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Bauwert-Vorstand Jürgen Leibfried, Baustadtrat Florian Schmidt und Bausenator Christian Gaebler (von der Mitte nach rechts) legen symbolisch den Grundstein.

© Teresa Roelcke

Baubeginn für neues Quartier in Berlin-Kreuzberg: „Bockbrauerei“ bietet Flächen für Wohnen und Kultur

Im Herzen des Kreuzberger Bergmannkiezes entstehen 220 neue Wohnungen. Die ursprünglich geplante Gedenkstätte für Zwangsarbeiter wird wohl nicht realisiert.

Nach einer siebenjährigen Planungszeit ist am Dienstag der Grundstein gelegt worden: Für die „Neue Bockbrauerei“ im Kreuzberger Bergmannkiez geht es nun in die Bauphase. Nebenbei feierte die Bauwert AG, die das Projekt entwickelt, ihr 40-jähriges Bestehen.

Auf 32.000 Quadratmetern Nutzfläche soll auf dem Areal in der Schwiebusser Straße bis Ende 2026 ein Quartier mit 220 neuen Wohnungen entstehen. Sie teilen sich auf in 130 Eigentumswohnungen, in Mikroapartments für Studierende und geförderte Wohnungen. Außerdem soll es eine Kita geben, außerdem Büro-, Gastronomie- und Kulturflächen.

Verhandlungen mit der Degewo

Für die künftige Übernahme der Studierendenapartments, des geförderten Wohnraums und der Kita sei man aktuell in Verhandlungen mit der landeseigenen Degewo, sagte Bauwert-Vorstand Jürgen Leibfried dem Tagesspiegel. Das 1839 gebaute Bestandsgebäude, die „alte“ Bockbrauerei, wird an eine Genossenschaft gehen. Hier sollen die Kunst- und Kulturnutzungen einziehen.

So soll es hier mal aussehen, wenn das Quartier fertig ist.

© Bauwert AG, Bonanni Architekten

Bau- und Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) lobte in seinem Grußwort die „berühmte Kreuzberger Mischung“, die die Bauwert im neuen Quartier vorbildhaft realisiere. Mit dem Nebeneinander von Gewerbe, Kultur, Denkmalschutz und gefördertem wie auch frei finanzierten Wohnraum sei das neue Quartier „genau das, was ich mir als Stadtentwicklungssenator wünsche.“

Das Projekt zeige, dass auch in Friedrichshain-Kreuzberg Wohnungen geplant und vorangetrieben würden, sagte Gaebler. „Was ich an der Bauwert AG besonders schätze, ist der Gestaltungsanspruch“, der sich bei der Neuen Bockbrauerei in den Entwürfen für eine abwechslungsreiche Architektur zeige, ergänzte Gaebler. Zwei Architekturbüros sind für die Gestaltung des Hochbaus verantwortlich: Bonanni Architekten und Tchoban Voss Architekten.

Das Gebäude der alten Bockbrauerei wird zum Kulturzentrum.

© Teresa Roelcke

Jürgen Leibfried, Gründer und einer von drei Vorständen der Bauwert AG, erfüllt die Grundsteinlegung nebst Firmenjubiläum „mit großer Freude und auch ein klein wenig Stolz“, wie er sagte. Zum feierlichen Anlass seien sogar Kollegen der Wing Group aus Polen und Ungarn angereist, die seit Anfang 2023 einen Mehrheitsanteil von 60 Prozent der Aktien an der Bauwert hält.

Der Bergmannkiez sei eine der begehrtesten Lagen in Berlin, sagte Leibfried. Er freue sich, dass die Bauwert schon etwa dreißig Prozent der Eigentumswohnungen verkauft beziehungsweise in Vorverträgen vergeben habe.

Gedenktafel statt Gedenkstätte

Der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt (Grüne), erwähnte lobend, dass etwa 25 Prozent des neuen Quartiers gemeinwohlorientiert genutzt werden sollen. Besonders hob er hervor, dass im Bestandsgebäude eine Tanzschule, das Tikwa-Theater, eine Trommelschule und das Archiv der Jugendkulturen unterkommen sollen.

Immer wieder würden Berliner Kultureinrichtungen aus ihren Räumlichkeiten verdrängt, sagte Schmidt, „aber hier sind sie abgesichert, und dafür danke ich Ihnen, Herr Leibfried.“

25
Prozent des neuen Quartiers sollen gemeinwohlorientiert genutzt werden

Nicht zur Sprache kam auf der Veranstaltung die Gedenkstätte, die im Verlauf der Planungen in Kooperation mit der Topographie des Terrors für die Kellerräume im Gespräch war. In diese waren 1945, kurz vor Kriegsende, Produktionsstätten der Telefunken verlegt worden, in denen Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.

Auf Tagesspiegel-Nachfrage sagte Leibfried, es werde wohl lediglich eine Gedenktafel angebracht, schließlich seien die Kellerräume vor allem als Produktionsstätten geplant gewesen, aber nur drei Wochen wirklich als solche genutzt worden.

Die Bauwert wurde 1983 gegründet und ist inzwischen mit mehr als 330 realisierten Projekten zu einem der führenden deutschen Unternehmen in der Branche geworden. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von Wohnungen in Berlin und dem Berliner Umland.

Deutschlandweit entwickelt die Bauwert außerdem Gewerbeimmobilien in Groß- und Mittelstädten. Vorstände sind neben Jürgen Leibfried auch Michael Staudinger und Daniel Herrmann.

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