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Berlin: Großer Wellenschlag

Opposition und Bezirke sind gegen Überlegungen, zwölf Hallenbäder ausschließlich für Vereine zu öffnen

Die Schwimmhallen-Reform der Bäderbetriebe (BBB) stößt bei den Grünen im Abgeordnetenhaus auf Widerstand. „Wenn es pro Bezirk nur noch ein Bad für Schulen und Kitas gibt, ist das für viele Klassen und Gruppen nicht mehr zu schaffen“, sagt Felicitas Kubala, sportpolitische Sprecherin der Fraktion. Wie gestern berichtet, wollen die BBB den öffentlichen Badebetrieb vom Vereins- und Schulschwimmen strikt trennen. Das soll Personalkosten sparen. Denn in den Hallen, die für die Öffentlichkeit gesperrt sind, wollen die BBB ihr Personal abziehen. Vereine würden einspringen.

Bäder-Vorstand Klaus Lipinsky verteidigt sein Konzept: „Wenn wir jetzt nicht unsere Strukturen verändern, bricht das System auseinander.“ Er sieht im BBB- Konzept „eine Chance, das Angebot beizubehalten und gleichzeitig die Kosten zu senken“.

Die Kosten würden aber nur verlagert, kontert hingegen Neuköllns Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD). „Viele Grundschulkinder haben keine Monatskarten für den Nahverkehr, deshalb zahlen wir jährlich 50 000 Euro für Fahrkarten zu den Schwimmhallen.“ Gäbe es, wie von den BBB vorgeschlagen, nur noch eine Halle für Schulen und Kitas pro Bezirk, würde das bedeuten, dass Neukölln zusätzlich 40 000 Euro für Fahrkarten ausgeben müsse.

Schimmang sagte weiter: „Bis zur dritten Klasse müssen 30 000 Berliner Kinder pro Jahrgang das Schwimmen lernen.“ Die dafür nötigen Kapazitäten seien bei nur einem Schwimmbad pro Bezirk nicht ausreichend. Felicitas Kubala sieht schon jetzt immer weniger Kita-Kinder und Schüler schwimmen gehen. „Diesen Rückgang beantworten die Bäderbetriebe mit einer weiteren Schließung – ein Skandal!“

Rückenwind für ihre Pläne bekommen die Bäderbetriebe von den anderen Parteien im Abgeordnetenhaus. Die Sportfachfrau der SPD, Karin Seidel-Kalmutzki, sieht durch das Konzept eine alte Forderung der Koalition erfüllt: „Wir wollen Planungssicherheit für Vereine und Schulen.“ Die sei nun erreicht. Die Sorge der Grünen, dass durch längere Wege immer weniger Kinder schwimmen gehen, teilt Seidel-Kalmutzki nicht: „Das muss besser organisiert werden.“

Die CDU möchte das Angebot der Bäderbetriebe möglichst erhalten und fordert eine grundsätzliche Diskussion über die Neuordnung der Berliner Bäderlandschaft. Ihr sportpolitischer Sprecher Axel Rabbach sagte, weder Kunden noch Vereine und Schulen dürften benachteiligt werden. Die FDP unterstützt die Hallen-Reform der BBB als „Richtig und wichtig“. Dabei dürfe es aber nicht bleiben. Der Senat solle eine grundsätzliche Reform voranbringen und die BBB aufteilen in eine Immobilienholding und einen Unternehmensteil, der das Personal zur Bewirtschaftung der Bäder auffängt. Lipinsky sagt, er sei zu Gesprächen bereit. Im April entscheidet der Aufsichtsrat.

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