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Schick für die Premiere. Sophie Nélisse und Nico Liersch sind die beiden jungen Stars in „Die Bücherdiebin“. Der Film startet am 13. März.

© dpa/Eventpress Stauffenberg

Am roten Teppich: "Die Bücherdiebin" feiert Kinopremiere

Die beiden Hauptdarsteller des Films „Die Bücherdiebin“ wollten vor dem roten Teppich noch etwas Bildung: Am Nachmittag besuchten Sophie Nélisse und Nico Liersch das Anne-Frank-Zentrum.

Auschwitz also. Vorletzte Station auf Anne Franks Weg in den Tod. Der Rundgang durch die kleine Ausstellung nähert sich seinem Ende, als Sophie Nélisse, prominente Besucherin im Anne-Frank-Zentrum in der Rosenthaler Straße, eine Frage hat. Sie streift leicht über den linken Unterarm: „Hatte Anne Frank eine Tätowierung erhalten?“ Patrick Siegele, Ausstellungsleiter und geübter Führer durch das ausgestellte Grauen, muss bejahen. Auch Anne wurde als Auschwitz-Häftling gekennzeichnet. 13 Jahre war sie alt, als ihre Familie sich in Amsterdam versteckte, 13 Jahre alt sind auch die Frankokanadierin Sophie Nélisse und Nico Liersch aus München, die jungen Hauptdarsteller des Films „Die Bücherdiebin“, Verfilmung des Weltbestsellers von Markus Zusak um die junge Liesel und ihre lebensrettende Liebe zu Büchern. Eine Leidenschaft, die sie die anfängliche Fremdheit in der Pflegefamilie, die Angst um den dort versteckten Juden und schließlich den Horror der Bombennächte überstehen lässt.

Am Abend hatte der zu weiten Teilen im Studio Babelsberg gedrehte Film seine Premiere im Zoo-Palast, mit Regisseur Brian Percival, den Darstellern Emily Watson, Ben Becker und eben Sophie und Nico, der Liesels Freund Rudi spielt. Am frühen Nachmittag aber, eine gewiss willkommene Unterbrechung des Interviewmarathons, dazu kurz vor dem Mittagessen, ging es in den wild mit Graffiti und Werbung für dieses und jenes Szeneangebot geschmückten Hinterhof der Rosenthaler Straße 39. Für solch einen Film genau das richtige ergänzende Programm. Otto Weidt hatte hier seine Blindenwerkstatt, versuchte die jüdischen Mitarbeiter zu schützen, so gut es ging, versteckte auch eine vierköpfige Familie in einer Wohnung direkt gegenüber des Anne- Frank-Zentrums – ohne Erfolg: Sie wurde verraten, wie in Amsterdam die Familie Frank.

Zu Besuch bei Anne Frank. Sophie Nélisse und Nico Liersch informierten sich über das Leben des Mädchens.

©  Davids/Gregor Fischer

Zwei exemplarische Schicksale, aber nur Anne Franks wurde weltberühmt – dank des Tagebuchs. Ein Faksimile liegt aus, dort werden Sophie und Nico zuletzt verharren, während die Kamera leise vor sich hin surrt und der Kameraverschluss klickt. Denn auch solch einem halb privaten Besuch gilt die mediale Aufmerksamkeit. Immerhin: Nur ein TV-Team, ein Fotograf, ein Reporter – gegenüber der Interviewroutine im Hotel de Rome und abends dem Gewimmel am roten Teppich bleibt das geradezu intim.

Zwei Jungschauspieler lassen sich also den Holocaust erklären, aufmerksam und nur gelegentlich dazwischenfragend. Beide nicht mehr Kind, aber noch nicht Jugendlicher, offensichtlich medienerfahren, das Lächeln nach Bedarf funktioniert schon ganz gut, aber die Natürlichkeit ist noch ungebrochen, erfrischend. Welcher altgediente Star würde in solch einer Situation schon bekennen, dass ihm das Buch besser gefalle als der Film? Sophie hat da keine Probleme. Und sie lässt auch keinen Zweifel daran, dass Anne Frank als Filmrolle – immerhin gibt es in Deutschland gleich zwei Projekte – erst mal nicht interessieren würde. Sie möchte Abwechslung, nicht schon wieder einen Film wie „Die Bücherdiebin“, eher eine Komödie, vielleicht auch einen Action-Film. Rollenvielfalt also – die junge Dame hat offenbar noch viel vor.

Und was waren die schwierigsten Szenen für sie beim Dreh? Auf Anweisung lachen. Die traurige Geschichte habe sie aber nicht belastet: „Ich trenne eben zwischen mir selbst und meiner Rolle“, erklärt sie routiniert. Nico dagegen hat besonders die Darstellung des eigenen Todes Mühe bereitet: „Es war beim Drehen noch nie erforderlich, dass ich sterbe.“ Das war die überlegte Antwort, die spontane klang noch, halb im Scherz wohl, halb ernst, ganz anders: „Der Kuss.“ Eine doppelte Schwierigkeit: Beim Kuss, da ist Rudi schon tot.

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