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Mehr Tempo 30 bitte: Ein Straßenschild vor dem Fernsehturm in Berlin. (Symbolbild)

© Imago/Steinach

Gefahren auf Berlins Straßen: Damit Verkehrssicherheit kein leeres Wort bleibt, muss mehr Tempo 30 her

Wer im Alltag auf Berlins Straßen unterwegs ist, lebt ständig mit der Angst um sein Leben. Doch zu einer lebenswerten Stadt gehört auch der Schutz aller Verkehrsteilnehmer. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Latz

Noch liegt die Zahl der Verkehrstoten in diesem Jahr in Berlin unter den Werten der vergangenen Jahre. Dennoch sind auch 2022 bislang 30 Menschen auf den Straßen der Hauptstadt ums Leben gekommen. Von der Vision Zero – dem Ziel, keine Verkehrstoten mehr verzeichnen zu müssen, ist Berlin meilenweit entfernt. Und was die Zahl leicht vergessen lässt: Auch wer bei einem Unfall nicht stirbt, muss als Schwerverletzter teils ein Leben lang mit den Folgen dieses Unglücks kämpfen.

Als Gesellschaft sollten wir es daher als Aufgabe verstehen, unsere Straßen möglichst sicher zu gestalten. So, dass Menschen an diesen öffentlichen Orten nicht ständig einer so großen Gefahr ausgesetzt sind, ihr Leben zu verlieren, während sie eigentlich nur ihre täglichen Wege zu Arbeit, Schule, oder Sport zurücklegen.

Die Frage ist, was das in der Praxis bedeutet. Weniger Unfälle, Verletzte und Tote wollen alle. Wenn für mehr Sicherheit jedoch insbesondere der Autoverkehr Einschränkungen hinnehmen muss, wird der Unterstützerkreis schnell kleiner.

Dabei ist es relativ eindeutig: Fußgänger und Radfahrer sind die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Weniger Gefahr auf den Straßen bedeutet deshalb nicht nur, aber vor allem auch, diesen im Stadtverkehr immer wichtiger werdenden Gruppen zu mehr Sicherheit im Verkehr zu verhelfen.

Nötig ist dazu zum einen, insbesondere große, komplizierte Knotenpunkte zu entschärfen. Aber das ist deutlich einfacher gesagt als getan. Wie schwer ein solcher, grundsätzlicher Umbau ist, zeigt der Platz der Vereinten Nationen in Friedrichshain. Hier wollen Senat und Bezirk eine geschützte Kreuzung nach niederländischem Modell errichten, die vor allem der Sicherheit von Radfahrern zugutekommen soll. Doch die Planungen sind langwierig, die tatsächlichen Vorteile umstritten. Und am Ende wäre damit auch nur eine Kreuzung in einer riesigen Stadt verbessert.

Ähnlich kompliziert sind Änderungen der Ampelschaltung. Es dürfte helfen, wenn alle Richtungsverkehre getrennt voneinander Grün haben. Doch der Preis wäre, dass der Verkehr an vielgenutzten Kreuzungen kaum noch funktionieren würde. Auch nicht jeder Fußgänger und Radfahrer wartet gerne deutlich länger an der Ampel.

Wenn der Autoverkehr nicht drastisch reduziert wird, mindestens um die Hälfte, besser noch um zwei Drittel, wird das nichts werden mit sicheren Straßen und sauberer Luft.

Schreibt Community-Mitglied CJa

Einfacher und schneller helfen würde es dagegen, die Geschwindigkeit vielerorts zu reduzieren. Fahrern bleibt mit weniger Tempo auch in brenzligen Situationen mehr Zeit zum Reagieren. Kommt es zur Kollision, gehen die Unfälle oft glimpflicher aus. Mehr Tempo 30 in Städten würde den Verkehr sicherer machen.

Bei Tempo 30 darf nicht vergessen werden, dass Busse und Straßenbahnen (soweit nicht auf getrennter Trasse fahrend) sich auch daran halten müssen, was dessen Attraktivität auch nicht hilft.

Schreibt Community-Mitglied Ruhlebener

Leider fehlt den Kommunen wegen der Straßenverkehrsordnung dazu die rechtliche Möglichkeit. Es wäre auch am Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), das zu ändern. Versteht er sich als Vertreter aller Verkehrsteilnehmer, sollte sein Bestreben sein, auch für alle mehr Sicherheit auf den Straßen zu schaffen.

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