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Matthies meint: Bis es oben „Bimm!“ macht

Ach Mensch, Berlin. Wieder so eine Woche voller Gedröhn, alles negativ.

Ach Mensch, Berlin. Wieder so eine Woche voller Gedröhn, alles negativ. Einer von der CSU – wie war gleich der Name? – hat gehöhnt, im Flughafen-Aufsichtsrat werde nun die Pfeife durch die stellvertretende Pfeife ersetzt. Ja, bitte, darf denn jetzt jeder? Ist die deutsche Hauptstadt freigegeben zum Abschuss durch jeden, der dafür eine einigermaßen originelle Formulierung findet?

Wenn wir uns die Welt als globalen Freizeitpark vorstellen, dann ist Berlin der Lukas, auf den jeder so lange draufhauen darf, bis es oben „Bimm“ macht. Bezogen aufs politische System könnte man sagen: Die Stadt ist der Dirk Niebel unter den Weltmetropolen, immer gut für eine großmäulige Ansage ohne Substanz. Niebel übrigens hat am Freitag beim Besuchen der indonesischen Insel Sulawesi mitgeteilt, zweifellos werde die FDP wieder in den niedersächsischen Landtag einziehen, was in seiner kosmopolitischen Gummistiefligkeit eben doch auch irgendwie sehr berlinisch wirkt.

Es ist insofern unglaublich günstig, dass es auch noch David Bowie gibt. Der Glamour-Gott aus der Hauptstraße 111 hat uns Lokalpatrioten wieder Hoffnung gemacht, er hat der Stadt praktisch einen Elektroschock versetzt, wie man ihn kollabierenden Herzpatienten gibt, 200! Zack! Noch mal! 250! Zack! Wir haben ihn wieder!

Dabei: Was hat er eigentlich genau getan? Aus der wohlverdienten Rente ein Liedchen geschmettert, aus dem sich, wenn man genau hinhört, vorn die Worte „Potsdamer Platz“ heraushören lassen, weiter hinten „Dschungel“, „KaDeWe“ und „Bösebrücke“. Okay. Die Reaktion aber fiel etwa so aus, als habe sich Elvis lebend aus dem Grab erhoben, um persönlich Milch und Honig und Gitarrenakkorde über Kreuzbergmittefriedrichshain regnen zu lassen. „Bowie liebt uns!“, flüsterten wir, ja, „er erinnert sich sogar an uns!“

Das muss für die nächsten Wochen reichen. Gérard Depardieu, noch so einer aus der Bowie-Liga, hat die deutsche Hauptstadt gerade ohne ein Wort des Bedauerns überflogen, ist in Moskau gelandet, wo man ihm nun sogar die KP-Mitgliedschaft angetragen hat. Ja, so handeln wahre Weltbürger.

Unsere Verantwortlichen haben dagegen die Chance vertan, den großen Schauspieler in Berlin zum Ehrenvorsitzenden der salonbolschewistischen Internationale zu ernennen. Wo ist die Linkspartei, wenn man sie braucht? Wie es scheint, haben in Berlin überall die stellvertretenden Pfeifen das Sagen.

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