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Kandidat Gilbert Collé.

© Foto: Nils Hasenau

Machtkampf im Berliner Norden: Gilbert Collé fordert Jörg Stroedter in der SPD Reinickendorf heraus

Seit 14 Jahren führt der Abgeordnete Jörg Stroedter die Genossen in Reinickendorf. Es mehren sich die Zeichen, dass sich das ändern könnte. Jetzt haben die Parteilinken einen Gegenkandidaten aufgestellt.

Nach der Berliner SPD starten nun auch die Reinickendorfer Genossen in einen Wahlkampf um ihren Parteivorsitz. SPD-Kreischef Jörg Stroedter bekommt bei den anstehenden Kreisvorstandswahlen einen Gegenkandidaten aus dem linken Lager. Gegen den Abgeordneten tritt der Bezirksverordnete und Ex-Fraktionschef Gilbert Collé an.

„Die Diskussion im Zuge des Mitgliederentscheids zur Neubesetzung der Landesvorsitzenden der SPD hat auch in Reinickendorf viele Dinge in Bewegung gebracht“, teilte Collé, der von 2011 bis 2016 die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung führte, dem Tagesspiegel mit. Nach 14 Jahren unter dem amtierenden Vorsitzenden sei im Kreisverband ein „starker Wille zur Erneuerung“ zu spüren.

Wie Collé und seine Unterstützer vielfach betonen, sei seine Kandidatur nicht gegen den Kreischef gerichtet, sondern als Alternativangebot gemeint. Dennoch will er eine andere Parteikultur. Das Prinzip „einer führt, die anderen folgen“ werde es unter ihm als Kreischef nicht mehr geben, erklärt der Kandidat.

Dass er aktuell über kein herausgehobenes Amt in der Bezirks- oder Landespolitik verfügt, sieht Collé nicht als Nachteil. Ganz im Gegenteil: Für ihn wäre der Kreisvorsitz nicht die Begründung, sein nächstes politisches Amt anzustreben. Dass dieser Zusammenhang von Parteiamt und Mandat manchmal vorausgesetzt werde, findet er problematisch. „Wir müssen die Politik auf mehr Schultern stellen.“ Für seine Kandidatur hat Collé nach eigenen Angaben die Unterstützung des linken Parteiflügels sowie eine Mehrheit in der SPD-Abteilung Heiligensee, die die meisten Delegierten auf dem Kreisparteitag stellt – und aus der Stroedter kommt. Dieser wollte die Kandidatur Collés auf Anfrage nicht kommentieren.

Stroedter verliert im eigenen Lager an Mehrheiten

Dass offenbar große Teile von Stroedters eigener Ortsgruppe nicht mehr hinter ihm stehen, hatte sich bereits vor einigen Wochen angedeutet. Bei den Wahlen zum Abteilungsvorsitz in Heiligensee setzte sich überraschend Aljoscha Leder gegen den amtierenden Co-Chef Sascha Rudloff durch, der Stroedter vor zwei Jahren beerbte. Mit Leder und der wiedergewählten Antonia Kremp führen zwei Mitglieder, die nicht aus dem Umfeld des Kreischefs kommen, die größte SPD-Abteilung in Reinickendorf an.

Stroedter selbst fiel bei der Delegiertenaufstellung für den Kreisparteitag im ersten Wahlgang durch. Erst im zweiten Anlauf erhielt er die erforderliche Mehrheit für ein Mandat bei der Kreisdelegiertenversammlung, eben jenem Gremium, das Ende April entscheidet, wer die SPD im Kreis für die nächsten zwei Jahre anführen soll. Im gleichen Zug hatten die Sozialdemokraten aus Heiligensee Stroedter dennoch erneut für den Kreisvorsitz nominiert. Schon damals war bei einigen Parteimitgliedern sehr schnell von „Wechselstimmung“ die Rede. Die Parteilinke, bei der durchaus auch andere Genossen mit einer Kandidatur geliebäugelt haben dürften, demonstriert Geschlossenheit und gibt sich optimistisch.

„Die Mehrheit steht“, erklärt der Abgeordnete Sven Meyer. „Wir haben ein Team aufgestellt, hinter dem sich ein Teil der SPD Reinickendorf sieht, aber alle Parteimitglieder sollen beteiligt werden.“ Ein Flügelkampf solle die Kreisvorstandswahl nicht werden, betont er.

Neben Collé führen die Parteilinken den Sozialstadtrat Alexander Ewers und die Bezirksverordnete Karin Hiller-Ewers ins Feld. Beide gehören als stellvertretender Vorsitzender bzw. Kassiererin dem Kreisvorstand bereits an. In der Reinickendorfer SPD spielt die Lagerlogik der „Solidarischen Linken“ auf der einen und der „Berliner Mitte“ auf der anderen Seite eine verhältnismäßig große Rolle. Wie beide Seiten immer wieder betonen, stehen die Gruppierungen nicht zwangsläufig für feste inhaltliche Strömungen, sondern fungieren in erster Linie als Netzwerke, um Mehrheiten zu organisieren. 

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