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Gaststätte mit gutem Zweck. Im „Charlottchen“ arbeiten überwiegend Menschen mit Behinderungen.

© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Flotte Lotte: Sozialbetrieb feiert Jubiläum

Im Restaurant „Charlottchen“ arbeiten Menschen mit Behinderungen – genauso professionell und zum gleichen Tarif wie andere Gastronomiekräfte. Daraus wurde im Laufe eines Vierteljahrhunderts eine große Integrationsgesellschaft, die in ganz Berlin aktiv ist.

Das Charlottenburger Lokal an der Droysen-, Ecke Gervinusstraße war eine ganz normale Kneipe, bis daraus vor 25 Jahren das Restaurant „Charlottchen“ wurde. Heute ist es bekannt als familienfreundliches „Kinderrestaurant“ mit großer Spielecke sowie einer Bühne, auf der das Spektrum vom Kindertheater bis zu Kabarett für Erwachsene reicht.

Doch die Besonderheit sind die Mitarbeiter – denn im „Charlottchen“ arbeiten vor allem Menschen mit Behinderungen zum Tariflohn. Und dieses Modell wurde zur Keimzelle der Integrationsgesellschaft „Mosaik-Services“, die jetzt ihr 25. Jubiläum feiert.

Weitere Lokale, ein Laden und Dienstleistungen folgten

Familienfreundlich. Ein Blick in die Spielecke mit Rutsche. Hier bereitet ein Mitarbeiter während der Jubiläumsfeier ein Menü vor.

© Cay Dobberke

Inzwischen betreibt man stadtweit acht Gastronomie-Standorte, zum Beispiel im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Mitte, im Martin-Gropius-Bau in Kreuzberg, im Jagdschloss Grunewald und im Steglitzer Kulturhaus „Schwartzsche Villa“. Außerdem gibt es eine Gebäudereinigung, eine Malerei, einen Büroservice und einen Naturkostladen im S-Bahnhof Frohnau. Ende 2013 kam der „Gärtnerhof Charlottenburg“ am Fürstenbrunner Weg hinzu, wo Obst und Gemüse in Bio-Qualität angebaut und verkauft wird.

Insgesamt beschäftigt Mosaik-Services 180 Menschen, darunter 31 Auszubildende. Von den Mitarbeitern sind 111 schwer körperlich oder geistig behindert. Laut Frank Jeromin, Geschäftsführer des Mosaik Unternehmensverbundes, wurden bisher 224 Menschen in den Servicebetrieben ausgebildet, knapp die Hälfte von ihnen bekam nach bestandener Prüfung eine tarifliche Anstellung.

Geburtstagsfeier mit einem der Gründer. Frank Jeromin ist Geschäftsführer des Mosaik Unternehmensverbunds.

© Cay Dobberke

Die Eigenfinanzierung gelingt nicht immer

Ganz ungetrübt ist die Erfolgsgeschichte aber nicht. Manche Einrichtungen mussten aus wirtschaftlichen Gründen schließen, darunter 2013 das Ausflugslokal Forsthaus Paulsborn am Grunewaldsee. Inzwischen führt eine neue Wirtin das Lokal als konventionellen Betrieb.

Auch das „Charlottchen“, wo alles begann, gilt bei Mosaik „ein bisschen als Sorgenkind“: Das Restaurant ist unrentabel und wird intern durch Gewinne aus anderen Betrieben querfinanziert. Die Hauptzielgruppe, Mütter mit Kinder, konsumiert wohl nicht genug. Wie es heißt, wird etwa bei den regelmäßigen Fußballübertragungen stets deutlich, dass Mütter nun einmal „nicht so trinkfest“ seien wie männliche Fußballfans.

Die Muttergesellschaft hat 2300 Mitarbeiter

Das nächste Jubiläum feiert man schon im September – dann wird der Trägerverein des Unternehmensverbunds Mosaik 50 Jahre alt, zu dem auch Werkstätten und Wohnheime gehören. Mit rund 2300 Beschäftigten an 50 Standorten ist Mosaik ein großer Arbeitgeber in Berlin und dem Umland.

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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