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Jünger als gedacht. Nina Ruge und Stephan Hentschel kennen die Gemüsesorten, mit denen man das biologische Alter runterschraubt.

© Getty Images/Tristar Media

Mangold hilft am besten: Nina Ruge präsentiert neue Verjüngungskur in Berlin

Gemeinsam mit dem Sternekoch Stephan Hentschel hat die Moderatorin Nina Ruge ein neues Buch verfasst. Es enthält eine Hitliste der 100 gehaltvollsten Gemüse.

Wer Nina Ruge am Whiteboard erlebt, wie sie neueste Erkenntnisse aus der Zellbiologie referiert, kann sich gut vorstellen, dass die Moderatorin auch mal Lehrerin war. Präzise erläutert sie, was Polyphenole alles Gutes im Körper bewirken: „Biogemüse enthält meist mehr Polyphenole als Gemüse aus dem Gewächshaus“, sagt sie. Inzwischen widmet sich die studierte Biologin dem Verfassen von Bestsellern.

Im Rahmen eines kleinen Dinners im Loft ihrer Freundin Alexandra von Rehlingen am Berliner Mauerpark stellt sie an diesem Abend ihr neuestes Werk vor. Verfasst hat sie es zusammen mit Stephan Hentschel, der für das vegetarische Restaurant „Cookies Cream“ einen Stern erkocht hat.

„Der Verjüngungsplan“ enthält auch die Hitliste der Top-Gemüse-Kandidaten, wenn es darum geht, die eigene Langlebigkeit zu steigern. Mangold belegt mit einem sehr hohen Gehalt an Nitraten und Oxalsäure den Spitzenplatz, gefolgt von Rotkohl, Fenchel, Löwenzahn und Artischocken. Kohlrabi folgt zwar erst auf Platz elf, steht aber ganz am Anfang des fünfgängigen Mahls, mit dem die Autoren Appetit auf ihr Buch machen wollen.

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Jahre konnte Nina Ruge ihr biologisches Alter gegenüber ihrem eigentlichen senken – dank gesunder Ernährung.

Den feinen weißen Gemüsestreifen mit einem erfrischenden Dressing und einer pittoresken Garnitur aus kleinen grünen Oliven, Schnittlauch und roten Johannisbeeren gelingt das auch schon ganz gut. „Das sind die ersten Bärlauch-Blätter der Saison“, deutet Stefan Hentschel auf Details hin, die im Buch nicht vorkommen.

Nina Ruge mag Mangoldsuppe

Auch Nina Ruge hat das Whiteboard inzwischen zurückgelassen und erklärt von ihrem Platz an der langen Tafel für 24 Gäste die Weine des Abends. Die hat sie vom familieneigenen Weingut Villa Santo Stefano aus Lucca in Italien mitgebracht.

Wenn Gemüse immer so gekonnt zubereitet wäre wie an diesem Abend, wäre es wohl leicht, das biologische Alter gegenüber dem eigentlichen zu senken. „Sechs Jahre habe ich geschafft“, sagt Nina Ruge stolz. „Ich träume davon, mit 90 Jahren aus dem Stuhl zu fallen und bis dahin gesund zu sein“, erklärt die 66-Jährige ihre Passion für das Zellen-Training.

Mangoldsuppe mit Kokosnuss- und Currynoten machen noch mehr Lust auf die Kur. Allerdings ist es mit Gemüseköstlichkeiten allein leider nicht getan. Nina Ruge teilt an diesem Abend viele andere Tipps. Intervallfasten etwa, bei dem man jeweils 16 Stunden gar nicht isst, kann sie nur empfehlen, weil sie es selbst praktiziert – ebenso den Verzicht auf Schokoriegel, Fruchtjoghurt und veganen Fleischersatz.

Wein und Olivenöl aus Lucca

Der Rat, dass man sich auch beim Alkohol zurückhalten soll, würde noch besser ins Programm des Abends passen, wenn die Weine ihres Mannes Wolfgang Reitzle etwas weniger gut schmecken würden. Aber das Motto heißt ja zum Glück „Iss Dich jung!“ Und Nina Ruge kennt sich auch in der Olivenölproduktion aus, die auf dem Weingut ebenfalls eine große Rolle spielt.

Saubohnen mit Kartoffeln und Löwenzahn leiten schließlich die Hauptgerichte ein, deren Höhepunkt Fenchel mit Süßkartoffelpüree ist. Als Nachtisch gibt es dann noch süßliche Rote-Beete-Keulchen mit Gorgonzola, Kümmelöl und Cashew-Creme.

Kohlrabi gegen Demenz

Beide Autoren bekennen sich zu dem Ziel, ihre Leser mit angenehmen Geschmackserlebnissen zum gesunden Leben zu verführen. Fleisch und Fertigprodukte stillen zwar leicht den akuten Appetit, füttern aber auch typische Alterserkrankungen wie Muskelschwund, Demenz oder Herz-Kreislauf-Probleme.

Verbote aber, das wissen die beiden, bringen nicht viel. Die Aussicht auf Belohnung wirkt schon besser. Nina Ruge ist voller Zahlen, Daten, Fakten, die zum Teil auch schon in ihrem letzten, zusammen mit dem Altersforscher Dominik Drusche verfassten Bestseller „Altern wird heilbar“ vorkommen.

Eine 20-jährige Frau kann mithilfe einer optimierten Ernährung ihre Lebenserwartung um elf Jahre erhöhen, ein Mann sogar um 13 Jahre. Wer erst mit 60 Jahren anfängt, sich für gesundes Essen zu interessieren, kann als Mann immer noch neun und als Frau acht Jahre länger leben.

Ich verzeihe mir und mache mit gutem Gefühl weiter.

Nina Ruge

Meist benutzt die Autorin das englische Wort für Langlebigkeit: „Longevity“. Dunkle Schokolade schade dem Wunsch nach einem hohen Alter nicht, aber wer geistig fit bleiben will, sei tatsächlich auf Gemüse angewiesen.

Stephan Hentschel hat bei seinen Rezepten darauf geachtet, dass sie auch von Laien leicht nachgekocht werden können. Sein „Kamilleneintopf mit Möhre und gerösteter Kleie“ oder die „Wirsingtörtchen mit Thymian“ enthalten bewusst keine komplizierten Zutaten, die am Ende doch nur die Küchenschränke verstopfen.

Der Koch trägt zum Dinner lustige Schuhe, die den Namen „Cookies“ auf der Oberfläche in zwei Teile aufteilen. Auch einige Grundrezepte teilt er in dem Gemeinschaftswerk, seinen persönlichen Zuckerersatz „Apfelsüß“ zum Beispiel.

Noch ist Sterneküche in vegetarischen Restaurants die Ausnahme. Aber Nina Ruge weiß, dass man auch in normalen Restaurants Gemüsebeilagen XXL verlangen kann und manchmal sogar der Bitte nach Vollkornbrot entsprochen wird, wenn keins im Korb liegt.

Und wenn man das mit der Langlebigkeit doch mal vergisst? Auch Nina Ruge greift an hektischen Tagen schon mal zum Müsliriegel. Ihr psychologisches Rezept klingt so plausibel wie die Gemüsegerichte: „Ich verzeihe mir und mache mit gutem Gefühl weiter.“

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