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30.000 Besucher werden auf der Mary Jane Berlin erwartet.

© Mary Jane Berlin

Warten auf grünes Licht: Berliner Hanfmesse Mary Jane im Zeichen der Legalisierungspläne

Wird Cannabis bald legalisiert? Aussteller auf Deutschlands größter Hanfmesse stellen sich auf einen Umschwung in der Branche ein – und bringen sich in Position.

Von Colin Ivory Meyer

Schon bevor man den Eingang der Berliner Hanfmesse Mary Jane sieht, liegt der süßlich-penetrante Marihuanageruch in der Luft. Ob hier CBD, ein Wirkstoff aus dem legalen und nicht-berauschenden Teil der Cannabispflanze oder das berauschende, noch kriminalisierte THC geraucht wird?

Die Messe, die am letzten Juni-Wochenende in Treptow stattfindet, steht in diesem Jahr unter den Vorzeichen der Legalisierungspläne der Ampel. Mitte April stellte die Bundesregierung ein Eckpunktepapier vor, das die Droge entkriminalisieren und die Abgabe in sogenannten Social Clubs ermöglichen soll. Industrielles Cannabis „Made in Germany“ und lizensierte Geschäfte waren, mit Blick auf europarechtliche Bedenken, vom Tisch. Ein konkreter Gesetzesentwurf liegt noch nicht vor.

Trotzdem befindet sich der Cannabismarkt im Umbruch. Da die Social Clubs nicht-gewinnbringende Vereine sein sollen, ist unklar, ob sich mit der freizeitlichen Nutzung überhaupt zusätzliche Profite erwirtschaften lassen. Anbieter, die sich in der Produktion auf dem Cannabismarkt positioniert haben, suchen jetzt nach Alternativen.

So kann man auf der Hanfmesse von Bongs und anderem Raucherbedarf über Pflanzenzubehör bis zu Schuhen aus Hanf alles finden. Viele Stände sind in buntem Graffitistyle designt, andere sehen eher aus wie Arztpraxen.

Über das Wochenende rechnen die Veranstalter mit bis zu 30.000 Besuchern. Am Samstag sieht man im Publikum viele Kleidungsstücke mit Cannabisblütenmuster, sowie Dreadlocks und Tattoos – Kiffer-Klischees werden bedient. Gleichzeitig zeigt sich, wenn sich beispielsweise zwei silberhaarige Frauen zu medizinischem Cannabis erkundigen, wie unterschiedlich die Nutzer sein können.

Samed Soydemir ist als Arzt beim medizinischen Dienstleister für Cannabistherapie, Canncura, tätig. Das im August letzten Jahres gegründete Unternehmen bietet Beratung und Therapie an. Soydemir spricht von einem wachsenden und wandelbaren Markt. Er sieht große Möglichkeiten in der Behandlung durch Cannabis, etwa von chronischen Schmerzen und psychischen Erkrankungen. „Es gibt Patienten mit sehr komplizierten Krankheitsbildern, die einfach nicht vorankommen“, sagt er und fügt hinzu: „Wenn ein sicheres und einfaches Medikament wie Cannabis da Abhilfe schaffen kann, ist das eine Chance.“

Verlässt man die Messehalle gen Außenbereich, guckt man auf die Spree und das Badeschiff hinunter. Auf der einen Seite nuschelt der Bonner Rapper Lollito irgendwelche Wörter, aggressiv auf stumpfe Hip-Hop Beats. Auf der anderen sitzen drei Frauen in ihren Fünfzigern.

Eine von ihnen ist Martina, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will. Sie nutzt seit Jahren CBD-Produkte zur Entspannung, auch ihr Pferd bekomme Hanf. Von der Politik ist sie genervt, dass sie sich mit der Legalisierung so viel Zeit lässt. „Da warten wir doch alle drauf“, sagt sie.

Claudius Wagenseil von Gizeh, einem Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen, das zu den großen Playern im Raucherbedarf zählt, sieht in der Entkriminalisierung von Cannabis die Chance für einen neuen Markt, der mit Blick auf Produkte und Konsumenten diverser ist. „Die Konsummuster werden sich verändern und neue Zielgruppen dazu kommen“, sagt er.

Zwei Messebesucher schauen sich Bongs an einem Stand an.

© dpa/Hannes P. Albert

Auch Patrick Hage von Growshop, einer Berliner Firma für Pflanzenzubehör, glaubt an neue Möglichkeiten durch die Legalisierung. Seine Zielgruppe sind Menschen, die Cannabispflanzen anbauen. Im Sortiment finden sich Bewässerungsanlagen, die passende Erde sowie spezielle Scheren zum Ernten von Cannabisblüten.

Ein Grow-Schrank des Herstellers Timberjane wird am eigenen Stand präsentiert.

© dpa/Hannes P. Albert

Sebastian Riessland sieht es kritisch, dass es nach den Plänen der Ampel nur Eigenanbau geben soll. Er ist Geschäftsführer von Magu, einem Produzenten und Vertreiber von CBD-Produkten. Die meisten CBD-Produkte in Europa seien chemisch behandelt, erzählt er. „Das hat die Cannabispflanze nicht verdient.“

Es brauche Regulierungen, um Qualitätsstandards festzulegen. „Wir bräuchten ein Reinheitsgebot für Cannabis“, fordert er. Auch sein Unternehmen, dass eine Forschungslizenz für THC hat, warte darauf, dass endlich etwas passiert.

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