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Selbstbestimmt. Tanja Lenke war auf ihrem Karriereweg auch in Asien und Amerika.

© Emanuele Siracusa/Promo

Frauen in der Berliner Wirtschaft: Die Begleiterin auf dem Weg in die Selbstständigkeit

Den Eltern zuliebe bewarb sie sich auch mal bei Banken. Heute unterstützt Tanja Lenke mit ihrer Plattform She-Preneur lieber Frauen, die eine Firma gründen.

Hauptsache, ein sicherer Job. Am besten bei der Bank. Das war ihren Eltern damals wichtig. Verständlich. Tanja Lenke, aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie in Kassel, sollte es mal besser haben.

Den Eltern zuliebe hat sie sogar Vorstellungsgespräche bei Banken gehabt, aber die liefen „miserabel“, sagt die heute 40-Jährige. Also hat sie das Unternehmen She-Preneur gegründet, das selbstständigen Frauen helfen will, ihr eigenes Business aufzubauen.

Eigentlich war ihr Wunsch nach Freiheit und ins Ausland zu gehen immer stark. Die günstigste Variante? Als Au-pair. So landete Tanja Lenke nach dem Abitur für ein Jahr in Kalifornien, in einem kleinen Ort nahe San Francisco. Schon hier sei ihr klar geworden, es war dieser „Spirit“ vieler Amerikaner, der auch in ihr steckte: Das Unternehmerische, das Selbst-Gestalten und Selbermachen.

Doch bevor sie das verwirklichen konnte, ging es erstmal zurück nach Deutschland zum Studium – nach Osnabrück. Dort konnte man European Business Management studieren. Wenn schon zurück in Deutschland, dann wollte sie zumindest etwas Internationales machen, dachte Lenke. Der damals exotisch klingende Titel war im Grunde BWL mit Marketing und Personal als Schwerpunkt.

Der Plan ging auf. Wieder nutzte Lenke die Chance und ging für ein Praktikum und ihre Diplomarbeit ein Jahr lang weit weg – nach Mexiko zu VW.

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Daraus folgte gleich der erste feste Job: VW plante damals in Malaysia den Markteintritt. Lenke, damals 25 und „noch etwas grün hinter den Ohren“, ging dorthin und wurde Assistentin der Geschäftsführung – also „Mädchen für alles“ – und ließ sich auf das Abenteuer Asien ein. „Ich suchte immer die Herausforderung“.

In der Wirtschafts- und Finanzkrise erhielt sie ihre erste Kündigung

Zwei Jahre, bis 2007 war sie dort, sei in jedes Detail der Arbeit der dortigen Chefs involviert gewesen, habe unheimlich viel gelernt, viele neue Leute die als Kollegen nach und nach dazu kamen, kennengelernt. Doch dann war die Euphorie vorüber. Es war Zeit, zurückzugehen. In der Wohnung der Eltern in Kassel blieb sie nicht lang. Es folgte der nächste Job: Marketing im kanadischen Vancouver. Dann kam die Wirtschafts- und Finanzkrise, Tanja Lenke erhielt ihre erste Kündigung im Leben und ging 2009 zurück nach Deutschland.

Was war die spannendste Stadt, in der man dort leben konnte? Berlin. Und so zog sie in die Hauptstadt, jobbte nebenbei in einem Callcenter und bekam bald ihren nächsten Job bei einem US-Unternehmen aus dem „Food-Service-Bereich“. Es ging um eine Art Paypal, also Punktesammelsystem, für Lebensmittelhersteller.

Immer wieder hätten Frauen gefragt, wie sie das gemacht habe mit ihrer Selbstständigkeit

Nach ein paar Jahren habe sie aber gemerkt, dass sei eigentlich selbst Geschäftsführerin sein wollte – am besten in ihrem eigenen Unternehmen. Mit einem Gründungszuschuss fing sie 2013 als selbstständige Marketing-Beraterin an, entwickelte Websites und Marketingstrategien, etwa für ein Food-Start-up.

Was früher schon auffiel: Immer wieder hätten vor allem Frauen gefragt, wie sie das geschafft habe, sich selbstständig zu machen, Kunden zu gewinnen. „Denen habe ich dann Tipps gegeben, sie beraten, alles natürlich kostenfrei“, sagt Lenke. Bis sie dachte, mit ihrer Expertise und Erfahrung könnte sie diese Hilfestellungen auch zu einem Geschäftsmodell machen.

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So entstand She-Preneur – eine damals schon reine Online-Beratung für Frauen, die sich selbstständig gemacht haben oder planen, es zu tun und auf den Weg dahin begleitet werden wollen. Das war vor rund fünf Jahren.

Schon damals hat Tanja Lenke rein virtuell und per Videokonferenz gearbeitet mit ihren Kundinnen und hat online Webinare konzipiert – weit vor Corona also. Das sei zu der Zeit bereits gut angekommen, seit Corona „wird mir die Bude eingerannt“, sagt sie. Digital ist nun auch außerhalb ihres Unternehmens normal geworden.

Die Grundidee: Frauen mit einander zu vernetzen

Die Grundidee, Frauen mit einander zu vernetzen „in einem geschützten Raum“, hab sie immer weiter ausgebaut. Mittlerweile gibt es eine rund 5000 Mitglieder starke She-Preneur-Community. Lenke produziert kleine Live-Videos und umfangreiche Beratung im kostenpflichtigen Mitgliederbereich. Die meisten Frauen wollen wissen, wir sie ihr Geschäft digital aufbauen und wie sie es schaffen, es so aufzubauen, dass es noch in ihr Leben passt, schildert sie. Mit dem, was sie sich aufgebaut hat, habe sie ihre Erfüllung gefunden.

Der Drang nach Freiheit und Selbstbestimmtheit, das, was sie schon in jungen Jahren spürte, seien das, was sie antreibt. Und dieser Drang habe ihr auch geholfen, sich zu etwas zu trauen. Das gibt sie auch den Frauen, die sie um Rat fragen mit: Man muss sich trauen.

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