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Volle Wartezimmer, bald seltener zu sehen in Berlin?

© picture alliance / dpa / Foto: dpa/Patrick Pleul

KV Berlin stutzt Praxis-Angebot zurecht: Ab Januar deutlich weniger Behandlungstermine

Weil sich die Kassenärztliche Vereinigung Berlin vernachlässigt fühlt, will sie ab 1. Januar ihre Leistungen reduzieren. Patienten werden länger auf Arzttermine warten müssen.

Ab Januar 2024 werden sich Patient:innen in Berlin darauf einstellen müssen, schlechter an Arzttermine zu kommen. Grund dafür ist, dass Haus- und Facharztpraxen zehn Prozent weniger reguläre Behandlungsfälle abrechnen können. Das hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin in dieser Woche beschlossen.

Die KV Berlin verwaltet die Honorare der Krankenkassen. Sie legt mit dem Praxisbudget, auch Regelleistungsvolumen genannt, einen Grenzwert fest, bis zu dem jeder Fall voll vergütet wird. Behandelt eine Praxis mehr Patient:innen, erhält diese nur eine gestaffelte Vergütung. Den Grenzwert hat die KV Berlin nun gesenkt – und zugleich den Geldbetrag pro Fall gesteigert.

Die Einnahmen der Praxen bleiben also voraussichtlich gleich, nur gibt es jetzt einen Anreiz für sie, weniger Patient:innen zu behandeln. „Vereinfacht dargestellt werden die Praxen ab Januar nur noch so viele Patient:innen medizinisch versorgen und entsprechende Behandlungsfälle abrechnen, wie sie von den Krankenkassen bezahlt bekommen“, heißt es bei der KV Berlin.

Zwist mit Krankenkassen und Politik

Hintergrund ist, dass sich die KV Berlin von Politik und Krankenkassen vernachlässigt fühlt. Sie klagt unter anderem über teure Energiekosten und als zu niedrig empfundene Honorare. 2024 werden Kassenärzt:innen zwar ein Honorarplus in Höhe von 3,85 Prozent erhalten. Die KV Berlin empfindet die Steigerung jedoch als zu niedrig und einen „Schlag ins Gesicht der ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeuten“. Der Vorstandsvorsitzende Burkhard Ruppert warnte im Sommer gar vor einem „langsamen Sterben der Praxen“.

Laut der KV Berlin bekommen die Praxen in Berlin seit Jahren zu wenig Geld für ihre Leistungen. Sie argumentiert, dass diese draufzahlen müssten: Die Leistungen lägen 20 Prozent über der mit den Kassen vereinbarten Leistungsmenge.

Der jetzt erfolgte Schritt kann als eine Art Denkzettel gedeutet werden. Dennoch teilt die KV Berlin mit: „Dabei ist uns ganz wichtig, dass in der Öffentlichkeit nicht ankommt, dass die Berliner Praxen ihren Patientinnen und Patienten die medizinische Behandlung verweigern.“ Das Gegenteil sei der Fall. „Wir wollen mit diesem Schritt der Politik und den Krankenkassen klarmachen, dass etwas passieren muss, damit die ambulante Versorgung nicht an die Wand gefahren wird.“

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