das Logo, das an jenes des britischen Zauberinternats Hogwarts aus den Harry-Potter-Romanen erinnert. Wichtig war den Kindern die lachende Sonne links oben über dem Bild des Schulgebäudes. Natürlich ist auch an der Vierrutenberg-Grundschule die Schulkleidung keine von oben verordnete Pflicht, sondern ein von einer Elterninitiative und dem Förderverein mit engagierten Vätern wie Bernd Kontenak vorangetriebenes pädagogisches Anliegen. „Wir mögen auch den Begriff Schuluniform nicht, das klingt so streng und steif, und unsere Sachen sehen doch sehr locker und sportlich aus“, sagt etwa Elternvertreterin Dorothee Knop.

Nahezu zwei Jahre Vorbereitungszeit brauchte es, um den Dress zu Beginn dieses Schuljahres einzuführen. Erst wurden Umfragen gestartet, andere Schulen besucht, Modelle diskutiert. Die Initiatoren gewannen etwa Bezirksbürgermeisterin Marlies Wanjura (CDU) und die FDP-Bildungsexpertin Mieke Senftleben als Befürworterinnen, und die Sponsoren „Medical Park AG“ aus dem Bezirk sowie „Karls Erdbeerhof“ an der Ostsee nahe Rostock. Entscheidend ist aber auch das Engagement der Firma „BMS Sailing Wear“ aus Hamburg, die die allwettertaugliche Freizeitkleidung kostengünstig zur Verfügung stellt. Mit den Spenden der beiden Unternehmen wird zum einen der Preis subventioniert, zum anderen soll Eltern, die sich das nicht leisten können, bei Bedarf das gesamte Outfit finanziert werden. Die Eltern der Erstklässer haben für die Erstausstattung 40 Euro bezahlt, und dafür eine hochwertige Segeljacke mit herausnehmbaren Fleece-Innenfutter, ein Langarmshirt, ein T-Shirt und je nach Vorliebe ein Basecap oder ein Stirnband bekommen. Für die Schüler der Klassen zwei bis fünf zahlen die Eltern 20 Euro mehr. „In den neuen ersten Klassen haben über 95 Prozent der Eltern der 54 Kinder Schulkleidung gekauft“, sagt Bernd Kontenak. In den Klassen 1 bis 4 sind etwa 70 Prozent der Kinder mit einer Garnitur ausgestattet, ständig werden Nachbestellungen abgegeben: Das Sweatshirt etwa kostet 15 Euro, das T-Shirt acht. Bei den fünften und sechsten Klassen ist die Nachfrage naturgemäß nicht mehr so groß, weil die Kinder bald auf andere Schulen wechseln. Einige wenige Mütter und Väter sperren sich gegen den Einheitslook, für sie ist das Gleichmacherei.

In der 1b von Lehrerin Kerstin Kaeding tragen die Kinder aber die Oberbekleidung, sie finden die schick, da schnellen die Finger in die Höhe, da strahlen die Gesichter. „Die Schüler sind stolz darauf, das verleiht ihnen Selbstbewusstsein, und wenn wir mit den Klassen unterwegs sind, sprechen uns auch viele Leute positiv darauf an“, sagt auch Lehrerin Cornelia Hardge – sie geht wie andere Kollegen gern mal in Rot-Blau zur Arbeit. Viele Eltern empfinden, dass ihre Kinder nun sicherer auf der Straße unterwegs sind. Und dem sozialen Gefüge tue es gut, dass einige nicht mehr wie Marken-Models oder Prinzessinnen in der Klasse sitzen.

Annette Kögel

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