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Ein Mann und ein Hund sitzen am Rande der Innenstadt gemeinsam auf einer Bank, beobachten die Straßenszenerie und lassen Verkehr und Menschen an sich vorbeiziehen.

© dpa/Frank Rumpenhorst

Update

Reinickendorf bundesweit Vorreiter: Erste Vollzeit-Einsamkeitsbeauftragte startet in Berlin ihren Dienst

Die 39-jährige Annabell Paris kümmert sich ab sofort um ein Konzept, das Einsamkeit im Bezirk Reinickendorf untersucht. In Berlin ist jeder zehnte Einwohner von Einsamkeit betroffen.

| Update:

Das Warten hat ein Ende. Als bundesweit erste Kommune hat Reinickendorf seit dem vergangenen Donnerstag eine vollzeitbeschäftigte Einsamkeitsbeauftragte. Am 1. Februar hat Annabell Paris ihre Stelle angetreten, gab das Bezirksamt bekannt.

Die 39-Jährige war bisher Bildungsbegleiterin beim Netzwerk für betriebliche Integration und Sozialforschung, das unter anderem Schüler beim Wechsel von der Schule in die Ausbildung oder den Berufsalltag unterstützt. Paris hat Kommunikationswissenschaft studiert – und sie ist Reinickendorferin.

Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) erhofft sich von ihrer neuen Beauftragten zuerst „ein Rahmenkonzept, das aufzeigt, wo in Reinickendorf sich Betroffene aufhalten, welche Anlaufpunkte sie in der nahen Umgebung finden und welche Kräfte erst noch zu bündeln sind.“ Außerdem soll sie an einer Datenbank, mehrsprachigen Angeboten, Fachforen arbeiten und Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Die Stelle ist direkt im Verantwortungsbereich der Bezirksbürgermeisterin angesiedelt.

Unter großem medialen Interesse hatte der Bezirk die Einführung einer hauptamtlichen Beauftragten im letzten Herbst angekündigt. Einsamkeit sei unabhängig von Alter und Geschlecht in der Mitte der Gesellschaft angekommen, erklärte Demirbüken-Wegner damals.

„Es müssen Strukturen geschaffen werden, die weit über eine gewisse Art der ‚Eintagsfliegen-Beschäftigung‘ hinausgehen“, so die Bezirksbürgermeisterin seinerzeit. Japan und Großbritannien seien für sie in dieser Hinsicht Vorreiter. Dort gebe es bereits Einsamkeitsministerien.

Bereits 2022 hatte Demirbüken-Wegner zum ersten „Einsamkeitsgipfel“ im Bezirk eingeladen, damals noch in ihrer Funktion als Stadträtin für Soziales und Bürgerdienste. Ende des Jahres soll der zweite Gipfel stattfinden.

Jeder zehnte Berliner Einwohner ist nach Angaben des Bezirksamts von Einsamkeit betroffen, vor allem Altersarmut verstärkt das Problem. In Reinickendorf wären das statistisch gesehen mindestens 26.000 Bürger. Die Dunkelziffer sei höher, vermutet das Bezirksamt. Hinzu komme die relativ alte Bevölkerungsstruktur im Bezirk. Zugleich seien auch jüngere Menschen, wie etwa Großstadt-Singles, zunehmend davon betroffen. (mit dpa)

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