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WENDEKalender: 15. Januar 1989

Ein Aufruf zur Gegendemo führt zur Verhaftung von Oppositionellen

Am 15. Januar, einem Sonntag, sind Stasi und Volkspolizei in Ost-Berlin, Leipzig und anderen DDR-Metropolen im Großeinsatz. Es ist der 70. Jahrestag der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Abseits der offiziellen „Kampfdemonstration“ werden wieder viele Oppositionelle das Luxemburg-Zitat über die „Freiheit des Andersdenkenden“ vor westlichen Kameras einfordern. Im Vorjahr waren in Ost-Berlin 100 Dissidenten verhaftet worden, darunter Freya Klier und Wolfgang Templin. Sie wurden anschließend zur Ausreise gezwungen. Diesmal liegt der Schwerpunkt der Ereignisse in Leipzig. Bereits zwei Tage vor dem Gedenkmarsch wurden elf Mitglieder einer kirchlichen Friedensgruppe verhaftet, weil sie in Flugblättern zur Gegendemo aufgerufen hatten. Die Gruppe aus Studenten und Arbeitern hatte das Flugblatt mit „demokratische Sozialisten“ unterschrieben. Ihre Wohnungen wurden von Stasi-Offizieren durchsucht. Am 20. Januar meldete der Tagesspiegel, dass alle Inhaftierten wieder auf freiem Fuß seien. Gegen die Initiatoren der Gegendemo liefen aber weiterhin Ermittlungsverfahren. loy

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