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Sich um ein Baby zu kümmern, kann die Nerven stark beanspruchen.

© Getty Images/Ana Rocio Garcia Franco

Neuer Alltag mit Baby: Ein Berliner Programm hilft erschöpften Eltern

Die Diakonie vermittelt ehrenamtliche Patenschaften für Neugeborene – und bietet Eltern damit Trost, Kraft sowie praktische Unterstützung.

Von Gabrielle Meton

Eine Geburt und die Zeit danach sind erschöpfend, die Nächte sind kurz, die Tage chaotisch, die neue Verantwortung ist manchmal erdrückend. „Nach einer Geburt wird erwartet, dass alles rosarot ist. Doch ist es kein einfacher Prozess, Eltern zu werden“, sagt Wibke Wonneberger, Landeskoordinatorin Berlin und Brandenburg des Patenprogramms „Känguru – hilft und begleitet“ der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Das von der Berliner Senatsverwaltung finanzierte Programm bietet jungen Eltern in dieser Zeit Unterstützung durch ehrenamtliche Pat:innen, die sie einmal pro Woche für zwei bis drei Stunden besuchen und ihnen dabei helfen, die neuen Herausforderungen zu bewältigen. „Es ist kein Babysitting. Die Paten geben den Eltern vor allem Trost und Kraft“, sagt Wonneberger. Alle Eltern eines Babys, das jünger als zwölf Monate ist, können an einem der zwölf Standorte des Projekts in Berlin und Falkensee eine Patenschaft beantragen, das geht aber auch telefonisch.

Sobald eine passende Person gefunden wird, trifft der oder die Ehrenamtliche die Eltern zu Hause. Die Landeskoordination bleibt als Mediatorin bei der ersten Begegnung zwischen dem potenziellen Paten und den Eltern dabei. Wichtig für die Beziehung sei besonders, dass sie sich auf Augenhöhe träfen. „Die Patin oder der Pate kommt als Nachbar:in oder als Freund:in, aber nicht als Fachkraft“, sagt Wonneberger. 

Das Programm verfügt derzeit über 180 Ehrenamtliche für zwischen 150 und 200 betreute Familien pro Jahr. Da die Nachfrage in der Regel die Anzahl der verfügbaren Personen übersteigt, schätzen die Eltern und die Koordinator:innen des Känguru-Projekts gemeinsam die Dringlichkeit jeder Familiensituation ab.

Jährlich sind 100.000 Frauen von einer postnatalen psychischen Erkrankung betroffen

Und in manchen Familien ist eine Unterstützung sehr dringend: Während einige Frauen nur kurz den so genannten Babyblues verspüren, Stimmungsschwankungen in den ersten zwei Wochen nach der Geburt, leiden andere an einer Wochenbettdepression. In diesem Fall treten die Symptome einer Depression wie Schlaflosigkeit, Gewichtsverlust oder Appetitlosigkeit innerhalb von zwölf Monaten nach der Entbindung auf. Nach Angaben des Vereins Schatten & Licht sind in Deutschland jährlich 100.000 Frauen von einer postnatalen psychischen Erkrankung betroffen.

Die Paten sind in solchen Fällen zwar kein Ersatz für therapeutische oder medizinische Hilfe. Die Betreuung der Kinder für einige Stunden kann den Müttern aber zum Beispiel ermöglichen, Termine bei Ärzt:innen und Psycholog:innen wahrzunehmen. Und manchmal können Sie vielleicht den Anstoß geben, dass Mütter überhaupt einen solchen Termin vereinbaren.

Die Profile der Pat:innen sind vielfältig: Junge Frauen in der Ausbildung, Großeltern, deren eigene Enkel weit entfernt leben, oder Mütter, deren eigene Kinder bereits erwachsen sind, sind darunter. Das Programm verlangt keinen Abschluss, um Pate oder Patin in einer Familie zu werden. Stattdessen ist das Bewerbungsgespräch mit den Koordinator:innen entscheidend. „Am Ende braucht es nur Reflexionsfähigkeiten und ein Herz für Kinder“, sagt Wibke Wonneberger.

Um die Kompetenzen der Patinnen und Paten sicherzustellen, werden von „Känguru“ Seminare und Workshops für die Ehrenamtlichen organisiert. Die Freiwilligen werden auf die Situation der Familien, die sie unterstützen, vorbereitet, und die Landeskoordination bleibt für Rückfragen oder Vermittlungsbedarf erreichbar. Manche Paten-Eltern-Teams bleiben Jahrelang in Kontakt.

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