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Mobile Bürgeramt-Teams als Entlastung?

© Doris Spiekermann-Klaas

Vorschläge des Netzwerks AußerGewöhnlich Berlin: Das Bürgeramt im Schwimmbad

Prophylaxe gegen auslaufende Ausweise und mehr: Ein Bürger-Netzwerk legt dem Abgeordnetenhaus Ideen für besseren Verwaltungs-Service vor.

Das kommt dabei raus, wenn man die Stadtgesellschaft mobilisiert: Ein gutes Dutzend teils brillante Ideen zur schnellen Problemlösung bei den überforderten Bürgerämtern. Beispiel gefällig? Mobile Bürgeramt-Teams in Einkaufzentren, Schwimmbädern oder auf öffentlichen Plätzen, wo mal schnell der „Perso“ während des Shoppens oder Flanierens verlängert werden kann. Oder hier: „Prophylaxe-Service“ – aber nicht als Vorsorge für weiße Zähne, sondern fürs amtliche Dokument, indem eine Info-Mail des Amtes ein halbes Jahr vor Ablauf des Dokuments warnt und gleich einen Terminvorschlag zur Verlängerung mitliefert.

Allen Fraktionen des Abgeordnetenhauses liegt das Papier vor, das vom Netzwerk „AußerGewöhnlich Berlin“ ausgeheckt wurde. „Das Wissen zur Lösung aller Probleme ist in Berlin da“, meint dessen Gründer Alexander Wolf und bringt gleich die nächste Idee auf: Setzt doch ehrenamtliche „Bürgergremien“ zur Unterstützung der Verwaltung ein. Die 70 Berliner, die ihre Vorschläge zur Entlastung der Bürgerämter einbrachten, kommen übrigens aus unterschiedlichen Gesellschaftskreisen: Unternehmer, Clubbesitzer, Aktivisten, Berliner eben.

Erweiterung der Komfortzone

Natürlich stammt auch manches aus dem Reich des Wünschbaren zur Erweiterung der Komfortzone: die „extreme Erweiterung der Öffnungszeit“ von Bürgerämtern müsste wohl teuer erkauft werden. Und das „Notfall-Termin-Kontingent“ gegen „Express-Gebühr“ gibt es schon, jedenfalls zur Beantragung eines Reisepasses. Anderes, wie die Anzeige der Wartezeit online für diejenigen, die ohne Termin im Bürgeramt aufschlagen, wäre schon hilfreich.

Wegweisend könnte die Übertragung der „SB-Kassen“ aus Baumärkten auf die Bürgerämter sein. Alle Daten ins System eintragen, das kann jeder selbst, wenn ein Mitarbeiter in der Nähe ist für Fragen oder schnelle Hilfe. Durch diese Selbstbedienung könnten die Ämter viel Arbeitszeit und Geld sparen. Die frei gewordenen Ressourcen wiederum ließen sich in die Erhöhung der Gehälter und gelegentliche Blumenpräsente zur Motivation der Mitarbeiter investieren – auch das schlägt das Netzwerk vor. Dazu noch Vorschläge, die gar nichts kosten: „Öfter mal die armen Mitarbeiter umarmen“ – wer weiß, was das alles auslösen kann.

Delius bringt mobile Teams im Abgeordnetenhaus an

„Eine Maßnahme der Personalentwicklung“ nennt Ex-Pirat Martin Delius diese Umarmungsstrategie mit Augenzwinkern. Und überhaupt: „Der allergrößte Teil der Vorschläge ist gut und richtig“ und sei allemal besser als die Veränderungen der Koalition vom vergangenen Jahr, mit der Rot-Schwarz die Defizite in den Bürgerämtern beheben wollte.

Kommende Woche will Delius mit der Piraten-Fraktion den Einsatz mobiler Teams für die Anmeldung von Neuberlinern ins Abgeordnetenhaus einbringen. Nur so sei die „Rechtssicherheit“ der Wahl im September sicherzustellen. Viele Wahlberechtigte könnten sonst – wegen der monatelangen Wartezeiten – am Urnengang gehindert werden.

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