zum Hauptinhalt
Personen stellen Bücher in die neue „·Bücherbox“ am S-Bahnhof Grunewald.

© dpa/Annette Riedl

Nach antisemitischem Brandanschlag: Neue Bücherbox am Deportationsmahnmal Gleis 17 eröffnet

Nach einem antisemitischen Brandanschlag war die vorherige Box im August 2023 ausgebrannt. Nun wurde die neue Bücherbox aufgestellt.

Von

An diesem Freitag wurden Passant:innen vor dem Bahnhof Grunewald von leiser Musik und einigen Stuhlreihen an dem Platz vor dem Bahnhof begrüßt. Auf den Anlass wiesen Plakate hin, die auf einigen Baumstämmen angebracht waren: Die neue-alte Bücherbox am Deportationsmahnmal Gleis 17 wurde heute eingeweiht.

Nach und nach füllte sich der Platz mit sich herzlich begrüßenden Anwohner:innen. Stetig durch die Menge wuselte Konrad Kutt, der Gründer des Projekts Nachhaltige BücherboXX. Er schüttelte freudestrahlend eine Hand nach der anderen und führte die Menge im Verlauf des Vormittags durch das Programm.

Ein schwarzes Loch bleibt in mir übrig.

Konrad Kutt, Gründer des Projekts „Nachhaltige BücherboXX“

Konrad Kutt hatte seinen Spickzettel vergessen – aber das tat seiner Rede keinen Abbruch. Er bedankte sich bei den Zimmer:innen des Sägewerks Grunewald und allen Helfer:innen und Spender:innen für die Anfertigung dieser neuen Bücherbox. Kutt wies auch auf die Neuerung in dieser Box hin: eine kleine Audiobox, aus der auf Knopfdruck Musik des Künstlers Tal Koch zu hören ist, der auch die heutige Feierlichkeit live mit seiner Gitarre begleitet.

Initiator Konrad Kutt führte die Gäste durch das Programm.

© dpa/Annette Riedl

Doch Kutt erzählte auch davon, was diesem freudigen Anlass vorausging: Ein für ihn, so sagt er, tiefes Trauma, die Entdeckung der vorherigen brennenden Bücherbox. Der Schmerz um das, was da brannte und die Erkenntnis, dass es sich hierbei um eine hasserfüllte, antisemitische Tat handelte. Der Boden sei immer noch mit etwas von dem Schwarz des Rußes bedeckt, so Kutt. „Ein schwarzes Loch bleibt in mir übrig“, sagte er mit leiser ins Mikrofon.

Alte Bücherbox kommt ins Museum

Im August 2023 hatte ein 63-Jähriger das Vorgängermodell angezündet und ein antisemitisches Schreiben hinterlassen. Gegen den geständigen Mann lief ein rund vierwöchiger Prozess am Landgericht, der nun mit einer Freilassung endete. Dem Antrag der Staatsanwaltschaft, in aufgrund seiner gutachterlich festgestellten „schweren psychischen Erkrankung“, in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen, war das Gericht nicht gefolgt.

Die Ruine der alten Bücherbox gehört inzwischen der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn. Das Museum will sie in einer Ausstellung über Antisemitismus zeigen. 

Gemeinsam solidarisch für den Wiederaufbau

Mittels Spenden und durch Kooperation diverser Akteure konnte die neue „BücherboXX Gleis 17“ nach rund sechs Monaten nun aber aufgestellt werden. Zu den Feierlichkeiten eingeladen waren unter anderem Bezirksbürgermeisterin Kirstin Bauch (Grüne) und der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (MdB).

Michael Müller (SPD), ehemaliger Regierender Bürgermeister Berlins, sprach zur Eröffnung der „Bücherboxx“.

© dpa/Annette Riedl

Beide hielten bei der Einweihung der neuen Box kurze Reden, in denen sie den Engagierten dankten und die Tragweite der Wiederaufstellung einer Bücherbox in unmittelbarer Nähe zum Gedenkmahnmal Gleis 17 betonten. Dies sei ein wichtiges Symbol für ein gemeinsames Miteinander, so Müller. Auch Bauch betonte: „Es wird hier wieder Bücher geben – wir machen weiter, wir halten die Erinnerung wach.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false