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Berlin: Nachbarschaft im Neubau unerwünscht

Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) hat dem Auswärtigen Amt Neubauten im Landschaftsschutzgebiet Reiherwerder erlaubt. Doch jetzt hagelt es Proteste - auch aus den Reihen der eigenen Partei.

Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) hat dem Auswärtigen Amt Neubauten im Landschaftsschutzgebiet Reiherwerder erlaubt. Doch jetzt hagelt es Proteste - auch aus den Reihen der eigenen Partei. Und nicht nur die Reinickendorfer Sozialdemokraten lehnen den geplanten Bau einer Aus- und Fortbildungsstätte neben der Villa Borsig entschieden ab, auch der Naturschutzbund forderte Außenminister Joschka Fischer auf, die Planungen zu stoppen und erwägt eine Verbandsklage.

Die auf einer Halbinsel am Ufer des Tegeler Sees gelegene denkmalgeschützte Villa Borsig wurde in den Jahren 1911 bis 1913 für die Familie des Industriellen errichtet und diente zuletzt der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung als Tagungsort für Führungskräfte aus Entwicklungsländern. Sie soll jetzt als Gästehaus des Auswärtigen Amtes genutzt werden. Das als Gartendenkmal ausgewiesene Areal ist zudem als Standort für eine Aus- und Fortbildungsstätte für Diplomaten ausgewählt. Drei Übernachtungshäuser sollen errichtet, ein bestehendes Seminargebäude muss erweitert werden. Nach Angaben des Naturschutzbundes werden für das Vorhaben 43 Bäume gefällt. Es sind 100 Parkplätze geplant.

Weil das Gesetz die Bebauung von Landschaftsschutzgebieten verbietet, stellte das Auswärtige Amt beim Senat einen Befreiungsantrag. Während sich im vorgeschriebenen Anhörungsverfahren der Naturschutzbund (Nabu) und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) entschieden gegen die Bebauung aussprachen, stimmte der Naturschutzbeirat der Senatsverwaltung dem Projekt unter einer Reihe von Auflagen zu. Daraufhin erteilte der Senator für Stadtentwicklung dem Auswärtigen Amt im Dezember die Erlaubnis.

"Wir begrüßen jede Form von Optimierung des Standortes Reinickendorf", sagte Baustadtrat Michael Wegner (CDU) zu den Plänen. Der Naturschutzbund dagegen spricht von einem "schwerwiegenden Eingriff in Natur und Landschaft". Die vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen resultieren nach Ansicht des Verbandes auf veralteten Daten und sind unzureichend. In einem offenen Brief an den Außenminister bezeichnete der Nabu-Landesvorstand die zu erwartende Zunahme des Fahrzeugverkehrs als besonders kritisch. "Wir sind nicht gegen die Weiternutzung der Villa, aber gegen die Neubauten", sagt Ulrike Kielhorn vom Naturschutzbund.

Die Reinickendorfer SPD bringt das Thema am Mittwoch in die Bezirksverordnetenversammlung. Sie will das Bezirksamt beauftragen, sich bei Senat und Ministerium für einen Verzicht auf das Bauprojekt einzusetzen. "Überhaupt nicht glücklich" mit dem Vorhaben ihres Parteifreundes Fischer ist auch die Reinickendorfer Grünen-Fraktionsvorsitzende Anke Petters. Sie findet allerdings, es seien immerhin schon "erhebliche Abstriche" gegenüber der ursprünglichen Planung gemacht worden.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes zeigte sich "überrascht" von den jetzt geäußerten Bedenken. Bei den Planungen habe man insgesamt zwölf Naturschutzverbände einbezogen, alle Anregungen und Auflagen seien voll berücksichtigt worden. Eine Stellungnahme der Senatsverwaltung war nicht zu erhalten.

Rainer W. During

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