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Boris Becker freut sich

© dpa/Monika Skolimowska

„Nach längerem Urlaub“: Boris Becker witzelt jetzt für seinen Insolvenzverwalter

Nur drei Monate nach Haftentlassung darf Tennislegende und Werbeikone Boris Becker wieder arbeiten – als Markenbotschafter für einen Online-Fensterversandhändler.

Wissen Sie, was ein Fensterversandunternehmen ist? Wenn nicht, dann dürfte sich das bald ändern. Boris Becker wirbt nun für ein solches, und zwar mit einer groß angelegten Videokampagne. Ob das frischen Wind in sein von Skandalen erschüttertes Leben bringt, bleibt offen. Becker jedenfalls freut sich, dass er seit drei Monaten nicht mehr gesiebte Luft atmen muss, sondern „nach längerem Urlaub wieder in Frieden und Freiheit leben darf“ und etwas Geld verdienen kann.

Das erzählte er am Freitag in Berlin, im Rahmen einer anlässlich des gläsernen Deals angesetzten Pressekonferenz. Boris Becker und der Chef des Stuttgarter Fensterladens, Philipp Neuffer, standen der versammelten Journaille Rede und Antwort. Moderiert wurde das Ganze von Sportjournalist Gerhard Delling – Sie wissen schon, der eine von Delling und Netzer.

Fragen zu Beckers Insolvenz wurden nicht gestattet, waren aber auch nicht unbedingt notwendig. Becker selbst eröffnete die Konferenz mit der Aussage: „Ich bin in Verhandlungen mit meinem Insolvenzverwalter und hoffe, da schnell eine gute, eine faire, eine klare Lösung zu finden – und dazu muss ich Geld verdienen. Deswegen freut es mich, dass ich hier in seinem“, des Insolvenzverwalters, „Sinne etwas Gutes tun kann“.

Das klingt nach purer Lebensfreude, nach Witz und Spaß und ganz viel Selbstironie. Und für nichts weniger stehe Becker auch mit seinem Namen, so wurde jedenfalls die Zusammenarbeit mit dem süddeutschen Versandhaus angekündigt: „Boris Becker ist nicht nur erfolgreicher Tennisspieler, sondern auch begnadeter Entertainer“ – und als gefragte Werbeikone zeige er gerne auch mal seine humorvolle, ironische Seite.

Die Suche nach der Pointe

Im hochwertig produzierten TV-Spot des Fensterhändlers ist Becker zu sehen, wie er an einem geöffneten Fenster steht und Geld herausschmeißt, um kurze Zeit später zu verkünden: „Wirf dein Geld nicht zum Fenster raus“. Ja, was denn nun?

In einem Making-Off-Clip gibt es Anhaltspunkte, woher der raffinierte Wortwitz kommt. Hier sitzen Becker und Neuffer gemütlich zusammen und interviewen sich gegenseitig. Auf Beckers Frage, warum ausgerechnet er das perfekte Gesicht für das Unternehmen sei, antwortet der Fensterversandboss: Becker sei einer der wenigen lebenden deutschen Legenden, auf gleichem Niveau mit Beckenbauer und Lagerfeld. Nun, Lagerfeld ist seit mehr drei Jahren tot, aber von ihm ist das Zitat überliefert: „Wirf dein Geld zum Fenster raus, dann kommt es zur Tür wieder rein.“

Ich muss mich aber erstmal zurechtfinden, bevor ich eine verantwortungsvolle Aufgabe übernehme

Boris Becker

Die Weisheit gilt heute wohl als überholt. Becker wurde 2022 in London zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er dem englischen Fiskus Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwieg. Die Moral von seiner Geschichte, sagt er, sei auch ein Fingerzeig für junge Leute: In Zeiten von globalen Finanzkrisen soll man Fenster und Türen besser geschlossen halten. Wenigstens, wenn es ums Geld geht.

Die Zusammenarbeit zwischen Becker und dem Fenster-Onlineshop entstand, weil Becker und Neuffer schon seit einigen Jahren Freunde seien – obwohl Becker eigentlich zu groß für das mittelständische Unternehmen sei: „Aber wir haben es doch irgendwie zueinander geschafft und deswegen sind wir unglaublich stolz“ verriet Neuffer am Freitag.

Eine alte deutsche Weisheit besagt: Lüften! Ein Allheilmittel, wenn die Luft dick ist. Auf sein oft schwieriges Verhältnis mit Deutschland angesprochen, sagt Becker: „Es gab gute Momente und es gab schlechte, es gab faire Momente und unfaire, ein Geben und Nehmen.“ Man sei nicht immer fair mit ihm umgegangen – „aber ich bin der Letzte, der sich da beschwert“. Außerdem sei er froh, für ein Unternehmen aus seiner alten Heimat Süddeutschland werben zu dürfen.

Und auch sportlich gebe es wieder Pläne: „Ich muss mich noch ein bisschen sortieren, ich bin noch nicht so lange wieder in Freiheit, habe aber in der Tat Angebote, was positiv ist. Ich muss mich aber erstmal zurechtfinden, bevor ich eine verantwortungsvolle Aufgabe übernehme.“ Das klingt doch vielversprechend, Boris Becker ist noch lange nicht weg vom Fenster. Die schlechte Nachricht: Fenster-Wortwitze haben spätestens jetzt einen Sprung.

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