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Ein Hakenkreuz und ein durchgestrichener Davidstern sind an einer Gedenkstätte zu sehen.

© dpa/Daniel Reinhardt

Gaza-Konflikt und Querdenker: Antisemitische Taten in Berlin deutlich gestiegen – Mai Rekordmonat

Im ersten Halbjahr 2021 hat es mehr als 500 antisemitische Vorfälle gegeben, deutlich mehr als im Vorjahr. Experten machen zwei Hauptanlässe dafür aus.

Die Zahl antisemitischer Vorfälle in Berlin ist im ersten Halbjahr 2021 deutlich angestiegen. Insgesamt wurden zwischen Januar und Ende Juni 522 Vorfälle bekannt. Das waren 75 mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres (447), wie die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (Rias Berlin) am Donnerstag mitteilte.

Im Schnitt seien Rias Berlin jeden Tag knapp drei antisemitische Vorfälle bekannt geworden. Registriert wurden in den ersten sechs Monaten zwölf Angriffe, 22 gezielte Sachbeschädigungen, 15 Bedrohungen, 447 Fälle „verletzenden Verhaltens“ wie Beleidigungen und abwertende Online-Kommentare sowie 26 antisemitische Massenzuschriften.

Insgesamt waren 128 Personen direkt von Antisemitismus betroffen, 87 davon waren jüdisch und/oder israelisch oder wurden als solche wahrgenommen.

Samuel Salzborn, Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus, sagte dazu: „Jede antisemitische Tat ist eine zu viel. Deshalb muss das Ziel sein, dass es keine antisemitischen Vorfälle mehr gibt. Davon sind wir leider weit entfernt.“

Die Dokumentation von Rias verdeutliche, dass sich antisemitische Vorfälle häufen, wenn Antisemiten Vorwände finden, um ihren Hass zu rechtfertigen, sagte Salzborn. „Das war zuletzt im Kontext der verschwörungsideologischen ‚Querdenkerszene‘ und bei den antiisraelischen Demonstrationen im Frühjahr sichtbar.“

Polizei erfasst 161 antisemitische Straftaten im gleichen Zeitraum

Zu diesem Zeitpunkt, im Mai, wurden so viele Fälle an Rias gemeldet wie noch nie zuvor. In einem Monat waren es 211 antisemitische Vorfälle. Als Anlass diente laut Rias in mehr als 70 Prozent aller Fälle in dieser Zeit der Israel-Palästina-Konflikt, der Anfang Mai erneut gewaltsam ausgebrochen war.

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Auch auf den sogenannten Querdenker-Demonstrationen kommt es häufig zu antisemitischen Vorfällen. 15 Prozent (78) aller registrierten Vorfälle wiesen einen entsprechenden Bezug auf. „Wie bereits 2020 werden aus Teilen des ‚Querdenker‘-Milieus antisemitische Verschwörungsmythen propagiert sowie die Schoa und die NS-Zeit relativiert und bagatellisiert“, sagte dazu Sigmount Königsberg, Beauftragter gegen Antisemitismus der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Die Polizei registrierte laut einer parlamentarischen Anfrage in der ersten Jahreshälfte 161 antisemitische Straftaten in Berlin. Rias erfasst auch Bedrohungen oder Anfeindungen, die unter der Strafbarkeitsgrenze liegen können. Sie können von Betroffenen oder Zeugen im Internet gemeldet werden.

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