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DRK-Skandal: Luxuscabrio als Dienstwagen

Viele ehrenamtliche Mitarbeiter des DRK fordern Aufklärung über die Vorfälle bei der Süd-West Behindertenhilfe. Vor allem um den entlassenen Geschäftsführer Reiner Krüger gibt es nach wie vor Diskussionen.

Die Süd-West Behindertenhilfe wäre nicht der erste soziale Träger, der wegen eines teuren Dienstwagens des Chefs in die Schlagzeilen gerät. Nach Informationen des Tagesspiegels hat ein im Mai auf das Deutsche Rote Kreuz zugelassenes Audi S5 Cabrio den Anstoß zu Ermittlungen vonseiten des DRK-Kreis- und Landesverbandes gegeben, die, wie berichtet, zur fristlosen Entlassung des Geschäftsführers der Behindertenhilfe, Reiner Krüger, geführt haben.

Während Krüger den Dienstwagen mit Verweis auf entsprechende Regelungen in seinem Arbeitsvertrag rechtfertigt und bereits gegen seine Entlassung klagt, wächst bei ehrenamtlichen Mitarbeitern und Spendern die Wut über fehlende Transparenz und mangelhafte Aufklärung. Utz Dietzel beispielsweise arbeitet seit 25 Jahren ehrenamtlich für das Rote Kreuz, war Bereichsleiter der Zehlendorfer Bereitschaft. Er und seine Kollegen haben in den vergangenen Wochen viel über die offenen Fragen diskutiert: War der Verlust von 2,7 Millionen Euro, den Krüger mit dem Betreiben von Seniorenheimen erwirtschaftet hat, nur das „Ergebnis normalen unternehmerischen Risikos“, wie Krüger sagt? War das Gehalt von 220 000 Euro im Jahr den Leistungen des Managers einfach angemessen, das Cabrio ein Dienstwagen wie jeder andere? Und war der Stundenlohn von 200 Euro, den die Behindertenhilfe laut Verträgen über Jahre an die Ehefrau von Krüger zahlte, schlicht der branchenübliche Preis für gute PR-Beratung? Dietzel weiß es nicht. Das sollen Gerichte entscheiden. „Aber ich weiß, dass durch solche Aktionen das Engagement von hunderten Ehrenamtlichen in den Schmutz gezogen wird“, sagt Dietzel. Die Menschen überlegten sich dieser Tage genau, wem sie ihre Spenden noch anvertrauen können.

Er ist längst nicht der Einzige, der das so sieht. Mit einer Unterschriftensammlung versuchen Ehrenamtliche des Kreisverbandes Steglitz-Zehlendorf derzeit eine Sondersitzung zu erzwingen, um sich über die Vorgänge in der Behindertenhilfe aufklären zu lassen. Dass die Vorstände im Kreis- und Landesverband erst kürzlich von den Vorfällen erfahren haben wollen, bezweifeln viele. Dietzel selbst gilt beim Roten Kreuz als Querulant und Polemiker. In Protokollen von Kreisausschusssitzungen ist vermerkt, wie hitzig Dietzel sich teilweise in Diskussionen einbrachte, immer wieder nachhakte.

So auch im Juli 2008, als Dietzel den Vorstand auf Probleme bei der Behindertenhilfe ansprach und eine drohende Insolvenz der Seniorenheime. Der damalige Vorsitzende Rainer Otto antwortete demnach knapp, „dass das nicht den Tatsachen entspricht.“ Die Altenheime waren zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre defizitär, bis sie im Jahr 2010 bei einem Gesamtverlust von 2,7 Millionen Euro verkauft wurden. Auch Reiner Krüger selbst gibt an, die Vorstände sowohl über die Verluste als auch die umstrittene Vergabe von Aufträgen an die Werbeagentur der eigenen Ehefrau, hinreichend informiert zu haben.

Andreas Bode, Geschäftsführer des DRK-Landesverbandes, weist die Vorwürfe zurück. Zwar sei bekannt gewesen, dass die Werbeagentur Krügers Frau gehört, jedoch nicht in welchem Umfang sie Aufträge erhalten habe. Auch das Verlustgeschäft der Altenheime sei nur zum Teil bekannt gewesen. Auf Nachfrage habe Krüger nur gesagt, „man möge einen großen Unternehmer in seinem Wirkungsfeld nicht stören“, sagt Bode.

„Vielleicht müssen erst Spender abspringen, damit es endlich mehr Transparenz gibt“, sagt Dietzel. Seine letzte Hoffnung setzt er in die Politik: „Nach all den Skandalen könnte ja jemand darauf kommen, dass staatliche Kontrollen sinnvoll sind.“ Unterdessen könnte die Affäre beim Roten Kreuz ein Fall für die Staatsanwaltschaft werden. Dem Vernehmen nach ist wegen des Verdachts auf Untreue und Subventionsbetrug bereits Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt worden. Ob und inwieweit die Staatsanwaltschaft den Vorwürfen nachgeht, ist bislang offen.

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