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Berlin: Keine Männer! - 300 Frauen beim Walpurgisnacht-Zug

Der Himmel hatte krachend seine Schleusen geöffnet. Dennoch kamen am Sonntagabend rund 300 Frauen zur Walpurgisnacht-Demo nach Kreuzberg und zeigten: Die Frauenbewegung zu Beginn des neuen Jahrtausends ist vor allem autonom.

Der Himmel hatte krachend seine Schleusen geöffnet. Dennoch kamen am Sonntagabend rund 300 Frauen zur Walpurgisnacht-Demo nach Kreuzberg und zeigten: Die Frauenbewegung zu Beginn des neuen Jahrtausends ist vor allem autonom. Fast jede Demonstrantin hatte ihr eigenes Motto mitgebracht. Sie lehnten "faschistische Schreibtischtäter" ab, wollten "die Expo zerschlagen", trugen eine lila Rose als Zeichen gegen den "Sexhandel mit philippinischen Mädchen", waren gegen die Abschiebung von Emigrantinnen, gegen Rassismus, Patriarchat und Staat.

Die vielen buntgekleideten Frauen einte vor allem eine Regel: Männer durften sich an ihrer Demo nicht beteiligen. Dagegen protestierten Petra, die früher Peter war, Martin, der als Martina geboren wurde und Rainer-Maria, der beiden Teilen seines Namens gerecht wird. Mit Sanftmut beklagten die drei, dass die Frauen- und Lesbenszene sie ausgrenze und mit ihrem Beharren auf der "Zweiteilung Mann-Frau" ihrerseits "patriarchalisch" sei.

Die Frauen blieben bei der Anti-Männer-Regel. Jeder Mann, der ihnen zu nahe kam, wurde mit Mehl beworfen. "Das ist nett und gewaltfrei", rief eine Stimme aus einem Lautsprecher. Ein Fernsehmitarbeiter, dem das weiße Pulver in die Kamera rieselte, war anderer Ansicht. Es kam zu Pöbeleien und einem kurzen Handgemenge. 20 zusätzliche Polizisten eilten herbei, um ein Spalier längs des Zuges zu bilden. Nun war das Feindbild da: "Bullen verpisst Euch", brüllte es aus dem Lautsprecher, und bis zum Ende der Demo tanzten Frauen mit wehenden Röcken in der Reihe der Uniformierten. Später ging ein Teil der Demonstrantinnen in die Villa Kreuberg zur "Soli-Party", deren Erlös an den Verein "Notruf für vergewaltigte Frauen" geht.

Berit Uhlmann

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